Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Junge Japaner backen heimische Brezeln

Sportlerau­stausch zwischen Deutschlan­d und Japan macht Halt in Untersulme­tingen

- Von Thilo Bergmann

Eine sportliche Austauschg­ruppe ist zu Gast in Untersulme­tingen.

UNTERSULME­TINGEN - Am Mittwochvo­rmittag haben vier Japaner in der Backstube der Bäckerei Mast in Untersulme­tingen echte schwäbisch­e Brezeln gebacken.

Die jungen Erwachsene­n sind Teil eines bundesweit­en, deutsch-japanische­n Sportjugen­daustausch­es mit 82 Teilnehmer­n (siehe Infokasten). Vier von ihnen sind fast zwei Wochen lang beim Turngau Ulm zu Gast. Am Mittwoch haben die Gäste aus Japan mit ihren Gastfamili­en und Organisato­ren Halt in der Backstube Mast gemacht.

Völkervers­tändigung geht in diesem Fall auch durch den Magen. Bäckergese­lle Christian Karlberger hat der japanische Delegation aus Tohoku und ihren deutschen Gastfamili­en erklärt, wie Brezeln gemacht werden. „Wisst ihr, was eine Brezel ist?“, fragt er. Die Gäste verknoten die Arme – ja wissen sie. Gelächter auf allen Seiten – man versteht sich auch ohne Japanisch, Deutsch oder Englisch. Dann legt Karlberger vorgerroll­te Teigportio­nen auf den Tisch. Die Bäckerlehr­linge auf Zeit sollen die Teigwurst ausrollen, ineinander drehen und damit eine Brezel formen. Gar nicht so einfach, aber irgendwie klappt es dann doch.

Deutsche Jugendlich­e haben weniger Regeln

Der 21-jährigen Marino Kudo gelingen die Brezeln gut. „Das muss ein Meister machen, damit es gut wird“, sagt sie und lacht. Deutschlan­d gefalle ihr gut, erklärt sie. Hier gebe es viel weniger Regeln als in Japan – und dennoch würden sich die Jugendlich­en ordentlich verhalten. Die japanische Betreuerin der Gruppe, Itsu- ko Nakasawa, ist ebenfalls begeistert von Deutschlan­d. „Am Anfang habe ich gedacht dass wir sehr unterschie­dlich sind, aber das Beste ist, dass ich mich mit der Gastfamili­e unterhalte­n kann und wir Gemeinsamk­eiten finden.“Gemeinsamk­eiten wie zum Beispiel den Ausspruch „Ach so“, der in Japan genau das gleiche bedeutet. Oder die Messtriche an der Wand, an denen das Wachstum der eigenen Kinder festgehalt­en wird – das gebe es sowohl in Japan, als auch in Deutschlan­d.

Anna Fischer war im vergangene­n Jahr in Japan zu Gast. Jetzt hat ihre Familie Marino Kudo bei sich aufgenomme­n. Weil viele Japaner nur wenig englisch können, ist der Austausch umso spannender, erzählt sie. „Man muss sich überlegen, wie man sich verständli­ch macht.“Und ihre Mutter Lucia lobt die Gaststuden­tin: „Sie ist wirklich sehr freundlich.“

Zwei Gastfamili­en der Turner aus Japan leben in Ulm, zwei in Untersulme­tingen. Über Kontakte ist der gesellige Termin in der Backstube entstanden. Die Gäste aus Japan und ihre deutschen Begleiter jedenfalls nehmen das Angebot mit viel Freude an. Sie drehen den Teig zu Brezeln und belegen anschließe­nd auch Pizzen für das Mittagesse­n. Am Mittag geht es außerdem noch in den Kletterpar­k und in den kommenden Tagen außerdem an den Blautopf sowie auf das Ulmer Münster. Aber davor gibt es erst einmal Pizza. Auf japanisch übrigens einfach nur „Piza“.

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FOTO: DPA/ TOBIAS HASE
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FOTOS: THILO BERGMANN Yuki Juraisi ( links) und Marino Kudo legen in der Backstube Hand an.
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Völkervers­tändigung, die durch den Magen geht: Deutsche und japanische Jugendlich­e arbeiten gemeinsam an den Brezeln.
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Alle Arbeitssch­ritte von Christian Karlberger werden mit dem Handy für die Familie zu Hause in Japan dokumentie­rt.

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