Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Eine Biotonne im Kreis Biberach lohnt sich nicht
Über mögliches Bringsystem entscheidet der Kreistag – Umweltministerium ist vorerst zufrieden
- Im Landkreis Biberach soll es auch weiterhin keine Biotonne geben. Und das, obwohl Umweltminister Franz Untersteller das von allen Landkreisen in BadenWürttemberg fordert (SZ berichtete). Die meisten Landkreise sammeln den Bioabfall längst getrennt vom Restmüll, so schreibt es das Kreislaufwirtschaftsgesetz vor. Einige wenige Kreise wie Biberach, Sigmaringen und der Alb-Donau-Kreis wehren sich vehement gegen die Einführung einer Biotonne. Der Landkreis Biberach hat nun aber einen anderen Weg gefunden und das Umweltministerium vorerst zufriedengestellt.
„Wir haben so geringe Mengen an Bioabfall in unserem Restmüll, dass sich die Biotonne einfach nicht lohnt“, sagt Frank Förster, Leiter des Abfallwirtschaftsbetriebs des Landkreises Biberach. „Die Einführung wäre wirtschaftlich und ökologisch nicht vertretbar.“Bei der Sortieranalyse im Jahr 2015 kam heraus, dass sich weniger als 20 Kilogramm Biomüll pro Jahr und Einwohner im Restmüll befinden. Im Jahr 2013 waren es elf Kilogramm. „Bei diesen geringen Mengen wären die Sammelkosten im Verhältnis eklatant hoch“, sagt Frank Förster. „Da wir ein Flächenlandkreis sind, ist die Quote der Eigenkompostierung extrem hoch.“Er geht deshalb davon aus, dass nicht einmal die Hälfte der Haushalte die Biotonne überhaupt annehmen würden. Keine Änderung vor 2019 Überzeugt hat das Umweltministerium zudem die mögliche Einführung eines sogenannten Bringsystems. Frank Förster wolle den Bürgern natürlich die Möglichkeit geben, ihren Bioabfall zu entsorgen. „Wir haben 47 Grüngutsammelplätze im Landkreis, die könnten wir mit zusätzlichen Containern für den Bioabfall ausstatten“, sagt der Leiter des Abfallwirtschaftsbetriebs. Diesem Vorschlag muss allerdings erst noch der Kreistag zustimmen. Wann das Thema auf der Tagesordnung steht, ist noch unklar. „Vor 2019 wird sich erst einmal nichts ändern“, sagt Förster. „Wenn das Gremium allerdings gegen das Bringsystem stimmt, dann schaltet sich das Umweltministerium wieder ein.“
Denn das Kreislaufwirtschaftsgesetz des Bundes schreibt seit 2015 vor, dass der Bioabfall separat erfasst werden soll. „Von der Einführung einer Biotonne steht da allerdings nichts“, sagt Förster. „Denn wenn es wirtschaftlich unzumutbar ist, eine Biotonne einzuführen, muss man nach einer anderen Lösung suchen.“ Deshalb hofft er, dass das Bringsystem breite Zustimmung bei den Kreisräten findet. „Ich verspreche mir viel von einem Bringsystem, wir sollten das auf jeden Fall ausprobieren“, sagt Förster. „Ich bin sehr gespannt, wie sich das auf die Restmüllmengen auswirkt.“
Doch zunächst muss das Thema in den Kreistag. Dass die Kreisräte keine Biotonne möchten, haben sie im März 2016 bereits mehrheitlich entschieden. Die Einführung einer Biotonne hätte auch massive Auswirkungen auf die Abfallgebühren. „Für die Bürger wäre das eine Gebührensteigerung von 37 oder sogar 74 Prozent“, sagt Förster. „Es gibt zwei Möglichkeiten, entweder wir legen die Kosten nur auf die Haushalte um, die dann tatsächlich eine Tonne haben, oder wir schlagen die Kosten auf die Grundgebühr für alle.“Das würde er nur ungern tun, „denn mit unseren Abfallgebühren liegen wir unter dem Bundesdurchschnitt und das freut uns und auch die Bürger“, so Förster. Seit zwölf Jahren sind die Abfallgebühren im Landkreis Biberach stabil, 2013 wurden sie sogar um zwölf Prozent gesenkt. Becher gehört in gelben Sack Einen Appell hat Frank Förster aber doch noch an die Bürger: „Alle sollten ihren Abfall konsequent trennen, so können wir den Restmüll weiter verringern“, sagt der Abfallwirtschaftsbetriebsleiter. Mit der Einführung des gelben Sacks und der blauen Tonne sei schon viel gewonnen.
Was ihn am meisten ärgert, sind die vielen verschiedenen Einwegverpackungen. „Der Coffee-to-go-Becher landet zum Beispiel im Restmüll, weil er meist in öffentliche Abfalleimer geschmissen wird, dabei gehört der in den gelben Sack.“ Mengen sind akzeptabel Die Restmüllmengen seien im Landkreis Biberach trotz allem akzeptabel. 2015 waren es pro Kopf 135 Kilogramm, ein Jahr später 136,9 Kilogramm. „Das ist lediglich eine Steigerung um 1,4 Prozent“, sagt Förster und ist zufrieden. „Deutschlandweit steigen die Restmüllmengen, das liegt größtenteils an den gestiegenen Einwohnerzahlen.“Auch in Biberach sind es jährlich rund 1000 Haushalte mehr.