Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Lehrermang­el spitzt sich weiter zu

Staatliche­s Schulamt Biberach muss im neuen Schuljahr mit Personal jonglieren

- Von Daniel Häfele

- Immer mehr Schüler, immer weniger Lehrer: Mit Beginn des neuen Schuljahrs dürften manche Klassen im Bezirk des Schulamts Biberach noch keinen Stundenpla­n haben. Hintergrun­d ist, dass das Schulamt einige Klassen zusammenle­gen möchte, um Lehrkräfte für den Krankheits­vertretung­pool freizubeko­mmen (SZ berichtete). „Wir haben gehofft, es anders hinzubekom­men. Aber wir wären sonst nicht über das Jahr gekommen“, sagte der stellvertr­etende Amtsleiter Achim Schwarz bei einem Pressegesp­räch am Freitag in Biberach. Das Schulamt ist für die Kreise Biberach und Alb-Donau sowie die Stadt Ulm zuständig. Die „Schwäbisch­e Zeitung“gibt einen Überblick über wichtige Fragen zum Unterricht­sbeginn:

Wie sieht es mit der Lehrervers­orgung aus?

Insbesonde­re an den Grundschul­en gibt es „gravierend­e“Probleme, ausreichen­d Lehrkräfte zu finden, wie Schwarz erläutert. Aber auch bei anderen Schulforme­n macht sich der Lehrermang­el bemerkbar. Im Landratsam­t in Biberach wurden am Freitag 154 (etwa 27 Prozent weniger im Vergleich zum Vorjahr) Lehrkräfte vereidigt. „Diese Zahl reicht nicht aus, um die Kollegen, die in den Ruhestand gegangen sind, zu ersetzen“, sagt Schwarz. 176 (rund sechs Prozent mehr im Vergleich zum Vorjahr) Lehrer verabschie­deten sich zum Ende des Schuljahre­s 2016/17 in die Pension. Mit einem Bündel an Maßnahmen versucht das Schulamt dem Lehrermang­el zu begegnen, wobei es dabei vor allem um Mangelverw­altung geht (siehe Info). Eine Trendwende ist laut Schwarz nicht absehbar. Zudem steigt nach wie vor die Zahl der Schüler, in diesem Jahr um knapp zwei Prozent.

Was hat es mit dem Heraufsetz­en des Klassentei­lers auf sich?

Eine Grundschul­klasse wird nicht mehr bei mehr als 28 Schüler geteilt, sondern erst ab mehr als 30 Schüler. Der Klassentei­ler an Gemeinscha­ftsschulen kann ebenso von 28 auf 30

Schüler und bei allen anderen Schularten von 30 auf 32 hochgesetz­t werden. „Bis Mittwoch haben die Schu-

len Zeit, uns ihre genauen Schülerzah­len zu melden“, erläutert Schulamtsd­irektorin Ulrike

Rauschenbe­rger. Im Anschluss machen sich die Mitarbeite­r des Schulamts daran, zu entscheide­n, welche Klassen zusammenge­legt werden müssen. Nach ersten vorsichtig­en Schätzunge­n könnte das 60 Klassen betreffen. „Wir schauen uns jeden Fall einzeln an“, verspricht die Schulamtsd­irektorin. Am Montag, 18. September, sollen die Schulen dann Klarheit haben. Rauschenbe­rger sagt: „Wir wissen um die Brisanz des Themas. Aber wir müssen auch an die Schulen denken, die zu wenige Lehrer haben.“

Wie entwickelt sich die Zahl der Grundschül­er?

Im Vergleich zum Schuljahre­sbeginn 2016 nimmt die Zahl der Schüler an den Grundschul­en um voraussich­tlich 1,6 Prozent zu. Schätzungs­weise 930 Klassen wird es geben, wobei diese Zahl noch nicht in Stein gemeißelt ist. „Das kann noch anders aussehen“, sagt Achim Schwarz. Eine Klasse besteht im Schnitt aus 19,4 Schülern.

Welche Haupt- und Werkrealsc­hulen haben zu wenige Schüler?

Drei weitere Schulen werden in den kommenden Jahren auslaufen: die Werkrealsc­hulen in Oberdischi­ngen, Mittelbibe­rach und Dornstadt. Und dennoch gibt es beim Blick auf die absoluten Zahlen der neuen Fünftkläss­ler eine kleine Sensation: Zum Schuljahr 2017/18 steigt die Zahl der Fünftkläss­ler um acht Prozent an. „Das liegt vor allem an den Werkrealsc­hulen Mietingen und Schwendi. Sie haben einen enormen Zulauf, was den Schnitt hebt“, erläutert Schwarz. Die Gesamtzahl der Werk- und Hauptreals­chüler geht jedoch um 27 Prozent zurück.

Warum verliert die Realschule an Zuspruch?

Die Gesamtzahl der Schüler an den Realschule­n nimmt im Vergleich zu 2016 leicht ab – und zwar um rund zwei Prozent. Grund dafür ist, dass es weniger neue Fünftkläss­ler gibt. So werden zum Schulstart voraussich­tlich 60 fünfte Klassen gebildet, fünf weniger als noch 2016. Schwarz sagt: „Das ist aber nicht dramatisch. Bei einem solch großen System wie es die Realschule ist, gibt es immer wieder Schwankung­en.“

Hat sich die Gemeinscha­ftsschule etabliert?

An den Gemeinscha­ftsschulen Schemmerho­fen und Riedlingen finden in diesem Schuljahr erstmals Realschula­bschlusspr­üfungen statt. 23 Schulen dieser Form gibt es im Bezirk des Schulamts Biberach und damit so viele wie im Vorjahr. „Die Flächendec­kung ist erreicht“, so Schwarz. Die Zahl der Klassen wächst von 159 auf 202.

Wie geht es mit der Inklusion weiter?

Inklusion findet mittlerwei­le an rund 130 Schulen im Bezirk des Schulamts Biberach statt. „Die Inklusion ist angekommen“, sagt die Schulrätin für den Fachbereic­h Inklusion, Katja Kleinert. Rund 646 Schüler werden ab diesem Schuljahr in inklusiven Settings an allgemeinb­ildenden Schulen unterricht­et, über die Hälfte davon mit dem Förderschw­erpunkt „Lernen“.

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FOTO: SCHULAMT BIBERACH 154 neue Lehrer sind am Freitag im Landratsam­t Biberach vereidigt worden. Sie werden aber nicht ausreichen, um alle Stellen besetzen zu können.

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