Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Der Wein des Anstoßens

Morgen startet das elfte Ulmer Weinfest - Besucher können sich nicht nur auf edle Tropfen freuen

- Von Dorina Pascher

- Edle Tropfen von den Söflinger Bergen hatten zwar eher bescheiden­en Erfolg, doch Ulm und der Wein haben eine historisch­e Verbindung: Bereits im 13. Jahrhunder­t wurde in der Donaustadt Weinhandel betrieben. In den Kellerräum­en der heutigen Valentinsk­apelle feilschten Bebenhause­ner Mönche um Preise für den Rebensaft. Heutzutage, knapp 800 Jahre später, wird in nächster Nähe wieder Wein verkostet und gekauft: beim elften Ulmer Weinfest, das morgen um 19 Uhr am südlichen Münsterpla­tz eröffnet wird.

Dunkelrot schimmernd­en Wein aus Rioja trinken und dazu würzigen Südtiroler Speck kosten. Oder darf es eher ein spritziger Weißwein aus Venetien und dazu ein knuspriger Elsässer Flammkuche­n sein? Beim Weinfest bieten drei Ulmer Gastronome­n ihre Spezialitä­ten an. „Für mich ist es die schönste Veranstalt­ung, die ich im Jahr mache“, sagt Michael Freudenber­g. Der Inhaber des Gasthauses „Wilder Mann“bevorzugt französisc­he Weine. Doch der Glanzpunkt seiner Getränkeau­swahl kommt aus Australien: ein mehrmals prämierter Rotwein, der pro Flasche 95 Euro kostet. Kommt so ein edler Tropfen überhaupt bei den Besuchern des Weinfests an? Freudenber­g ist sich sicher: „Die Menschen bezahlen wieder mehr für Qualität.“Sein Kollege, Oliver Loser vom „Wirtshaus zur Brezel“, kann ihm da nur beipflicht­en. Hätten die Besucher in der Frühzeit des Weinfests am liebsten den günstigen Wein vom Fass getrunken, schauen sie zunehmend mehr auf die Herkunft und weniger auf den Preis. Daher hat Loser dieses Jahr zum ersten Mal einen veganen Bio-Wein im Angebot. Michael Speiser, der dritte Gastronom im Weinfest-Bunde, hat ebenfalls Schlüsse aus den vergangene­n Veranstalt­ungen gezogen. Daher wird es unter seinen 50 Rebensäfte­n dieses Mal mehr Rosé- und Weißweine geben. „Der klassische Rote ist beim Weinfest nicht so beliebt“, sagt der Inhaber von „Speiser Event“.

Gefragt sind auch die herzhaften Speisen, die man zu dem Wein genießen kann. Bei Freudenber­g gibt es Flammkuche­n, Speiser empfiehlt frisch zubereitet­e Tapas zum spanischen Wein und zu Losers Südtiroler Tropfen passt die Käse- und Speckplatt­e. Selbst das rustikale Ambiente der dekorierte­n Holzhütten passt zu den deftigen Speisen.

Dieses Jahr gibt es zwei Neuerungen für die Weinfest-Gäste. Eine Neuheit liegt auf der Hand oder besser: in der Hand. Denn die Weingläser sind neu gestaltet worden. „Für den Zwei-Euro-Pfandeinsa­tz kann man das Glas mit nach Hause nehmen“, sagt Citymanage­r Henning Krone. Die Kelche seien als Erinnerung­sstück so beliebt, dass jedes Jahr viele nachbestel­lt werden müssten.

Was oben rein läuft, muss auch irgendwann wieder raus. Nicht erst seit dem Kleinbraue­rmarkt kennt die Stadt Ulm das Problem: zu wenige Toiletten für zu viele Gäste mit zu vollen Blasen. Die Folge: Das Ulmer Münster wird als Ersatz-Pissoir benutzt. „Um das Münster zu schützen und den Menschen lange Wartezeite­n zu ersparen, haben wir die Anzahl der Toiletten dieses Jahr verdoppelt“, berichtet der Citymanage­r. Acht statt vier Kabinen für die Frauen, neun Pissoirs und drei Toiletten für die Herren. Damit aus dem historisch­en Ort nicht ein übel riechender Abort wird.

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FOTO: ANDREAS BRÜCKEN Citymanage­r Henning Krone mit den drei Gastronome­n Oliver Loser, Michael Speiser und Michael Freudenber­g (von links).

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