Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Henzes Hölderlin
Das Scharoun Ensemble Berlin ist dem Komponisten Hans Werner Henze (1926-2012) und vor allem seiner „Kammermusik 1958“in besonderer Weise verbunden. Beim gemeinsamen Arbeiten an dem Stück hat Henze seine Partitur, vor allem die Tempi, verändert. Es ist, wie das informative Booklet so trefflich formuliert, eines der „schillerndsten Tonwerke der Fünfzigerjahre“und markiert die Abwendung Henzes vom Konzept der musikalischen Avantgarde. Klangsinnlichkeit und RomantikAnklänge, wie sie dieses Werk ausstellt, waren bei den Avantgardisten verpönt. Henze lebte damals in Neapel und vertonte Hölderlins spätes Gedicht „In lieblicher Bläue“. Er gibt der Tenorstimme eine Gitarrenbegleitung bei, was für ihn damals Anklänge an eine Lebensfreiheit waren, an die heutige Fertigpizza-Assoziationen nicht mehr heranreichen.
Henze portioniert den Text in mehrere Blöcke, die von Sätzen für das kleine Kammerorchester von acht Instrumenten unterbrochen werden. Das Scharoun Ensemble h at die Kammermusik für das Schweizer Label Tudor eingespielt und mit jenem Werk kombiniert, das Henze unter dem Titel „Neue Volksmusik und Hirtengesänge“eigens für das 1983 gegründete Ensemble geschrieben hat. (man)
Henze, 7198
Scharoun Ensemble,
Tudor