Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Stuhl des Angeklagten bleibt leer
Prozess um Missbrauch einer Neunjährigen verschoben
MEMMINGEN/NEU-ULM (cao) - Der Prozess um den sexuellen Missbrauch eines damals neunjährigen Mädchen sollte heute vor dem Landgericht Memmingen weiter verhandelt werden. Richter, Staatsanwalt, Pflichtverteidiger, die Anwältin der Nebenklage und ein Gutachter sitzen im Gerichtssaal, nur einer fehlt: der Angeklagte.
Vorsitzender Richter Jürgen Hasler teilte bereits zu Beginn der Verhandlung mit, dass der 38-jährige Angeklagte sich morgens krank gemeldet habe. Die Justizvollzugsanstalt Kempten, in der er in Untersuchungshaft sitzt, schrieb dem Gericht einen entsprechenden Vermerk. Dennoch entschieden die anwesenden Vertreter, den Angeklagten telefonisch zu kontaktieren und ihn zum Erscheinen zu bewegen. „Heute ist ja kein langes Programm“, sagt Richter Hasler. Nach einer Unterbrechung der Verhandlung stand jedoch fest: Der Mann kommt nicht. Der Arzt der Justizvollzugsanstalt hat ihm in einem Attest bescheinigt, „reise- und verhandlungsunfähig zu sein“.
Das Verfahren wird deswegen ausgesetzt. Das bedeutet, dass ein neuer Termin festgelegt werden muss, an dem von vorne begonnen wird. In dem Fall wurde bisher nur die Anklage verlesen.
Wie berichtet, muss sich der Angeklagte wegen schweren sexuellen Missbrauchs eines Kindes und vorsätzlicher Körperverletzung in mehreren Fällen verantworten. Der Mann aus Neu-Ulm wird beschuldigt, die neunjährige Tochter seiner damaligen Freundin über ein Jahr hinweg mehrfach missbraucht zu haben. Der Mann soll in Anwesenheit des Kindes zunächst Pornos angeschaut und ihm dabei sexuelle Komplimente gemacht zu haben. Dann soll er weitergegangen sein und das Kind gezwungen haben, ihn zu befriedigen. Zudem steht in der Anklageschrift, dass der 38-Jährige mehrmals mit dem neunjährigen Mädchen Geschlechtsverkehr gehabt haben soll – in allen Varianten.
Die Verhandlung wird mutmaßlich am 14. September neu starten.