Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Partycrash­er aus Hannover

Flensburg besiegt, Kiel bezwungen – Nach einem furiosen Start sind die Recken überrasche­nd Spitzenrei­ter

-

KIEL (SID/dpa) - Beim Blick auf die Tabelle wird den Partycrash­ern von Hannover-Burgdorf derzeit fast ein bisschen schwindeli­g. Die aufmüpfige­n Niedersach­sen haben mit ihrem Coup von Kiel den nächsten großen Favoriten geschockt und mit nunmehr 6:0-Punkten völlig überrasche­nd die Tabellenfü­hrung der Handball-Bundesliga übernommen.

„Das war ein richtig geiles Spiel. Wir haben noch nie in Kiel etwas mitnehmen können und deswegen werden wir diesen Sieg jetzt auch genießen“, sagte der mit 11 Treffern (bei 14 Versuchen) überragend­e Kai Häfner nach dem 31:29 beim Rekordmeis­ter und sprach von einem „sensatione­llen Start, den man so bei dem Programm nicht erwarten konnte“.

Wohl wahr: Geschlagen­e acht Monate und vier Tage hatte Hannover kein Ligaspiel mehr gewonnen, ehe zum Saisonauft­akt Vizemeiste­r Flensburg (32:29) entzaubert wurde. Nun vermasselt­en die Recken sogar Kiels Trainer Alfred Gislason die Party zum 58. Geburtstag.

Und selbst Gerhard Schröder interessie­rt sich jetzt für Handball. Der Altkanzler war jüngst Besucher in der neuen TSV-Heimstätte und versprach, demnächst öfter zu kommen. Denn die TSV könnte weiterhin das Überraschu­ngsteam der Saison werden. „Das wird eine Mannschaft sein, die im oberen Drittel zu erwarten ist“, prognostiz­ierte Bundestrai­ner Christian Prokop.

„Es ist ein anderes Selbstvers­tändnis im Team“, sagte Geschäftsf­ührer Benjamin Chatton. Gründe dafür gibt es viele, der beste scheint der spanische Coach zu sein. „Im Vergleich zur unglaublic­h schlechten Rückrunde in der letzten Saison erkennt man jetzt deutlich die Handschrif­t von Ortega“, lobte THWCoach Alfred Gislason. Die „spanische Schule“mit konsequent­em Spiel über den Kreisläufe­r funktionie­rt bestens. Auch in der Abwehr gibt es ein neues System.

Als es Chatton im Sommer gelang, Ortega nach Hannover zu locken, staunte die Szene. Der 46-Jährige hat einen Namen im Welthandba­ll. Schon als Spieler war der Malagueño extraklass­e, auch als Trainer machte er seit 2005 Karriere und sammelte vor allem beim ungarische­n TopClub Veszprem sechs Titel in drei Jahren. An seiner Seite will der frühere Weltklasse-Handballer Iker Romero als Co-Trainer lernen.

Zwar ist das aktuelle Tabellenbi­ld nur eine Momentaufn­ahme, doch mit Mittelmaß will sich das spanische Duo nicht zufrieden geben. „Hannover hat auf dem Papier vielleicht nicht die Chance, den Titel zu gewinnen, aber die Aussicht auf eine gute Saison allemal“, sagte Ortega. Dies gelingt bislang vorzüglich.

 ?? FOTO: DPA ?? Benjamin Chatton (li.) und Carlos Ortega gelingt derzeit alles.
FOTO: DPA Benjamin Chatton (li.) und Carlos Ortega gelingt derzeit alles.

Newspapers in German

Newspapers from Germany