Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Ein idealer Schlussakt

Im US-Open-Finale treffen sich zwei Freundinne­n mit ähnlicher Leidensges­chichte

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NEW YORK (SID/dpa) - Für Madison Keys ist Sloane Stephens die Idealbeset­zung im letzten Kapitel von New York. Wenn am Samstag auf der größten aller Tennis-Bühnen die neue US-Open-Queen gekrönt wird, dann ist ein Happy End garantiert. „Ich könnte mir keine bessere Person als Sloane vorstellen, mit der ich diese besondere Premiere am liebsten teilen würde“, sagte die an Position 15 gesetzte Keys vor dem Überraschu­ngsfinale gegen ihre enge Freundin Stephens.

Das Duo aus Florida verbindet viel, die Parallelen in den Lebensläuf­en der jungen Frauen afroamerik­anischer Abstammung sind erstaunlic­h. Es passt ins Bild des doppelten Lottchens, dass beide in ihrem jeweils zweiten Grand-Slam-Halbfinale gemeinsam den Schritt in ihr erstes Major-Endspiel machten. Davon hatten beide im Januar noch nicht einmal zu träumen gewagt. „Ich saß auf der Couch, hatte nach der FußOP einen großen Gips, konnte mich nicht bewegen – und schaute mir die Australian Open im Fernsehen an“, so die Weltrangli­sten-83. Stephens.

Auchdie 22-jährige Keys, in deren Trainer-Team der Allgäuer Dieter Kindlmann steht, verpasste den Saisonstar­t wegen einer Handgelenk­Operation. Doch geteiltes Leid ist halbes Leid. „Wir waren uns einig, wie sehr uns das alles nervt. Wir haben uns oft geschriebe­n und getröstet – das hat geholfen“, sagte Keys.

Die beiden Freundinne­n und FedCup-Kolleginne­n versuchen, bei jeder Gelegenhei­t zusammen essen zu gehen. In New York reichte die Zeit noch nicht, doch nach dem Endspiel ist ein gemeinsame­s Dinner geplant. Die Siegerin des Finals muss zahlen– kein Problem bei einem Preisgeld von rund 3,1 Millionen Euro.

Die 24-jährige Stephens oder Keys – eine wird die erste amerikanis­che US-Open-Siegerin im neuen Jahrtausen­d sein, die nicht Williams heißt. Deshalb kann Stephens die Zweifel am Status des amerikanis­chen Tennis nicht mehr hören: „Wir haben keine Probleme. Ich glaube nicht, dass jemand das in den nächsten zehn Jahren infrage stellen sollte“, sagte Stephens, die noch vor einem guten Monat die Nummer 957 der Welt war und sich mindestens auf Platz 22 verbessern wird. Erstmals seit 1981 standen vier US-Girls im Halbfinale des Heim-Majors – drei davon waren dunkelhäut­ig. „Das ist großartig für das amerikanis­che Tennis. Und es ist großartig für die afroamerik­anischen Frauen“, so Stephens.

Und natürlich machen beide Finalistin­nen im Gleichschr­itt ihren größten Erfolg an ihren monatelang­en Verletzung­spausen fest. Stephens ging auf Partys, Hochzeiten und Taufen. „Alles Dinge, die ich jahrelang nicht machen konnte, weil ich auf der Tour unterwegs war“, erzählte sie. Doch sie merkte vor allem eines: „Wie sehr ich das Tennisspie­len liebe und vermisse.“

Keys erging es genauso. Durch die Auszeit habe sie „die Liebe“zu ihrem Sport „neu entdeckt. Ich mache mir jetzt auch nicht mehr so viel Druck“, sagte die Anwaltstoc­hter.

In ihrem bislang größten Match soll die Freundscha­ft aber ruhen. „Wir können das trennen“, behauptete Keys, „natürlich wollen wir am Samstag beide gewinnen, aber nach dem Spiel wird unsere Verbindung immer noch großartig sein.“

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FOTO: AFP Happy End garantiert – Madison Keys (li.) und Sloane Stephens spielen um ihren ersten Grand-Slam-Titel.

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