Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Hunderte Gläubige ziehen durch Roggenburg
Hunderte Gläubige hat zu Mariä Himmelfahrt ein besonderes Fest in die Roggenburger Klosterkirche geführt: das Heilig-Leiber-Fest. Diese gleichzeitig mit dem Patrozinium begangene Feier erinnert ganz anschaulich ans frühe Christentum. Die Gebeine von vier Märtyrern werden dabei in einer feierlichen Prozession ums Kloster getragen. Venantius, Valeria, Severina und Laurentia heißen die vier Heiligen, deren Gebeine heute in der Roggenburger Klosterkirche ruhen. Das ganze Jahr über bleiben sie verborgen hinter den Gemälden der Seitenaltäre, bis auf einen Tag: Zum Heilig-Leiber-Fest spielen die jahrhundertealten Gebeine eine zentrale Rolle. In blumengeschmückten Sänften werden sie dann aus ihren Ruhestätten herausgehoben, woraufhin die betende Gemeinde mit ihnen übers Klostergelände zieht. Schon im Jahr 1726 haben die sterblichen Überreste der vier Märtyrer in Roggenburg Einzug gehalten. Zum 600jährigen Bestehen des Klosters wurden die Reliquien damals feierlich entgegengenommen, berichtete Pfarrer und Subprior des Klosters, Johannes Baptist Schmid. Das war der Beginn der Tradition des Heilig-Leiber-Fests, das in früheren Zeiten viele Gemeinden regelmäßig feierten.In Roggenburg setzt man sie bis heute fort, auch wenn diese Idee manchen Zeitgenossen eigentümlich, sogar makaber anmuten mag. Aber auch in der Gegenwart sei die Zeremonie lebendiges Zeichen des Glaubens, bemerkte Festprediger Pater Lukas Sonnenmoser im Gottesdienst. Und dieser Brauch „bringt uns dazu, unserer Vergänglichkeit ins Gesicht zu schauen“, meinte Pater Johannes in seiner Ansprache.