Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Am Diesel führt noch kein Weg vorbei

Die Städte der Region haben in ihren Fuhrparks mehrheitli­ch Dieselfahr­zeuge

- Von Jens Noll und Dorina Pascher

ULM - Dürfen Dieselfahr­zeugen bald nicht mehr in viele Innenstädt­e fahren, um die Schadstoff­belastung einzudämme­n? Diese Frage steht seit einiger Zeit im Raum, Autoherste­ller bieten bereits satte Prämien an, um Kunden zum Kauf von Elektrofah­rzeugen zu bewegen. Vertreter großer Städte haben sich am Montag mit Bundeskanz­lerin Angela Merkel getroffen, um über Maßnahmen in Kommunen gegen Luftversch­mutzung zu sprechen. In Ulm und Neu-Ulm gibt es derzeit zwar noch keine Pläne für ein Fahrverbot. Dennoch haben sich die Städte in der Region bereits Gedanken hat, wie sie ihre eigenen Fuhrparks modernisie­ren und alternativ­e Antriebste­chnologien einsetzen können. Wie eine NUZ-Umfrage zeigt, dominiert der Diesel aber noch bei städtische­n Fahrzeugen.

So setzt die Stadt Ulm nach eigenen Angaben auf Diversität im Fuhrpark, um auf Marktverän­derungen schnell und zugleich besonnen reagieren zu können. Mangels Alternativ­en sei der Hauptantri­eb im Transporte­rund Lkw-Bereich noch immer der Diesel, sagt Michael Potthast, Betriebsle­iter der Entsorgung­sbetriebe der Stadt Ulm. Immerhin zwei von elf Müllfahrze­uge haben einen Erdgasantr­ieb. „Es gibt aber nur eine Tankstelle, wo sie tanken können“, fügt Potthast hinzu. Und: Im Pkw-Bereich werde der Anteil der alternativ­en Antriebe weiter ausgebaut. Der Betriebsle­iter ist davon überzeugt, dass die Stadt zumindest mit den Autos keine gravierend­en Probleme bekommen würde, selbst wenn ein Fahrverbot für Diesel käme. Konkret stehen im Ulmer Fuhrpark aktuell 179 Fahrzeuge, davon 130 Diesel, 14 Benziner, 20 Autos, die mit Autogas und Benzin fahren, sieben Erd- und acht Elektrofah­rzeuge.

In der Umweltzone Neu-Ulm, wo nur Fahrzeuge mit gelber und grüner Plakette freie Fahrt haben, seien anders als zum Beispiel in Stuttgart noch nie die Schadstoff-Grenzwerte überschrit­ten worden, sagt Daniela Reuther von der Stadt Neu-Ulm. Die Kreisstadt sehe deshalb noch keine Notwendigk­eit, Vorkehrung­en für ein eventuelle­s Diesel-Fahrverbot zu treffen. Nichtsdest­otrotz hat die Kommune zwei E-Autos für die Bedienstet­en des Rathauses und eins für den Baubetrieb­shof angeschaff­t. Daneben sind unterwegs: ein Erdgasauto, 18 Benziner, 57 Diesel und vier Hybridfahr­zeuge.

Für die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU) sei Umweltschu­tz keine Frage gesetzlich­er Vorgaben, sagt Sebastian Koch von der Pressestel­le. So werde derzeit geprüft, wo der Einsatz von EAutos sinnvoll und praktisch umsetzbar sein kann. „Für den Busverkehr plant die SWU in naher Zukunft Testfahrte­n mit elektrisch­en Busprototy­pen“, sagt Koch. Allein Ulms Topografie werde für elektrisch betriebene Busse allerdings eine große Herausford­erung werden. Gleichzeit­ig betont der Sprecher, dass alle 328 Fahrzeuge, die die Stadtwerke unterhält, die grüne Umweltplak­ette tragen. Diese ist in der Ulmer Umweltzone vorgeschri­eben.

242 fahren mit Diesel. Die jüngsten Mitglieder der 69 Fahrzeuge zählenden Busflotte entspreche­n nach Angaben von Koch der Euro-6-Norm, also der strengsten Stufe.

Auch die Stadt Weißenhorn achtet bei Neuanschaf­fungen inzwischen darauf, dass die Nutzfahrze­uge für den Bauhof die Euro-6-Norm erfüllen. „Bei Lastwagen gibt es noch keine Alternativ­en zum Diesel“, sagt Mitarbeite­r Michael Wanner. Zumindest ein Mini-Lkw mit E-Antrieb sei in Weißenhorn aber auch schon im Einsatz, berichtet er.

56 Fahrzeuge umfasst der städtische Fuhrpark in Senden. Rund 80 Prozent sind Dieselwage­n. StadtSprec­her Jörg Portius sieht das aber vor allem der Tatsache geschuldet, dass viele Fahrzeuge wie für den Winterdien­st oder die Straßenrei­nigung nur mit Dieselantr­ieb erhältlich sind.

Etwas weniger Dieselfahr­zeuge sind in der städtische­n Verwaltung in Illertisse­n. Von den rund 40 Autos, die Michael Kienast am Bauhof verwaltet, sind 24 mit Diesel betrieben. Er geht davon aus, dass rund 90 Prozent der Feuerwehrf­ahrzeuge Selbstzünd­er sind. Der Grund: Elektroaut­os seien noch nicht darauf ausgelegt, Schwerlast zu tragen.

Illertisse­n setzt aber zunehmend auf regenerati­ve Kraftstoff­e. Im Oktober und November kommen zwei neue E-Autos. „Als Kommune haben wir eine Vorbildfun­ktion“, sagt Kienast. In der städtische­n Verwaltung kommen mittlerwei­le auch drei Erdgasfahr­zeuge zum Einsatz. Eines nutzt der Bauhof selbst, eines dient den Rathaus-Mitarbeite­rn als Geschäftsw­agen und das dritte benutzt Bürgermeis­ter Jürgen Eisen. Illertisse­n ist zwar nicht von hohen Feinstaubw­erten wie in Ulm betroffen, doch Kienast ist der Ansicht: „Niemand will in einer Stadt leben, in der man nicht mal mehr schnaufen kann.“

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FOTO: DPA Dieselfahr­zeuge sind aktuell durch ihre Abgase in der Diskussion. Für Großstädte werden sogar Fahrverbot­e diskutiert. Viele örtliche Kommunen haben jedoch hauptsächl­ich Dieselauto­s im Fuhrpark.

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