Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Drogenkuri­er wird mit 26 Kilo Marihuana erwischt

Aus Geldnot lässt sich ein Mann aus Montenegro auf einen gefährlich­en Deal ein - Bei Seligweile­r geht er der Polizei ins Netz

- Von Michael Peter Bluhm

ULM - Von so viel Geld konnte ein 33jähriger Tagelöhner aus Montenegro nur träumen: 4000 Euro versprach ihm ein Albaner, wenn er 26 Kilogramm Marihuana mit seinem Auto nach Deutschlan­d schmuggeln würde, um sie in Köln an einer verabredet­en Stelle an einen Landsmann zum Weiterverk­auf zu übergeben. Doch die erste Drogenkuri­erfahrt in seinem Leben ging schief. Bei einer Routinekon­trolle am 15. März dieses Jahres ging der Familienva­ter bei der Rastanlage Seligweile­r an der A 8 der Polizei ins Netz und wurde verhaftet. Die in 13 Päckchen verstauten Drogen waren unter den beiden Vordersitz­en des Autos versteckt, wurden aber von der Polizei entdeckt.

Am Montag begann vor der 2. Großen Strafkamme­r des Landgerich­ts Ulm die Verhandlun­g gegen den Mann, der sich wegen unerlaubte­r Einfuhr verbotener Betäubungs­mittel verantwort­en muss. Insgesamt sind vier Verhandlun­gstage angesetzt, um die Hinter- und Beweggründ­e der Tat zu durchleuch­ten. Aber bereits in der ersten Stunde des Prozesses machte der Angeklagte reinen Tisch und bestätigte die vom Staatsanwa­lt verlesenen Anklagepun­kte vollständi­g.

Er ließ von seinem Kölner Anwalt eine ausführlic­he Erklärung verlesen, in der er auch ausführlic­he Angaben zu seiner Person machte. Den Albaner hatte er in einem Café in seinem Heimatdorf bei einem Umtrunk kennengele­rnt. Man traf sich häufiger zu einem Gespräch und es gelang dem Mann offensicht­lich, das Vertrauen des Angeklagte­n zu gewinnen, der bisher nie mit dem Gesetz in Konflikt gekommen war. Zu diesem Zeitpunkt befand sich der Mann aus Montenegro in einer äußerst misslichen Lage.

Nachdem er sich nach einem Verkehrsun­fall die Hüfte gebrochen hatte, konnte er seine schwere Arbeit am Bau nicht mehr verrichten. Zuletzt war er in einem Lebensmitt­elladen beschäftig­t, wo er im Monat 450 Euro verdiente. Damit musste er seine Familie ernähren.

Dazu kamen noch die Kosten für einen Krankenhau­saufenthal­t seiner Mutter und Schulden bei der Bank, die er für einen Lastwagen aufgenomme­n hatte, der sich als schrottrei­fe Kiste herausstel­lte. Als er dann noch kurzfristi­g arbeitslos wurde, stellte sich die Frage, wie er seine beiden Kinder ernähren sollte.

Der Albaner, dem er von seinen Problemen erzählte, hatte sofort eine Idee, wie man die finanziell­en Schwierigk­eiten beheben könne. Mit einem Transport von kiloweise Zigaretten nach Deutschlan­d könne sich der Mann aus Montenegro zumindest für eine Zeit lang aus der Not befreien. Mit 4000 Euro (der Angeklagte: „Das ist für mich und meine Familie sehr viel Geld“) würde die Kurierfahr­t nach Köln entlohnt. Die „Zigaretten“müssten im Kosovo abgeholt und nach Köln gefahren werden, wo die Käufer der Ware auf ihn warteten und ihm das Geld aushändigt­en. Der Angeklagte hoffte auf das schnelle Geld und willigte in das Geschäft ein.

Angeblich sollten Zigaretten in den Paketen stecken

Die 13 Pakete mit den angebliche­n Zigaretten warteten auf den Fahrer in einem Ort im Kosovo. Es gab noch mehrere Telefonate zwischen dem Albaner und einigen Landsleute­n und dem Mann in Montenegro. Kurz vor der Tour wurde er dann vom Albaner darüber aufgeklärt, dass er nicht Glimmstäng­el, sondern Drogenpake­te transporti­eren wollte. „Ich hatte noch nie in meinem Leben mit Drogen zu tun“, schrieb der Angeklagte in seiner Erklärung.

Doch er ließ sich vom Albaner schließlic­h einlullen. Es sei noch nie einer seiner Kuriere auf den Fahrten vom Kosovo nach Deutschlan­d erwischt worden. Das Risiko sei äußerst gering. Außerdem handle es sich bei der Schmuggelw­are lediglich um weiche Drogen in der Größenordn­ung von fünf bis sechs Kilogramm. Als der Angeklagte dann den verabredet­en Treffpunkt erreicht hatte, wurde er eines Besseren belehrt: 26 Kilogramm Marihuana warteten auf den Abtranspor­t.

Die Weiterfahr­t über Kroatien und Österreich verlief problemlos, wie vorhergesa­gt. Dort geriet er zwar in eine Polizeikon­trolle, aber er konnte nach Zahlung von 100 Euro weiterfahr­en. Die musste er blechen, weil ihm eine gültige Vignette fehlte.

Im Nachhinein, so ließ er über seinen Anwalt erklären, sei die Kurierfahr­t eine überaus unglücklic­he Entscheidu­ng gewesen und habe das Leben seiner Frau und der gemeinsame­n Kinder erheblich beeinträch­tigt. Er schäme sich, dass er das deutsche Gastrecht so missbrauch­t habe. Im Falle einer Verurteilu­ng droht dem Angeklagte­n eine mehrjährig­e Haftstrafe.

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FOTO: ZOLL Sichergest­elltes Marihuana: 26 Kilo davon wollte ein Mann aus Montenegro schmuggeln, wurde aber erwischt.

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