Schwäbische Zeitung (Laupheim)
An der Wiege der Pistenbullys
30 SZ-Leser haben die Kässbohrer Geländefahrzeug AG besucht
LAUPHEIM - Zuverlässig und mit innovativer Technik zaubern Pistenbullys aus Laupheim im Winter jede Nacht perfekte Pisten und Loipen für Skifahrer. Im Rahmen der Aktion „SZ öffnet Türen“haben am Dienstag 30 Besucher hinter die Kulissen der Kässbohrer Geländefahrzeug AG schauen dürfen, wo die Raupen hergestellt werden.
Der Fertigungsplaner Michael Hofmann führte seine Gäste zunächst in den neuen Showroom. Auf einer Großleinwand sieht man KässbohrerFahrzeuge bei der Arbeit im Schnee, am Meer und in unwegsamem Gelände. Nicht nur Pistenbullys, sondern auch Strandreiniger („Beach-Tech“) und Powerbullys für Einsätze fernab der Zivilisation stellt Kässbohrer her, jährlich um die 700 Fahrzeuge.
Produktion im Takt
Angefangen hat alles 1920 mit dem Omnibus, gibt Michael Hofmann einen Einblick in die Firmengeschichte. Die Geburtsstunde der weltweit gefragten Pistenbullys schlug 1969 in den Hallen der Karl Kässbohrer Fahrzeugwerke Ulm.
Nach der Einführung führt Hofmann die SZ-Leser in das
Herz der Firma, die Produktionshalle. Die Besucher wundern sich über die großen Anzeigetafeln, die überall hängen. „Wir haben eine Linienproduktion“, erklärt der Fertigungsplaner. „Auf den Anzeigen steht die Taktzeit, die bleibt, bis das Produkt zum nächsten Takt weitergereicht werden muss. Fällt ein einziger aus der Zeit, dann stoppt die ganze Produktion.“Die Mitarbeiter rotieren, so dass jeder auch für andere einspringen kann.
Insgesamt beschäftigt Kässbohrer rund 550 Menschen, davon mehr als 300 in Laupheim. Eine große Rolle für das Unternehmen spielen die Jahreszeiten. Im Frühjahr und Herbst werde auf Lager gebaut, erklärt Hofmann. Ansonsten werden die Fahrzeuge aber auf Kundenwunsch hergestellt, um auch immer auf Besonderheiten achten zu können. Auch die Arbeitszeiten richten sich nach diesem Rhythmus. Während im Frühjahr 30 Stunden pro Woche gearbeitet werden, sind es im Herbst 42 Stunden.
Die meisten Teile werden zugeliefert, um sie dann direkt montieren zu können. Sie kommen von lokalen Anbietern, um größtmögliche Flexibilität zu haben. „Mit dene kann i schwäbisch schwätza“, fasst Michael Hofmann zusammen. Das Führerhaus fertigt Kässbohrer selbst. Das ermöglicht mehr Kontrolle und größere Flexibilität bei Kundenwünschen.
Durch die Produktionshalle geht es nach hinten, wo die fertigen Fahrzeuge stehen, die in den Prüflauf kommen. Dabei werden sie drei bis vier Stunden lang stärker belastet als später im tatsächlichen Einsatz. Während des Prüflaufs erzeugt der Verbrennungsmotor Strom. Um diesen nicht einfach zu verschwenden, wird er in das Firmennetz eingespeist. „Das ist auch unsere Philosophie“, erklärt Michael Hofmann den Gästen. „Wir müssen die Umwelt schonen. Wenn wir die Erderwärmung antreiben, könnten wir ja auch unsere Produkte irgendwann nicht mehr verkaufen.“
Die SZ-Leser wollen es genau wissen: Was kostet ein Pistenbully und wie lange fährt er? Mit Winde liegt der Preis bei 500 000 Euro, 10 000 Betriebsstunden schafft er locker.
Auch am Südpol im Einsatz
Zum Schluss erklärt Michael Hofmann den Gästen noch, warum es so wichtig ist, die Fahrzeuge unterschiedlich und individuell nach Kundenwunsch auszustatten. Einige Pistenbullys sind zum Beispiel in der Antarktis im Einsatz, wo das Thermometer auf minus 40 Grad und noch tiefer fällt. Für diese Fahrzeuge verwendet Kässbohrer Spezialwerkstoffe, die die Kälte aushalten.
Durch die Hallen, vorbei an Gabelstaplern und Werkzeugtransportern, geht es zurück in die Eingangshalle. Vielleicht begegnen die SZLeser im nächsten Skiurlaub ja wieder dem ein oder anderen Pistenbully aus ihrer oberschwäbischen Heimat.