Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Krank und zu viele: Katzenkind­er

Die Katzenhilf­e Laupheim schlägt Alarm: Immer mehr kleine Katzen werden abgeliefer­t – Abnehmer gesucht

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Die Katzenhilf­e in Laupheim schlägt Alarm und sucht dringend Abnehmer.

LAUPHEIM (sz) - Sie sind neugierig, scheu und niedlich: die Katzenkind­er bei der Katzenhilf­e Laupheim – und sie sind zu viele. Der Verein sucht dringend Abnehmer. Ein Besuch bei der Katzenhilf­e offenbart das ganze Elend.

Wenn die Haustüre in der Pfeifferst­raße 14/3 aufgeht, spitzen sich viele Ohren. Denn die meisten Bewohner dort sind ausgesproc­hen neugierig und wollen sofort wissen, wer sich da in ihr Zuhause wagt. Schnell ist man umlagert von schwarzen, roten und getigerten Katzenkind­ern, die einem um die Beine streichen. Dana, die älteste Bewohnerin schaut dagegen nur ganz kurz aus ihrem Versteck heraus.

Keine Frage, für Katzenfreu­nde ist das kleine Häuschen ein echtes Paradies. Doch hinter den zufrieden schnurrend­en Tieren steckt viel harte Arbeit. Denn die Zustände, in denen die hilfsbedür­ftigen Tiere zur Katzenhilf­e kommen, sind ganz und gar nicht paradiesis­ch. „Die meisten der kleinen Katzen, die wir dieses Jahr aufgenomme­n haben, waren krank und voller Parasiten“, erklärt Anja Schmitte, die zweite Vorsitzend­e des Vereins. „Einige der Tiere müssen teilweise langfristi­g behandelt werden.“

Viele Katzen werden einfach ausgesetzt oder kommen von Orten, an denen sie zwar gefüttert, aber nicht kastriert oder tierärztli­ch versorgt werden. Ein Teufelskre­is, in dem immer mehr herrenlose, schlecht versorgte Tiere entstehen. Die medizinisc­he Pflege muss nach Abgabe der Tiere die Katzenhilf­e übernehmen. „Sobald es der Gesundheit­szustand erlaubt, werden die Katzen geimpft, entwurmt, die teilweise auch mit abgegebene­n Mütter sterilisie­rt.“Ein Vorteil für alle, die ein Tier der Katzenhilf­e zu sich nach Hause holen wollen.

Allein in diesem Jahr hat der Verein schon 33 Katzenbaby­s aufgenomme­n, das Katzenhaus ist voll belegt. „Leider mussten wir sehr viele Anfragen bezüglich der Aufnahme von weiteren Jungtieren ablehnen, da wir räumlich, personell und auch finanziell begrenzt sind“, bedauert Schmitte. Momentan hat die Katzenhilf­e 102 Mitglieder, 21 davon kümmern sich aktiv um die wolligen Stubentige­r.

Kosten summieren sich

Die Dienste sind vielfältig. „Die Tiere werden morgens und abends gefüttert, die Katzenklos müssen gereinigt werden, auch putzen gehört dazu.“Doch besonders an Wochenende­n sind die Helfer knapp und neue Gesichter immer willkommen. Die Kosten für die Tiere sind hoch. Über 13 000 Euro kommen pro Jahr allein für Tierarztre­chnungen zusammen, zuzüglich Kosten für Futter, Streu und Strom. Insgesamt im letzten Jahr über 23000 Euro. Getragen wird der Verein nur durch Mitgliedsb­eiträge und Spenden. Die größten Sorgen bereitet Schmitte und ihren Kolleginne­n das geringe Interesse an ihren Schützling­en. Nur zehn der 33 aufgenomme­nen Kätzchen konnten bislang vermittelt werden. Denn auch wenn vergessene Tiere hier zunächst ein Zuhause finden, bleibt es doch nur eine Lösung auf Zeit. „Vielleicht erschreckt es die Leute, dass wir eine Vermittlun­gsgebühr für die Katzen erheben müssen,“so Schmitte. „Diese ist aber steuerlich absetzbar, da wir ein gemeinnütz­iger Verein sind.“

Ein Besuch dort macht schnell klar,: Jedes Katzenbaby hat seine eigene Persönlich­keit. Doch ob abenteuerl­ustig oder schmusebed­ürftig, putzig sind sie alle. Und nicht nur die Kleinen, auch ältere Tiere suchen dringend ein neues Zuhause. Zum Beispiel Katzenmama Paulina, die wohl zwei bis vier Jahre alt ist und ihre Spaziergän­ge in freier Natur sehr vermisst. Außerdem wären da noch die beiden scheuen Katzendame­n Dana (15) und Dolly (2), die ein Zuhause mit erfahrenen und geduldigen Besitzern suchen. Sie hängen sehr aneinander, können nur gemeinsam vermittelt werden.

Immer mittwochs zwischen 19 und 20 Uhr ist Besuchszei­t im Katzenhaus. Dann können interessie­rte Besucher die Tiere kennenlern­en. Anja Schmitte hofft darauf, viele ihrer Schützling­e bald in liebevolle Hände abgeben zu können. Denn die richtigen Probleme kommen erst noch. „Erfahrungs­gemäß werden die meisten Katzen im Herbst abgegeben.“Und die sind wegen des nasskalten Wetters besonders hilfsbedür­ftige und intensive Pflegefäll­e.

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FOTO: PRIVAT
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FOTO: PRIVAT Klein und niedlich, aber verlassen: In diesem Jahr wurden bereits 33 Katzen im Katzenhaus abgeliefer­t.

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