Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Die Katastrophe der Ignoranz
Tausende US-Amerikaner sind auf der Flucht, auf der Flucht vor einer Naturkatastrophe. In den Karibikstaaten hat Hurrikan „Irma“bereits eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Fassungslos und betroffen blicken Menschen weltweit auf die Not in der Karibik und die zerstörten Urlaubsparadiese. Viele fragen sich: Sind die Stürme Folge des Klimawandels? „Katrina“, „Harvey“, „Irma“– nimmt auch die Häufigkeit der Wirbelstürme zu, weil die westliche Welt unvermindert viel zu viel Kohlendioxid in die Atmosphäre bläst?
Einfach ist diese Frage freilich nicht zu beantworten. Wie immer finden sich Experten, die zumindest die These von der zunehmenden Zahl der Wetterextreme bestreiten. Doch die Mehrzahl der Meteorologen und Klimaforscher ist sich einig. Anders Levermann vom PotsdamInstitut fasst es zusammen: „Der Klimawandel lässt diese Stürme nicht entstehen, aber er verschärft ihre Auswirkungen.“Die Wirbelstürme sind vielleicht nicht häufiger als früher, aber sie sind heftiger. Ein weiterer Grund, ernst zu machen mit der Umsetzung all jener Klimaabkommen, die weltweit geschlossen wurden, zuletzt in Paris.
Es ist bitter, dass selbst Deutschland die eigenen Klimaziele verfehlen wird. Dennoch ist es ein gewaltiger Unterschied, ob sich Regierungen um die Einhaltung bemühen oder ob ein Ignorant wie US-Präsident Donald Trump so tut, als sei der Klimawandel eine Glaubensfrage.
Sich damit rauszureden, dass es schon immer Klimaschwankungen gegeben habe, die Erdachse sich verändere oder Sonneneruptionen schuld seien, ist unverantwortlich. Regionale Phänomene von einst mit der globalen Erwärmung von heute zu vergleichen, ist unseriös. Jeder Klimaforscher konstatiert, dass die aktuelle Erderwärmung schneller verläuft als frühere. Alles deutet darauf hin, dass die Veränderungen Folgen menschlichen Handelns sind. Selbst wenn Restzweifel bleiben, ist es gesellschaftspolitisch unverantwortlich, nicht gegen den Klimawandel anzukämpfen. Wer nur im Jetzt lebt, muss sich nicht wundern, wenn er keine Zukunft hat. Die eigentliche Katastrophe ist die Ignoranz.
j.schlosser@schwaebische.de