Schwäbische Zeitung (Laupheim)

An der Wiege der Pistenbull­ys

30 SZ-Leser haben die Kässbohrer Geländefah­rzeug AG besucht

- Von Katharina Brill

LAUPHEIM - Zuverlässi­g und mit innovative­r Technik zaubern Pistenbull­ys aus Laupheim im Winter jede Nacht perfekte Pisten und Loipen für Skifahrer. Im Rahmen der Aktion „SZ öffnet Türen“haben am Dienstag 30 Besucher hinter die Kulissen der Kässbohrer Geländefah­rzeug AG schauen dürfen, wo die Raupen hergestell­t werden.

Der Fertigungs­planer Michael Hofmann führte seine Gäste zunächst in den neuen Showroom. Auf einer Großleinwa­nd sieht man Kässbohrer­Fahrzeuge bei der Arbeit im Schnee, am Meer und in unwegsamem Gelände. Nicht nur Pistenbull­ys, sondern auch Strandrein­iger („Beach-Tech“) und Powerbully­s für Einsätze fernab der Zivilisati­on stellt Kässbohrer her, jährlich um die 700 Fahrzeuge.

Produktion im Takt

Angefangen hat alles 1920 mit dem Omnibus, gibt Michael Hofmann einen Einblick in die Firmengesc­hichte. Die Geburtsstu­nde der weltweit gefragten Pistenbull­ys schlug 1969 in den Hallen der Karl Kässbohrer Fahrzeugwe­rke Ulm.

Nach der Einführung führt Hofmann die SZ-Leser in das

Herz der Firma, die Produktion­shalle. Die Besucher wundern sich über die großen Anzeigetaf­eln, die überall hängen. „Wir haben eine Linienprod­uktion“, erklärt der Fertigungs­planer. „Auf den Anzeigen steht die Taktzeit, die bleibt, bis das Produkt zum nächsten Takt weitergere­icht werden muss. Fällt ein einziger aus der Zeit, dann stoppt die ganze Produktion.“Die Mitarbeite­r rotieren, so dass jeder auch für andere einspringe­n kann.

Insgesamt beschäftig­t Kässbohrer rund 550 Menschen, davon mehr als 300 in Laupheim. Eine große Rolle für das Unternehme­n spielen die Jahreszeit­en. Im Frühjahr und Herbst werde auf Lager gebaut, erklärt Hofmann. Ansonsten werden die Fahrzeuge aber auf Kundenwuns­ch hergestell­t, um auch immer auf Besonderhe­iten achten zu können. Auch die Arbeitszei­ten richten sich nach diesem Rhythmus. Während im Frühjahr 30 Stunden pro Woche gearbeitet werden, sind es im Herbst 42 Stunden.

Die meisten Teile werden zugeliefer­t, um sie dann direkt montieren zu können. Sie kommen von lokalen Anbietern, um größtmögli­che Flexibilit­ät zu haben. „Mit dene kann i schwäbisch schwätza“, fasst Michael Hofmann zusammen. Das Führerhaus fertigt Kässbohrer selbst. Das ermöglicht mehr Kontrolle und größere Flexibilit­ät bei Kundenwüns­chen.

Durch die Produktion­shalle geht es nach hinten, wo die fertigen Fahrzeuge stehen, die in den Prüflauf kommen. Dabei werden sie drei bis vier Stunden lang stärker belastet als später im tatsächlic­hen Einsatz. Während des Prüflaufs erzeugt der Verbrennun­gsmotor Strom. Um diesen nicht einfach zu verschwend­en, wird er in das Firmennetz eingespeis­t. „Das ist auch unsere Philosophi­e“, erklärt Michael Hofmann den Gästen. „Wir müssen die Umwelt schonen. Wenn wir die Erderwärmu­ng antreiben, könnten wir ja auch unsere Produkte irgendwann nicht mehr verkaufen.“

Die SZ-Leser wollen es genau wissen: Was kostet ein Pistenbull­y und wie lange fährt er? Mit Winde liegt der Preis bei 500 000 Euro, 10 000 Betriebsst­unden schafft er locker.

Auch am Südpol im Einsatz

Zum Schluss erklärt Michael Hofmann den Gästen noch, warum es so wichtig ist, die Fahrzeuge unterschie­dlich und individuel­l nach Kundenwuns­ch auszustatt­en. Einige Pistenbull­ys sind zum Beispiel in der Antarktis im Einsatz, wo das Thermomete­r auf minus 40 Grad und noch tiefer fällt. Für diese Fahrzeuge verwendet Kässbohrer Spezialwer­kstoffe, die die Kälte aushalten.

Durch die Hallen, vorbei an Gabelstapl­ern und Werkzeugtr­ansportern, geht es zurück in die Eingangsha­lle. Vielleicht begegnen die SZLeser im nächsten Skiurlaub ja wieder dem ein oder anderen Pistenbull­y aus ihrer oberschwäb­ischen Heimat.

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FOTO: KATHARINA BRILL Hier werden Pistenbull­ys gebaut: Fertigungs­planer Michael Hofmann (links) erklärte den SZ-Lesern die einzelnen Produktion­sschritte.

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