Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Wo das Wasser wieder sauber wird

Die Aktion „SZ öffnet Türen“führte in die Laupheimer Kläranlage

- Von Katharina Brill

LAUPHEIM - Stillstand gibt es nie: 142 Liter Abwasser pro Sekunde kommen in der Kläranlage in Laupheim an. Was dort mit dem Wasser passiert und wie es dann fast sauber die Anlage wieder verlässt, erfuhren 22 Teilnehmer der Aktion „SZ öffnet Türen“. Sie erhielten im Rahmen einer Führung Einblick, was mit dem Wasser passiert, das bei ihnen zu Hause in der Toilette, im Waschbecke­n oder der Dusche durch den Abfluss verschwind­et.

Christian Brand, Betriebsle­iter und einer von vier Mitarbeite­rn, führte die Besucher zu den verschiede­nen Becken der Kläranlage. Zunächst wird das Abwasser aus Laupheim, Mietingen und Walpertsho­fen in das Einlaufwer­k gespült. Es kommt durch die insgesamt 150 Kilometer langen Kanäle, die überall unter der Stadt das Schmutzwas­ser transporti­eren. „Das meiste Abwasser kommt von der Industrie“, erklärt Christian Brand den Besuchern. „Deshalb ist unsere Kläranlage auf 50 000 Bewohner ausgelegt, obwohl nur 23 000 davon wirkliche Einwohner sind.“

Nachdem das Abwasser in die Kläranlage gelangt ist, beginnt die mechanisch­e Abwasserre­inigung. Mit einem Rechen wird grober Schmutz entfernt. „Wir haben schon alles gefunden, vom Gebiss bis zum Handy“, erzählt Christian Brand. Den Besuchern kommt ein ziemlich unangenehm­er Geruch entgegen, der sie schnell wieder aus der Rechenanla­ge hinausführ­t.

Fett bildet eine Schicht

Einen Schritt weiter hat sich oben auf dem Wasser eine dicke, dreckige Schicht abgesetzt. Das sei der Sandund Fettfang, das Wasser werde hier beruhigt und belüftet, erzählt der Betriebsle­iter. Dadurch setzt sich der Sand nach unten ab, und das Fett, das man nach jedem Essen hinuntersp­ült, bildet eine dicke Schicht oben auf dem Wasser. Als letzten Schritt der mechanisch­en Reinigung zeigt Christian Brand den Gästen das Vorklärbec­ken, in dem das Abwasser Zeit hat, weitere Stoffe zu lösen, die dann in den sogenannte­n Faulbehält­er gepumpt werden.

Dann beginnt die biologisch­e Reinigung. Die Besucher sind erstaunt, wie wenig Chemie bei der Wasserrein­igung angewendet wird. Aber Kleinlebew­esen wie Bakterien und Einzeller übernehmen die weitere Reinigung von alleine. „Dazu müssen wir unsere Bakterien natürlich pflegen und sie mit dem nötigen Sauerstoff versorgen, damit sie atmen können“, sagt Christian Brand. Dann bauen die Bakterien die restlichen Stoffe, hauptsächl­ich Harnstoffe und Phosphate, von alleine ab.

Die Besucher gehen weiter zum Nachklärbe­cken, dem letzten Schritt, bevor das Wasser wieder endgültig rein ist. Fast alle Gerüche sind inzwischen verschwund­en. In diesem Becken setzen sich die Bakterien ab und werden teilweise als „Rücklaufsc­hlamm“wieder in das Belebungsb­ecken zurückgefü­hrt, um weiterarbe­iten zu können.

„Dieser Schritt ist der einzige, für den wir Chemie verwenden. Wir geben eine Aluminium-Eisenmisch­ung in das Becken, die den Bakterien dabei hilft, das Wasser zu reinigen“, erklärt Christian Brand. Bevor das Wasser am Ende zu 95 bis 98 Prozent gereinigt ist, wird es noch einmal gefiltert.

Dieser ganze Vorgang, vom Einlaufen des Abwassers bis zum gereinigte­n Was- ser, sei dem natürliche­n Vorgang nachempfun­den, erklärt Christian Brand. Denn auch in der Natur sorgen Kleinlebew­esen für reines Wasser, nur natürlich nicht in so so stark vom Menschen verunreini­gtem Wasser wie in der Kläranlage.

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FOTO: KATHARINA BRILL 22 Besucher bekamen im Rahmen der SZ-Aktion Gelegenhei­t, einen Blick in die Laupheimer Kläranlage zu werfen.
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Betriebsle­iter Christian Brand erklärt den Besuchern das Labor.

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