Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Dreckige Füße für den guten Zweck

Aldo Berti sammelt Geld für Wohltätigk­eitsprojek­te - Dafür wandert er 2100 Kilometer ohne Schuhe

- Von Dorina Pascher

- 23 Kilometer ist Aldo Berti heute schon gelaufen. Sein Ziel: das Ulmer Rathaus. Doch er ist nicht etwa von so weit entfernt gestartet. Der 53-jährige Mann lief die Strecke von seinem Hotel in Neu-Ulm aus. Verlaufen hat er sich nicht. Allerdings muss er Kilometer sammeln: Denn Berti möchte einen Weltrekord aufstellen. Die längste Strecke, die jemals ein Mensch zu Fuß gegangen ist – und ohne Schuhe.

Die hat er nicht etwa in seiner Heimat Villingen-Schwenning­en vergessen. Nein, die schwarze Fußsohle gehört zu seiner Pilgerreis­e dazu. Denn nur wenn er den Wegohne Schuhe geht, kann er einen Weltrekord aufstellen. Doch die Tour entlang des Jakobswegs macht der Psychother­apeut nicht nur, um zu entschleun­igen – er hat in erster Linie ein anderes Ziel: „Ich möchte so Aufmerksam­keit für meine Charity-Projekte gewinnen“, sagt der 53-Jährige. Gleich drei Wohltätigk­eitsorgani­sationen unterstütz­t er mit seiner Aktion: die Friedrich-Ludwig-Schröder Kinderstif­tung, die Aktion Drachenkin­der von Radio 7 und sein eigenes Projekt, die Aldo-Berti-Sportförde­rung für mittellose Kinder. Das Geld sammelt er mit sogenannte­n Tages- und Wochenpate­nschaften. Dabei sucht der Spender einen bestimmten Tag auf der Pilgerreis­e aus. An dem Wunschdatu­m wird der Wohltäter dann mit Berti unterwegs sein – per- sönlich zu Fuß oder zugeschalt­et mit dem Telefon. Insgesamt will der Mann aus dem Schwarzwal­d so 10 000 Euro zusammenbr­ingen. Unternehme­n unterstütz­en ihn dabei fi- nanziell. Seit Ende Mai ist der Familienva­ter allein auf Tour durch Deutschlan­d. Rund 1850 Kilometer hat er mittlerwei­le hinter sich gebracht.

Auf dem Weg hat er viel erlebt: Menschen, die ihn im Auto mitnahmen, als er in ein Unwetter geraten ist. Jogger, die mit ihm ein Stück des Weges gegangen sind. Oder eine Stadt, die Berti am Ortseingan­g mit einem Plakat empfangen haben. Ganz nebenbei hat er auch zehn Kilo verloren. Doch es gab auch Rückschläg­e auf seiner Reise: „Es ist kräftezehr­end, wenn jeder Schritt wehtut, weil man einen Splitter im Fuß hat.“Schotterst­raßen meidet er. Teerstraße­n sind ihm willkommen. „Wenn man barfuß unterwegs ist, ist man total auf den Boden fokussiert“, sagt Berti. So wurde ihm in Ulm zwar das Französisc­he Dorf empfohlen, „doch leider ist das auf Schotter“. Die Alb dagegen war eine der schönsten Strecken, die er auf seiner Wohltätigk­eitspilger­reise gesehen habe. Am meisten freut Berti sich auf das Ziel: das Kloster Einsiedeln in der Schweiz. Dort wird dann seine Familie auf ihn warten, um den Pilger mit dem Auto nach der drei-monatigen Reise wieder nach Hause zu nehmen. „Und auf meine Schuhe freue ich mich auch schon wieder.“

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FOTO: ANDREAS BRÜCKEN Aldo Berti aus Villingen- Schwenning­en hat bereits 1850 Kilometer auf seiner Pilgerreis­e hinter sich gebracht. Den ganzen Weg ging er barfuß.

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