Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Flagge zeigen für die Vielfalt
Zum siebten Mal feiern Schwule, Lesben und Transsexuelle eine bunte Party
ULM - Rund um den Ulmer Marktplatz sowie den Hans-und-SophieScholl-Platz sind überall die bunten Regenbogenfahnen zu sehen. Aus Fenstern von anliegenden Wohnungen baumeln sie herab. An der Fassade des Rathauses flattert ein riesiges Exemplar. Und auch die Menschen auf der Straße tragen sie stolz um den Hals gebunden wie einen Superman-Umhang. Die Regenbogenflagge ist eines der Symbole der LSBTTIQ-Gemeinschaft (lesbische, schwule, bisexuelle, transgender, transsexuelle, intersexuelle und queere Menschen), die am Samstag in Ulm den alljährlichen Christopher Street Day (CSD) gefeiert hat.
Verein stand vor Auflösung
Der Verein CSD Ulm/Neu-Ulm stand bereits kurz vor der Auflösung. Nach der Veranstaltung im vergangenen Jahr musste er umformiert werden. Julian Volkmann ist eines von fünf neuen Vorstandsmitgliedern. „Im früheren Vorstand führten einige Fehlentscheidungen zu finanziellen Nöten“, sagt der 27-jährige Blausteiner. Der ehemalige Vorstand habe sich daraufhin entschlossen aufzuhören. „Deshalb haben wir darüber nachgedacht, den Verein komplett aufzulösen“, berichtet Volkmann weiter. Letztlich habe man sich allerdings dagegen entschieden und die Feier erneut auf die Beine gestellt. Schließlich sei dieser Tag enorm wichtig. Für den 27-Jährigen geht es beim CSD nämlich darum, „aufzufallen, die Vielfalt zu feiern, sich nicht mehr verstecken zu müssen, zusammenzukommen und miteinander zu sprechen, um nicht mehr nur als Randgruppe wahrgenommen zu werden“.
Diesmal hat der Verein nach Angaben von Volkmann allerdings ein komplett neues Konzept verfolgt. Das diesjährige Motto lautete „Wähle den Moment“, womit die Organisatoren zusätzlich auf die anstehenden Bundestagswahlen eingehen wollten. So heizten die Veranstalter diesmal einerseits von der Bühne auf dem Marktplatz aus mit abwechslungsreicher Live-Musik, Moderationen und Showeinlagen die Stimmung an. Andererseits erstreckte sich der CSD in diesem Jahr erstmals auch auf den Hans-und-SophieScholl-Platz. Dort konnten sich die Besucher an den Ständen verschiedener Organisationen und politischer Parteien über Themen wie Homosexualität, Gleichberechtigung, Akzeptanz und Toleranz informieren.
Kevin Krnavek war bislang auf jedem CSD in Ulm/Neu-Ulm. Auch bei der siebten Ausgabe wollten der 23-Jährige und sein Partner Tobias Urban nicht fehlen. „Die Veranstaltung wird von Jahr zu Jahr gesteigert. Die Größe, die Anzahl der Stände und Besucher, aber auch die Werbung dafür werden immer mehr“, sagt Krnavek. „Gerade hier in der ländlichen Region ist es etwas ganz Besonderes.“Vorab rechneten die Organisatoren mit etwa 3000 Besuchern. Nach dem großen Andrang zu Beginn hält es CSD-Vorstandsmitglied Volkmann allerdings für möglich, dass diese Marke diesmal gesprengt wird. Es liege vor allem an dem großen Rückhalt und der Unterstützung aller Beteiligten, dass sich der CSD in Ulm und Neu-Ulm stetig weiterentwickeln kann, sagt der Blausteiner. „Wir haben ein großartiges Helferteam mit insgesamt 41 Leuten“, fügt er hinzu. Außerdem lobt er die Stadt Ulm sowie Oberbürgermeister Gunter Czisch für die tolle Kooperation und die Zeit, die man sich für die Planung genommen habe.
Für die Zukunft möchte der Verein mit dem CSD in der Region um die Doppelstadt weiterhin wachsen. Zwar sei Deutschland gegenüber dem Thema Homosexualität mittlerweile recht offen, es gebe aber immer noch viel Arbeit, betont Volkmann.