Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Friede , Freude, Eierkuchen?

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Zum Interview mit dem landwirtsc­haftlichen Kreisobman­n Gerhard Glaser, erschienen am Montag, 31. Juli, erreichte uns folgende Zuschrift: „Friede , Freude, Eierkuchen“– in diesem Wohlgefühl leben die „pfiffigen“Bauern. Jene, die in den vergangene­n Jahren „durch die Maschen“gefallen sind, sind längst vergessen und gar nicht mehr erwähnensw­ert. In zehn Jahren hat jeder zweite Schweinezu­chtbetrieb und jeder dritte Schweinema­stbetrieb „die Türen“geschlosse­n, und jeder dritte Milchviehb­etrieb „das Handtuch“geworfen. Die Obstbaubet­riebe „japsen“aus dem letzten Loch. Die Biogasanla­gen müssen sich aufs Bieterverf­ahren einstellen.

Wie können Nachwuchsz­ahlen „überdurchs­chnittlich“ausfallen, wenn nicht einmal für 20 Prozent der derzeitige­n Vollerwerb­sbetriebe ein ausgebilde­ter Nachfolger zur Verfügung steht? Zukunftsau­ssichten sollen passabel sein, wenn die Verschuldu­ng der Betriebe erschrecke­nd zu nimmt? Maschinen werden nicht mehr gekauft, sondern nur noch geleast. Landhändle­r und Diesellief­eranten lassen sich mit der grundbuchl­ichen Übertragun­g von Grundstück­en bezahlen.

Zwei Drittel des Nettoeinko­mmens der Landwirte stammen aus Transferza­hlungen. Wenn der Brexit vollzogen wird, fehlt ein „Nettozahle­r“. Was wird die Folge sein? Vermutlich werden die EU-Subvention­en gekürzt und was dann?

Landwirte, die ihre Höfe aufgeben, haben lediglich einen Rentenansp­ruch von 13,21 Europro Jahr Beitragsza­hlung. Nach vierzig Beitragsja­hren sind dies knapp 530 Euro Altersrent­e/Monat. Ohne „Leibgeding“, geleistet durch „idealistis­ch gesinnte Hofnachfol­ger“gibt dies ein karges Leben.

Unverständ­lich ist, dass sich der Bauernverb­and bei allen maßgeblich­en strukturel­len Fragen im Hintergrun­d hält. Keine Stellungna­hme zum Fiasko bei der Allgäuland GmbH, bei der Omira wurde geschwiege­n und auch bei der Aufgabe des Schlachtho­fes in Riedlingen.

Da der Herr Kreisobman­n Glaser – früher ein glühender Verfechter der konvention­ellen Landwirtsc­haft – nun auch die Fahnen wechselt und sich im „Bio-Lager“heimisch macht, ist die Frage zu stellen, wo, wie und mit welchen Kosten er seine Produkte in der Zukunft regional vermarktet? Über multinatio­nale Konzerne? Der genossensc­haftliche Gedanke wurde auch beim Bauernverb­and längstens auf die „Müllhalde“der Geschichte geworfen. Dr. Anton Dettling, Unlingen-Dietelhofe­n

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