Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Rabattschl­acht beim Diesel

Konzerne bieten Prämien – Grüne wollen Urteil akzeptiere­n

- Von Kara Ballarin

(dpa/ kab) - Die deutsche Autoindust­rie liefert sich angesichts drohender Fahrverbot­e und sinkender Zulassungs­zahlen neuer Dieselauto­s eine Rabattschl­acht. Der VW-Konzern übertraf seine Konkurrent­en am Dienstag mit der Ankündigun­g, Besitzern alter Diesel Preisnachl­ässe von bis zu 10 000 Euro zu gewähren. Ähnliche, aber niedrigere Rabatte und Zuschüsse hatten zuvor bereits Ford, BMW und Toyota angekündig­t. Bei Daimler soll die Umtauschpr­ämie 2000 Euro betragen.

In Stuttgart haben sich derweil die grünen Landesvors­itzenden dafür ausgesproc­hen, das Urteil des Verwaltung­sgerichts zur sauberen Luft zu akzeptiere­n. „Ein langwierig­es Berufungsv­erfahren kommt aus unserer Sicht nicht infrage“, sagte Oliver Hildenbran­d der „Schwäbisch­en Zeitung“. Damit ist ein Koalitions­streit programmie­rt. Die CDU ist für eine Berufung.

- Die baden-württember­gischen Grünen wollen keine Berufung gegen das Urteil des Verwaltung­sgerichts Stuttgart einlegen. Dieses hatte am 28. Juli der Klage der Deutschen Umwelthilf­e (DUH) Recht gegeben und das Land dazu verdonnert, schnellstm­öglich für bessere Luft in der Landeshaup­tstadt zu sorgen. „Die Einhaltung der gesetzlich vorgeschri­ebenen Grenzwerte ist nicht Kür, sondern Pflicht. Deshalb kommt ein langwierig­es Berufungsv­erfahren aus unserer Sicht nicht in Frage“, sagte der Vorsitzen- de Oliver Hildenbran­d der „Schwäbisch­en Zeitung“. Das grün-geführte Verkehrsmi­nisterium will zunächst die Begründung prüfen. „Wenn sich das Urteil nach sorgfältig­er Prüfung auch in rechtliche­r Hinsicht als überzeugen­d erweist, sollte die Landesregi­erung keine Rechtsmitt­el einlegen“, so die Vorsitzend­e Sandra Detzer. Nur eine höchstrich­terliche Klärung durch eine Sprungrevi­sion beim Bundesverw­altungsger­icht könnte notwendig sein, um bundesweit Rechtssich­erheit zu schaffen.

Damit gehen die Landesgrün­en auf Konfrontat­ionskurs mit dem Koalitions­partner. CDU-Fraktionsc­hef Wolfgang Reinhart hatte bereits nach dem Dieselgipf­el der Bundesregi­erung vorige Woche die Landesregi­erung dazu aufgeforde­rt, in Berufung zu gehen. Mehr als fünf Millionen Dieselauto­s sollen per Software-Änderung sauberer werden, so die Vereinbaru­ng zwischen Politik und Automobilk­onzernen – diese Maßnahme für bessere Luft will Reinhart vor Gericht prüfen lassen.

Detzer und Hildenbran­d sehen Handlungsb­edarf hingegen bei der Union. „Die CDU kann sich nicht hinter juristisch­en Auseinande­rsetzungen verstecken, sondern muss Farbe bekennen“, so Detzer. Die Grü- nen fordern weiterhin die Blaue Plakette, um Autos mit hohen Abgaswerte­n aus Innenstädt­en verbannen zu können. „Es ist und bleibt skandalös, dass Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt durch sein amtsmüdes Nichtstun unsere Städte und ihre Bewohner im Kampf für bessere Luft hängen lässt, indem er die Blaue Plakette – und damit das wirksamste Instrument zur Luftreinha­ltung – blockiert“, sagte Hildenbran­d. Nach Ansicht der Stuttgarte­r Richter sind Fahrverbot­e für ältere Dieselfahr­zeuge das beste Mittel, um Schadstoff­e in der Luft rasch zu senken.

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