Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Lehrermangel spitzt sich weiter zu
Staatliches Schulamt Biberach muss im neuen Schuljahr mit Personal jonglieren
- Immer mehr Schüler, immer weniger Lehrer: Mit Beginn des neuen Schuljahrs dürften manche Klassen im Bezirk des Schulamts Biberach noch keinen Stundenplan haben. Hintergrund ist, dass das Schulamt einige Klassen zusammenlegen möchte, um Lehrkräfte für den Krankheitsvertretungpool freizubekommen (SZ berichtete). „Wir haben gehofft, es anders hinzubekommen. Aber wir wären sonst nicht über das Jahr gekommen“, sagte der stellvertretende Amtsleiter Achim Schwarz bei einem Pressegespräch am Freitag in Biberach. Das Schulamt ist für die Kreise Biberach und Alb-Donau sowie die Stadt Ulm zuständig. Die „Schwäbische Zeitung“gibt einen Überblick über wichtige Fragen zum Unterrichtsbeginn:
Wie sieht es mit der Lehrerversorgung aus?
Insbesondere an den Grundschulen gibt es „gravierende“Probleme, ausreichend Lehrkräfte zu finden, wie Schwarz erläutert. Aber auch bei anderen Schulformen macht sich der Lehrermangel bemerkbar. Im Landratsamt in Biberach wurden am Freitag 154 (etwa 27 Prozent weniger im Vergleich zum Vorjahr) Lehrkräfte vereidigt. „Diese Zahl reicht nicht aus, um die Kollegen, die in den Ruhestand gegangen sind, zu ersetzen“, sagt Schwarz. 176 (rund sechs Prozent mehr im Vergleich zum Vorjahr) Lehrer verabschiedeten sich zum Ende des Schuljahres 2016/17 in die Pension. Mit einem Bündel an Maßnahmen versucht das Schulamt dem Lehrermangel zu begegnen, wobei es dabei vor allem um Mangelverwaltung geht (siehe Info). Eine Trendwende ist laut Schwarz nicht absehbar. Zudem steigt nach wie vor die Zahl der Schüler, in diesem Jahr um knapp zwei Prozent.
Was hat es mit dem Heraufsetzen des Klassenteilers auf sich?
Eine Grundschulklasse wird nicht mehr bei mehr als 28 Schüler geteilt, sondern erst ab mehr als 30 Schüler. Der Klassenteiler an Gemeinschaftsschulen kann ebenso von 28 auf 30
Schüler und bei allen anderen Schularten von 30 auf 32 hochgesetzt werden. „Bis Mittwoch haben die Schu-
len Zeit, uns ihre genauen Schülerzahlen zu melden“, erläutert Schulamtsdirektorin Ulrike
Rauschenberger. Im Anschluss machen sich die Mitarbeiter des Schulamts daran, zu entscheiden, welche Klassen zusammengelegt werden müssen. Nach ersten vorsichtigen Schätzungen könnte das 60 Klassen betreffen. „Wir schauen uns jeden Fall einzeln an“, verspricht die Schulamtsdirektorin. Am Montag, 18. September, sollen die Schulen dann Klarheit haben. Rauschenberger sagt: „Wir wissen um die Brisanz des Themas. Aber wir müssen auch an die Schulen denken, die zu wenige Lehrer haben.“
Wie entwickelt sich die Zahl der Grundschüler?
Im Vergleich zum Schuljahresbeginn 2016 nimmt die Zahl der Schüler an den Grundschulen um voraussichtlich 1,6 Prozent zu. Schätzungsweise 930 Klassen wird es geben, wobei diese Zahl noch nicht in Stein gemeißelt ist. „Das kann noch anders aussehen“, sagt Achim Schwarz. Eine Klasse besteht im Schnitt aus 19,4 Schülern.
Welche Haupt- und Werkrealschulen haben zu wenige Schüler?
Drei weitere Schulen werden in den kommenden Jahren auslaufen: die Werkrealschulen in Oberdischingen, Mittelbiberach und Dornstadt. Und dennoch gibt es beim Blick auf die absoluten Zahlen der neuen Fünftklässler eine kleine Sensation: Zum Schuljahr 2017/18 steigt die Zahl der Fünftklässler um acht Prozent an. „Das liegt vor allem an den Werkrealschulen Mietingen und Schwendi. Sie haben einen enormen Zulauf, was den Schnitt hebt“, erläutert Schwarz. Die Gesamtzahl der Werk- und Hauptrealschüler geht jedoch um 27 Prozent zurück.
Warum verliert die Realschule an Zuspruch?
Die Gesamtzahl der Schüler an den Realschulen nimmt im Vergleich zu 2016 leicht ab – und zwar um rund zwei Prozent. Grund dafür ist, dass es weniger neue Fünftklässler gibt. So werden zum Schulstart voraussichtlich 60 fünfte Klassen gebildet, fünf weniger als noch 2016. Schwarz sagt: „Das ist aber nicht dramatisch. Bei einem solch großen System wie es die Realschule ist, gibt es immer wieder Schwankungen.“
Hat sich die Gemeinschaftsschule etabliert?
An den Gemeinschaftsschulen Schemmerhofen und Riedlingen finden in diesem Schuljahr erstmals Realschulabschlussprüfungen statt. 23 Schulen dieser Form gibt es im Bezirk des Schulamts Biberach und damit so viele wie im Vorjahr. „Die Flächendeckung ist erreicht“, so Schwarz. Die Zahl der Klassen wächst von 159 auf 202.
Wie geht es mit der Inklusion weiter?
Inklusion findet mittlerweile an rund 130 Schulen im Bezirk des Schulamts Biberach statt. „Die Inklusion ist angekommen“, sagt die Schulrätin für den Fachbereich Inklusion, Katja Kleinert. Rund 646 Schüler werden ab diesem Schuljahr in inklusiven Settings an allgemeinbildenden Schulen unterrichtet, über die Hälfte davon mit dem Förderschwerpunkt „Lernen“.