Schwäbische Zeitung (Laupheim)
„Menschen mit und ohne Behinderung zusammenbringen“
Johanna Wiedergrün vom Verein fiB spricht über das Inklusionsprojekt „Mittendrin – voll inklusiv“
BIBERACH - Das Inklusionsprojekt „Mittendrin – voll inklusiv“gibt es mittlerweile seit zwei Jahren. Der Biberacher Verein fiB (familienunterstützende, integrative Behindertenarbeit) hat das Projekt gemeinsam mit Mariaberg, der Lebenshilfe, der St.-Elisabeth-Stiftung und weiteren Partnern im Landkreis ins Leben gerufen. Ziel des Projekts ist es, Begegnungen zwischen Menschen mit und ohne Behinderung zu schaffen. Ob das bereits gelungen ist und wie es weitergeht? Redakteurin Tanja Bosch hat mit Projektleiterin Johanna Wiedergrün gesprochen.
Frau Wiedergrün, vor zwei Jahren ist das Inklusionsprojekt gestartet. Was gibt’s Neues?
Ganz aktuell gibt es das neue Programm für inklusive Bildungs- und Freizeitangebote. Es geht darum, Menschen mit und ohne Behinderung zusammenzubringen. Sie können gemeinsam an Kursen und Veranstaltungen teilnehmen. Zusammen mit der Volkshochschule, der Familienbildungsstätte, der katholischen Erwachsenenbildung und der Bruno-Frey-Musikschule haben wir integrative Angebote zusammengestellt. Das Schöne daran ist, dass jede Einrichtung einen eigenen Schwerpunkt setzt und sich mit dem Thema Inklusion individuell auseinandergesetzt hat.
Was ist Ziel der inklusiven Bildungsund Freizeitangebote?
Neben den Begegnungen ist es uns wichtig, Menschen mit Behinderung den Zugang zu allgemeinen Bildungseinrichtungen zu erleichtern. Für viele ist es der erste Zugang überhaupt zu diesen Einrichtungen. Wichtig ist dabei, dass es keine Extrakurse für Menschen mit Behinderung sind. Dennoch wird explizit auf Barrierefreiheit geachtet und darauf, dass die Kursgruppen beispielsweise nicht zu groß sind. Auch die Dozenten werden fürs Thema Inklusion sensibilisiert.
Wie kommt das Programm an?
Es ist das zweite Programmheft, das wir mit den Kooperationspartnern gemeinsam erarbeitet haben, und es kommt wirklich gut an. Ich freue mich sehr darüber, dass die Bildungseinrichtungen so offen gegenüber dem Thema Inklusion sind. Viele identifizieren sich bereits mit dem Projekt. Ich hoffe sehr, wenn das Projekt in einem Jahr endet, dass es trotzdem weitergeführt wird. Auch die Rückmeldung bei den Menschen mit Behinderung ist sehr positiv. Sie freuen sich über die Angebote und fühlen sich wertgeschätzt.
Was haben Sie in den zwei Jahren Projektarbeit erreicht?
Wir haben einiges erreicht und viele kleine Schritte getan. Aber das Thema Inklusion ist ein langer und sehr vielfältiger Prozess und muss erst noch richtig in der Gesellschaft ankommen. Wir planen viele Aktionen mit vielen verschiedenen Partnern wie zum Beispiel ein Busfahrtraining mit den Stadtwerken Biberach, Veranstaltungen mit der Bahnhofsmission und mit der Gehörlosenseelsorge. Wir arbeiten stetig mit der Stadt und dem Kreis zusammen, unter anderem am Thema Barrierefreiheit. Wir haben uns ein großes Netzwerk aufgebaut, darüber freue ich mich sehr.
Was ist das große Ziel des Projekts?
Das Projekt umfasst drei Schwerpunktbereiche: Zum einen geht es um Bildung und Freizeit, um Barrierefreiheit bei den Ämtern und Behörden und um Mobilität, unter anderem beim ÖPNV. Das große Ziel ist es allerdings, immer wieder Begegnungen zu schaffen zwischen Menschen mit Behinderung und Menschen ohne Behinderung. Das Thema Inklusion muss sich im Alltag fest verankern und als „normal“angesehen werden. Dann wären wir einen großen Schritt weiter. Bis dahin wollen wir einfach immer wieder auf das Thema aufmerksam machen und mit vielen Menschen darüber ins Gespräch kommen. Wie zum Beispiel am Freitag beim Kulturparcours in der Volkshochschule.