Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Eagles of Death Metal zurück in Paris
Konzertfilm für die Opfer des Terrors im Club Bataclan
- Es wäre den Eagles of Death Metal (EODM) ohne jeden Zweifel lieber gewesen, sie wären durch ihre Musik so bekannt geworden: Die Band, die alles spielt nur keinen Death Metal, stand im Club Bataclan auf der Bühne, als islamistische Attentäter am 13. November 2016 in dem Konzertsaal das Feuer eröffneten. 89 Menschen starben bei dem Angriff, der Teil der Anschläge von Paris mit insgesamt über 200 Toten war.
Wie unfassbar dieses Erlebnis für den sonst so abgezockt wirkenden Frontmann Jesse Hughes war, sah man später in einem „Vice“-Interview, in dem ihm bei der Erinnerung an den Abend immer wieder die Stimme versagte und ihn die Tränen übermannten. Wer sagt, dass der Band karrieretechnisch ja nichts Besseres hätte passieren können, da sie ohne diese Ereignisse nie so bekannt geworden wäre, outet sich als bemitleidenswerter Zyniker.
Hughes hatte nach dem Anschlag mit Verschwörungstheorien und islamophoben Äußerungen für Ärger gesorgt. Umstritten war der erzkonservative Trump-Supporter bereits zuvor. Doch mit seiner Behauptung, die Attentäter hätten Hilfe von Security-Mitarbeitern im Bataclan gehabt, handelte er sich dort ein Hausverbot ein. Darum zeigt der Konzertmitschnitt „I Love You All The Time – Live At The Olympia in Paris“einen Auftritt in der Konzerthalle Olympia, und eben nicht im Bataclan.
Der Auftritt Anfang 2016 ist als „Rückkehr nach Paris im Februar“ ausgeflaggt, auch wenn es diese eigentlich schon bei einem kurzen EODM-Gastauftritt beim U2-Konzert im Dezember 2015 gab.
Der eineinhalbstündige Konzertfilm ist den Toten im Bataclan gewidmet und allen Opfern des Terrors weltweit. Im ersten Song „I Only Want You“ruft Jesse Hughes zu einem Moment des Innehaltens und Erinnerns auf. Ansonsten zeigt die Band aber, dass sie sich nicht von diesem einschneidenden Ereignis auffressen lassen will. Der oftmals überzeichnete, mit Rockklischees spielende Sound der Band ist lässig und lasziv wie man ihn kennt, so etwa bei „Complexity“, dem Opener der aktuellen Platte „Zipper Down“. Josh Homme am Schlagzeug Am Schlagzeug beweist Josh Homme, Frontmann der Queens of the Stone Age, dass er nicht umsonst als personifizierte Coolness gilt: Selbst wenn er nur einen ganz simplen Rockbeat in die Konzerthalle hämmert, wirkt er dabei so lässig, als ob das nur eine Fingerübung für ihn sei. Bei der ungewohnt unironischen Ballade „I Love You All The Time“übernimmt Julian Dorio die Drums und Homme den Begleitgesang. Hughes hängt sich derweil einen Schal in Bleu-Blanc-Rouge um, den ihm jemand auf die Bühne gibt. Für das eindeutig zweideutige „Cherry Cola“leistet sich die Band dann die Rock ’n’ Roll-Dekadenz schlechthin: Homme und Dorio trommeln auf zwei nebeneinander stehenden Drumsets – da synchron zu bleiben, das erfordert schon einiges Können. Apropos dekadent: Wenn bei der Gitarre eine Saite kaputtgeht, muss man sie natürlich zertrümmern. Der Fan, dem Hughes sein zerstörtes Musikinstrument in die Hand drückt, wird es ihm danken.
Neben dem Auftritt in Paris gibt es als Bonus drei Livevideos von einem Gig in Los Angeles. Veröffentlicht wird der Konzertmitschnitt via Eagle Rock Entertainment auf DVD, Blu-Ray sowie als Doppel-CD und digital.