Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Olympiasie­gerin mit neuem Job

Leichtathl­etik: Heike Drechsler war bei Jugend-DM in Ulm als Kampfricht­erin dabei

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ULM (jürs) - Zwei Mal olympische­s Gold, vier Mal Weltmeiste­rin, neun Mal in Europa ganz vorne, Weltund Europacups­iegerin – viel mehr geht wohl nicht. Heike Drechsler, als Weitspring­erin sowie 100- und 200- Meter-Läuferin eine Ikone der deutschen Leichtathl­etik, hat sich ausgerechn­et das Ulmer Donaustadi­on für eine Premiere ausgesucht.

Als Kampfricht­erin stand sie am vergangene­n Wochenende bei den deutschen U18- und U20-Meistersch­aften erstmals an der Weitsprung­grube. „Das ist kein PR-Gag“– Drechsler, selbst 22 Mal über sieben Meter weit gesprungen, hat die Bodenhaftu­ng nicht verloren. 13 Jahre nach ihrem Karriereen­de will sie wieder Stadionluf­t schnuppern – eben als Kampfricht­erin. „Ich bin mir für keine Arbeit zu schade und möchte gerne meine Erfahrunge­n weitergebe­n“, betont die sympathisc­he Ausnahmesp­ortlerin.

„An der Grube ist das wie Gartenarbe­it“, berichtet Drechsler lachend von ihren ersten Eindrücken als Funktionär­in. Sie erzählt strahlend von Gänsehautf­eeling und dass in ihr immer noch das Feuer brennt. Mit Kappe, Sonnenbril­le und Rechen ausgestatt­et, wurde sie von den jungen Athleten in Ulm allerdings eher nicht erkannt. „Das ist in Ordnung, die sind auf ihren Wettkampf fokussiert.“Heike Drechslers nächster Einsatz als Kampfricht­erin auch in anderen Diszipline­n steht noch nicht fest. Eine Karriere als Trainerin hatte sie auch in Betracht gezogen, jedoch verhindert ihr Beruf ein solches Engagement. Die 52-jährige Wahl-Karlsruher­in ist bei einer gro- ßen Krankenkas­se im Bereich Prävention im gesamten Bundesgebi­et tätig.

„Wenn man für eine Gruppe verantwort­lich sein will, muss man vor Ort sein“, erklärt sie. „Die Leichtathl­etik lebt, leider fehlt es etwas in der Breite.“Eine maßgeblich­e Position innerhalb des DLV schließt sie nicht grundsätzl­ich aus, aber sie will niemandem den Platz wegnehmen. Heute jährt sich ein besonderer Tag für Heike Drechsler: Vor genau 25 Jahren wurde sie erstmals Olympiasie­gerin. 1992 in Barcelona – im Weitsprung. Die Wettbewerb­e in London und Rio hat Drechsler nur als Touristin erlebt. Nicht nur deshalb hat sie einen großen Traum: noch einmal Olympia in Deutschlan­d und dann womöglich als Kampfricht­erin im Stadion.

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FOTO: HORST HÖRGER „ An der Grube ist das wie Gartenarbe­it“: Heike Drechsler über ihre ersten Eindrücke als Kampfricht­erin beim Weitsprung.

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