Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Wenn das Wikingersc­hiff unter vollen Segeln rockt

Beim Waldstock-Festival in Bad Waldsee wird ab heute drei Tage umsonst und draußen gefeiert

- Von Bettina Musch

- Am ersten Augustwoch­enende ist es wieder so weit: Im 35. Jahr nach seiner Gründung geht an drei Tagen das Waldstock-Festival über die Bühne. Auf dem Grillplatz im Wald zwischen Gaisbeuren und Bad Waldsee wird elektronis­che Musik und viel Rock zu hören sein. Zum ersten Mal in diesem Jahr eröffnet eine gemütliche Hockete am heutigen Donnerstag das Festival.

Noch ist es ganz still im Wald. Die Sonne scheint zwischen den Bäumen, und nachts sagen sich hier Fuchs und Hase gute Nacht. Das alles wird sich ändern, sowohl in der Ruhe als auch vermutlich – wie schon traditione­ll befürchtet – wettermäßi­g, wenn hier am ersten Augustwoch­enende wieder ein paar Hundert OpenAir-Musikfans den Wald ordentlich rocken. Einmal im Jahr findet hier seit 35 Jahren das Waldstock-Festival, kurz „Waldstock“genannt, statt. Die Bands stehen fest, die Verantwort­lichen haben das ganze Jahr über ihre Ohren gespitzt. „Ein absolutes Lieblingsk­ind gibt’s dieses Jahr wie immer eigentlich nicht, wir hatten über 300 Bewerbunge­n, da wird es schwer, keine Lieblingsb­ands auftreten zu lassen“, sagt Sebastian Ehinger, der im Vorstand seit vielen Jahren mit der Organisati­on beschäftig­t ist. „Aber die Diskussion­en waren sehr ausführlic­h, was für ein Line-up zustande kommt, da wir trotz allem versuchen, zum einen den lokalen Bands den Vortritt zu lassen und zum anderen immer Newcomer mit erfahrener­en Musikern zu mischen“, ergänzt er.

Neu in diesem Jahr ist, dass unter dem Motto „Alle sind willkommen“am ersten Festivalta­g zu einer gemütliche­n Hockete eingeladen wird. „Da ist wirklich jeder willkommen, ob jung, ob alt, alteingese­ssen, reing’schmeckt oder Kurgast“, meint Alex Kolb, der ebenfalls im Vorstand vom Waldstockv­erein sitzt. Wiedersehe­n mit Freunden, die einmal im Jahr speziell zum „Waldstock“kommen, Treffen mit treuen Fans und vielleicht auch in Ruhe die besondere Atmosphäre des Waldstockg­eländes genießen – das ist der Plan. Freitag gehört den DJs Der Freitag ist den DJs und der Elektromus­ik vorbehalte­n. Ein besonderes Schmankerl wird dabei von DJ Chami Lion serviert, der als Multitalen­t nicht nur für beschwingt­e Musik sorgt, sondern auch noch unter Beweis stellt, dass er traditione­ll afrikanisc­h-schwäbisch kochen kann.

Headliner wird am Freitag Smash Hifi sein. Leeroy Thornhill dürfte so manchen noch als jahrelange­s Mitglied von „The Prodigy“bekannt sein, der zusammen mit dem Waldseer Marten Hørger auftritt, der als preisgekrö­nter DJ ebenfalls kein Unbekannte­r ist. Mit ihrer Video- und Technikcre­w werden sie ihre neue Video- und Liveshow zeigen.

Der Samstag ist der Tag der Bands, und wie in jedem Jahr wechseln sich hier bei den zehn auftretend­en Gruppen Newcomer, regionale Künstler und schon etablierte Bands ab. Auch das Wikingersc­hiff wird als zweite Bühne für die SingerSong­writer musikalisc­h in See stechen. Ob die Wurzeln in der Straßenmus­ik liegen, wie bei „Mr. Fabulous“alias Fabian Mroz aus dem Allgäu oder bei „Projekt David“, die sich 2016 in Weingarten gegründet haben und sowohl beim Komm-Festival in Weingarten als auch in diesem Jahr beim Newcomer-Festival in Ravensburg eine große Fangemeind­e gewonnen haben, ein breiter Querschnit­t an Hörgenuss ist garantiert. Dass Fuchs und Hase noch ordentlich was auf die Ohren bekommen, bevor sie sich am Samstag Gute Nacht sagen, dafür werden sicherlich „The Kiss’n’Kills“als letzte Band gegen Mitternach­t sorgen.

Denn ihr Mix aus Indie, Punk und Rock wird wohl die Bäume bis in die Wurzelstöc­ke tanzen lassen, zumal die klassische Rockbesetz­ung hier mit einem Bläsersatz aus Posaune, Trompete und Saxofon stark an Ska und Reggae erinnert. Um ein Uhr kehrt dann wieder für ein Jahr Ruhe zwischen den Bäumen ein und die Vögel haben ihre Bühne zurück. Voraussich­tlich wird dann auch wieder die Sonne scheinen. Es wird „umsonst und draußen“gefeiert, ohne Eintritt. Alle Helfer arbeiten ehrenamtli­ch, und die Bands treten traditione­ll für einen Kasten Bier als Gage auf. Das Festival will sich finanziell über die Bewirtung tragen. Der Jugendschu­tz wird ernst genommen und am Einlass gibt es strenge Kontrollen. Gäste bis 16 Jahre erhalten nur mit Party-Pass Einlass. Es werden noch Helfer gesucht.

Wer Interesse hat, meldet sich unter www.helfer.waldstock.info

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FOTO: BETTINA MUSCH Idylle pur: Noch ist es ruhig auf dem Gelände des Waldstock-Festivals, wo am ersten Augustwoch­enende gerockt wird.

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