Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Heiteres aus dem Hinterhof

Kolpingsfa­milie Mietingen probt für die Aufführung­en des Stücks „Ab in den Container“

- Von Franz Liesch

MIETINGEN - Ungewöhnli­che Töne sind aus der Mietinger Mehrzweckh­alle zu vernehmen. Es wird gehämmert und gesägt, mit einem lauten „Hau-Ruck“wuchten Männer mit vereinten Kräften einen Abfall-Container auf die Bühne, dann sind wieder laute Dialoge zu hören und herzhaftes Lachen. Das sind Zeichen dafür, dass wieder eifrig geprobt wird für das alljährlic­he Erntedank-Theater der Kolpingsfa­milie Mietingen.

Diese hat den Ehrgeiz, ein lebendiges Bühnenbild zu präsentier­en. Heuer beherrscht ein Abfall-Container das Bild, der Teil einer Hinterhofs­zene ist. Drumherum stehen Leitern, Gemüsestei­gen und Getränkeki­sten, eine Rampe ist an einer Wand angebracht. „Wir wollen einen originalge­treuen Eindruck vom Hinterhof eines Lebensmitt­eldiscount­ers vermitteln“, sagt der Spielleite­r Hubert Birk. Der Container wurde von einer Firma zur Verfügung gestellt. Um ihn begehbar zu machen, wurde eine Wand abgetrennt.

Derzeit wird am zweiten Akt gefeilt. Teilweise geht es bereits auswendig. Es wird viel gekichert und manchmal gealbert. Mal gibt es Gelächter wegen des Wortwitzes, manchmal, eine Szene noch nicht perfekt klappt. Beispielsw­eise, wenn der Regisseur eine Rohrzange als Beißzange bezeichnet, wobei er von einer Spielerin korrigiert wird.

13 Spieler sind dabei

„Wir sind etwas unter Zeitdruck heuer“, bemerkt Hubert Birk. 13 Darsteller stehen bei der Aufführung auf der Bühne, das sind ein wenig mehr als sonst. Da lässt es sich nicht vermeiden, dass sich einige wegen urlaubsbed­ingter Abwesenhei­t entschuldi­gen. Eigentlich ist die Komödie für zwölf Spieler gedacht. Da aber 13 dabei sein wollen, wurde das Stück um eine weitere Rolle ergänzt. Ein Mangel an Laienschau­spielern herrscht also nicht.

Einige habe er für eine tragende Rolle gewinnen können, die sich das zunächst nicht zugetraut hatten, erzählt der Regisseur. „Die Spieler sind wieder sehr motiviert“, lobt er sein Ensemble. Man merkt, das ist ein eingeschwo­renes Team, das Freude hat am Theaterspi­el. Das hängt auch zusammen mit einem gemeinsame­n Hüttenwoch­enende im Allgäu. Es hat die Theaterspi­eler der Kolpingsfa­milie noch fester zusammenge­schweißt. „Das war so schön, dass wir die Hütte gleich wieder für das Folgejahr reserviert haben“, verrät Birk.

Humor und eine Prise Sozialkrit­ik

„Ab in den Container“, eine Komödie von Jutta Golitsch, steht auf dem Spielplan. Das Stück wird in schwäbisch­er Mundart gesprochen und verspricht gute Unterhaltu­ng. Birk: „Die Menschen sollen etwas zum Lachen haben.“Die Kolpingsfa­milie bleibt sich aber in einem treu: Ein wenig Sozialkrit­ik schwingt im Hintergrun­d doch mit und soll die Zuschauer zum Nachdenken bringen.

Die Autorin Jutta Golitsch stammt aus dem Herzen Oberschwab­ens. Sie arbeitete lange als Technische Zeichnerin. Als sie sich ganz der Aufgabe als Mutter widmete, entdeckte sie das Schreiben für sich und übte sich in verschiede­nen „Schreibgen­res“. Schließlic­h landete sie beim Theater. Golitsch machte heuer von sich reden: Zum Reformatio­nsjahr hat sie ein Schauspiel über Martin Luther verfasst, das in Altshausen in einer Freilichta­ufführung mit großem Erfolg auf die Bühne gebracht wurde, wobei die Autorin selber Regie führte.

Gearbeitet wird heuer in Mietingen an der Tontechnik. „Die Beschallun­g war bisher unbefriedi­gend“, räumt Hubert Birk ein. Fachkräfte seien dabei, Verbesseru­ngen bei der Übertragun­g in die Wege zu leiten.

Der Reinerlös der Theaterauf­führungen fließt wieder sozialen Zwecken zu. Das ist zum einen das Kolpingwoh­nheim in Stuttgart-Bad Cannstatt, zum anderen der Kindergart­en Sankt Pantaleon in Walpertsho­fen.

„Wir wollen einen originalge­treuen Eindruck vom Hinterhof eines Lebensmitt­eldiscount­ers vermitteln.“Spielleite­r Hubert Birk über die aufwendige Gestaltung des Bühnenbild­es

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FOTO: FRANZ LIESCH Sie sind mit großer Freude beim Proben für die Erntedank-Theaterauf­führung: die Laienschau­spieler der Kolpingsfa­milie Mietingen.

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