Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Ulmer Riedteile: Gift im Boden gefunden
Bei Untersuchungen entdeckten Experten Weltkriegsmüll im Biotop - Das Areal im Neu-Ulmer Süden ist nun gesperrt
(kat) - Ein Bereich des Baugebiets „Ulmer Riedteile“im Neu-Ulmer Süden ist ab sofort gesperrt. Dort haben Experten krebserregende Stoffe im Boden festgestellt. Wie Sandra Lützel, Pressesprecherin der Stadt, mitteilt, stellen diese zwar keine Gefahr für Anwohner dar, jedoch sollte direkter Bodenkontakt vermieden werden, „damit verunreinigte Bodenpartikel weder über den Mund noch über die Atemwege in den Körper gelangen“. Bei den Stoffen, die im Erdreich gefunden wurden, handle es sich um Müll aus dem Zweiten Weltkrieg.
Wie berichtet, will die Stadt im Nordwesten Ludwigsfelds in den nächsten Jahren das neue Quartier „Ulmer Riedteile“mit rund 400 Wohnungen und Platz für 1000 Menschen errichten. Das Bauleitplanverfahren für das Gebiet läuft seit Anfang des Jahres. Im Rahmen dessen wurde nun geprüft, ob im Boden Altlasten vorhanden sind – leider mit Erfolg: Denn in Proben, die dem 3200-Quadratmeter-Biotop entnommen wurden, befanden sich polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, sogenannte PAK. „Diese stammen vermutlich aus unvollständigen Verbrennungsprozessen“, sagt Lützel. Die Stadtverwaltung geht nun davon aus, dass an dieser Stelle in der Nachkriegszeit Müll abgelagert und verbrannt worden ist.
Um Bürger vom Grundstück fernzuhalten, hat die Stadtverwaltung entsprechende Schilder angebracht. Aufgrund der Schadstoffbelastung müssen Bäume und Sträucher im betreffenden Gebiet im kommenden Winter gerodet und anschließend der Boden ausgetauscht werden. „Wir bedauern sehr, dass wir diesen alten und ortsbildprägenden Baumbestand nicht erhalten können“, sagt Karen Bounaga, verantwortliche städtebauliche Planerin im Neu-Ulmer Rathaus. „Um die Altlasten zu entfernen, bleibt uns allerdings nichts anderes übrig, als das Gehölz zu roden. Umweltbelange, also der Schutz von Mensch, Umwelt und Grundwasser gehen einfach vor.“ Lützel ergänzt: „Die Stadt sucht nach einer Ausgleichsfläche für das Biotop.“Vermutlich werde dem Ökokonto eine entnommen, „die hochwertiger sein wird“. Und was wird aus der durch die Rodung entstanden Brache? „Dort werden wieder Bäume gepflanzt“, teilt die Pressesprecherin auf Nachfrage der NUZ mit.
Dass PAK in Neu-Ulmer Boden gefunden wird, sei keine Seltenheit. Jedoch sei am Biotop in den Ulmer Riedteilen nicht auszuschließen, dass sich dort Menschen aufhalten. Um diese zu schützen, habe sich die Stadt entschieden, das Gebiet ganz zu sperren. Der Zeitplan des Bauvorhabens werde dadurch nicht über den Haufen geworfen. Die Verwaltung geht davon aus, dass im Jahr 2020 mit den Erschließungsarbeiten für das Gebiet begonnen werden können.