Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Zwei Jahre Schule in Containern stehen an
Die Vinzenz-von-Paul-Schule zieht für einen Neubau in ein Provisorium
SCHÖNEBÜRG/BIBERACH – Die Vinzenz-von-Paul-Schule, Katholische Freie Schule für Erziehungshilfe, ist für den Unterrichtsbeginn am Montag vorbereitet. Etwa 80 Kinder und Jugendliche werden aber nicht wie gewohnt auf dem Schönebürger Kreuzberg diese Schule besuchen, sondern in einem Provisorium in der Bleicherstraße 52 in Biberach. Dorthin ist die Schule während den Sommerferien umgezogen, weil auf dem Kreuzberg das Projekt „Schulhausneubau“bereits angelaufen ist. Zwei Jahre, so ist geplant, wird die Vinzenz-von-Paul-Schule im Ausweichquartier in der Kreisstadt bleiben.
Auf den Gängen und in einigen Zimmern stehen noch gefüllte Umzugskartons, Handwerker montieren die letzten Tafeln in den Klassenzimmern, Lehrer versuchen sich in den Räumen ihres neuen Dienstortes zu orientieren: In den Wohncontainern in der Bleicherstraße, die zuletzt als Unterkunft für Flüchtlinge genutzt wurden, laufen die Vorbereitungen für den Schulstart auf Hochtouren. Vieles konnte in den Sommerferien schon über die Bühne gehen, letzte Handgriffe und Einrichtungsarbeiten gilt es aber noch zu erledigen.
„Schulumzug ist eine größere Sache“
„So ein Schulumzug ist eine größere Sache“, weiß Artur Hegenauer, Leiter der Vinzenz-von-Paul-Schule, inzwischen. Nicht einfacher macht das Ganze, dass die Schule für die nächsten zwei Jahre lediglich in ein Provisorium einzieht. Vor dem Umzug musste genau überlegt werden, was nach Biberach mitgenommen wird. Beim Ausräumen der Gebäude auf dem Kreuzberg, die abgerissen werden, Wohnraummodule auf zwei Ebenen in der Biberacher Bleicherstraße bilden die provisorische Unterbringung der Vinzenz-von-Paul-Schule in den beiden nächsten Schuljahren.
wurde einiges entsorgt, manches in anderen Gebäuden eingelagert. „Nach Biberach haben wir nur die Dinge mitgenommen, die wir hier jeden Tag brauchen“, erklärt Artur Hegenauer. Vier Tage war ein Umzugsunternehmen beschäftigt, um das benötigte Mobiliar und andere Gegenstände nach Biberach zu transportieren. „In diese durch Wohnraummodule gestaltete Umgebung“, beschreibt Hegenauer das provisorische Schulgebäude, „der Begriff Container wird nicht mehr benutzt, weil er negativ belegt ist“. Die Vinzenz-von-Paul-Schule hat diese Wohnraummodule, die zweigeschossig angeordnet sind, vom Landkreis Biberach angemietet. Als Hausherr hat dieser die entsprechenden Einrichtungs- und Umbauarbeiten,
damit ein Schulbetrieb möglich ist, getätigt. „Das hat gut funktioniert“, bilanziert Artur Hegenauer.
Etwa 1000 Quadratmeter Nutzfläche stehen der Vinzenz-von-PaulSchule in der Bleicherstraße zur Verfügung. Gegenwärtig hat die Vinzenzvon-Paul-Schule 120 Schüler in den Klassen eins bis neun, von denen aber 40 im Rahmen der Inklusion an allgemeinen Schulen im Landkreis unterrichtet werden. 80 Schüler in zehn Klassen werden ab Montag in Biberach beschult. Darunter auch acht Erstklässler, „doppelt so viele wie in den Jahren zuvor“, berichtet der Schulleiter. Schülerzahl fünf Köpfe
Überhaupt sei die Schülerzahl gegenüber dem letzten Schuljahr um fünf gestiegen, weitere Anfragen
habe es außerdem gegeben. Die Vinzenz-von-Paul-Schule hätte eine zusätzliche Klasse bilden können. Aus zweierlei Gründen ließ sich dies nicht realisieren. Zum einen sieht Artur Hegenauer die Zahl 80 als Maximum dessen an, was an Schülern in der Bleicherstraße unterrichtet werden kann. Und zum anderen habe sich auf die Stellenausschreibung einer zusätzlichen Lehrkraft für das Schuljahr 2017/18 niemand gemeldet. Ab Montag werden somit 27 Lehrkräfte an der Vinzenz-von-Paul-Schule unterrichten, außerdem sind drei Sozialpädagogen dort tätig.
„Viele Abläufe müssen wir neu denken“, stellt sich Schulleiter Artur Hegenauer auf eine gewisse Eingewöhnungszeit in den Räumlichkeiten in der Bleicherstraße ein. Der um zehn Minuten auf 8.20 Uhr verschobene Unterrichtsbeginn wird dabei das Wenigste sein. Damit sich die Schüler vorab ein Bild von ihrer „neuen“Schule in der Bleicherstraße verschaffen konnten, waren die Lehrer mit ihren Klassen zum Ende des letzten Schuljahres vor Ort. Und in den Sommerferien gab es ein Zeitfenster, innerhalb dem Eltern mit ihren Kindern die Schule anschauen konnten.
Weil Lehrer und Schüler in den neuen Schulraummodulen, anders wie bisher auf dem Kreuzberg, auf engstem Raum beieinander sein werden, dürften einige jetzt vorab festgelegte Abläufe und Aspekte im Schulalltag in den ersten Wochen auf dem Prüfstand der Machbarkeit stehen. „Wir müssen den Schulbetrieb jetzt anlaufen lassen und später
dann Dinge, die nicht gut funktionieren, umstellen“, erklärte Artur Hegenauer.
Eine notwendige Umstellung hat es bei den Bustouren bereits gegeben. Schüler, die nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Schule in der Bleicherstraße kommen können, werden mit schuleigenen Kleinbussen morgens zuhause abgeholt und nach Schulschluss um 16 Uhr wieder nach Hause gefahren. Drei Touren sind hierfür eingerichtet, die Fahrer entsprechend vorbereitet. Klären muss Artur Hegenauer in den nächsten Tagen noch, wo für die Vinzenzvon-Paul-Schüler der Sportunterricht stattfindet. Ab Dezember ist dies in der Sporthalle in Birkenhard möglich.
Bis dahin sollen freie Kapazitäten in den Sporthallen in Biberach genutzt werden, entsprechende Gespräche mit der Stadt sind im Gange „Auch hier ist die Kooperation gut“, bemerkt der Schulleiter. Gezielt angehen will die Vinzenz-von-PaulSchule in den kommenden Wochen die Suche nach neuen Vernetzungspartnern, wenn es um Angebote über den Unterricht hinaus geht.
Einiges ist bereits im Werden (beispielsweise mit dem Kletterpark im Burrenwald und der Jugendkunstschule). Für die Kooperation mit Betrieben und Unternehmen sieht Artur Hegenauer am vorüber gehenden Schulstandort Biberach sogar mehr Möglichkeiten. Nicht zuletzt deshalb kann er dem zweijährigen Provisorium in der Bleicherstraße auch etwas Positives abgewinnen: „Diese Veränderung gibt uns auch neue Chancen“.