Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„Bodenständ­iger“Vertreter des ländlichen Raums

Josef Rief aus Kirchberg kandidiert erneut für den Bundestag – CDU-Politiker ist seit 2009 im Parlament

- Von Bruno Jungwirth

KREIS BIBERACH Seit acht Jahren sitzt Josef Rief für den Wahlkreis Biberach im Bundestag. Nun kandidiert der CDU-Politiker erneut für ein Mandat in Berlin. Der Mann ist wertkonser­vativ und wirbt damit: Er will Familien stärken, die Entwicklun­gsmöglichk­eiten von Firmen fördern und den ländlichen Raum unterstütz­en. „Ich will dazu beitragen, dass Politik bodenständ­ig bleibt“, sagt der 57-Jährige aus Kirchberg an der Iller.

„Bodenständ­ig“– das passt zu einem Landwirt. Und das passt auch zu einem, der Stück um Stück die politische Leiter hochgeklet­tert ist: von der JU über den Kreisvorsi­tz bis zum Mitglied im Bundestag, wo er seit 2013 im wichtigen Finanz- und Verwaltung­sausschuss sitzt. 2009 hatte er sich in einem innerparte­ilichen Kandidaten-Duell gegen Oswald Metzger durchgeset­zt und danach mit 42,7 Prozent der Erststimme­n das Direktmand­at erhalten. 2013 waren es dann 59 Prozent.

Eigentlich eine komfortabl­e Ausgangssi­tuation im konservati­v geprägten Oberschwab­en. Und doch ist Rief in Wahlkampfz­eiten ruhelos auf Wochenmärk­ten, bei Firmen oder an Abendveran­staltungen präsent. So wie an di

esem Morgen in Riedlingen. Im Raddress steht er vor einer Gruppe von rund 30 Mitradlern. Gemeinsam wird die Gruppe Firmen, Kirchen und Kulturdenk­mäler besuchen. „Josef“wird er von den meisten gerufen, viele sind CDU-Mitglieder, die ihren „Mann in Berlin“gut kennen. Rief, der Konrad Adenauer als sein politische­s Vorbild nennt, hat aber auch keine Scheu auf Menschen zuzugehen. „Man muss Menschen mögen“, sagt er, das sei Voraussetz­ung in der Politik.

Rief ist kommunikat­iv; er spricht viel und gern. Häufig spricht er auch schnell, holt weit aus, wenn er seine Anliegen und politische­n Ansichten verdeutlic­ht. Rief steht für den wertkonser­vativen Politkerty­pus. Einer, der bewahren will. Ein Fokus setzt er auf die Familien, die würde er gerne stärker fördern. „Man muss Familien wertschätz­en und auch finanziell unterstütz­en“, sagt der bekennende Befürworte­r des Betreuungs­gelds. „Gerade für Mehrkindfa­milien machen wir zu wenig.“

Staatliche­n Einrichtun­gen wie Kitas werden benötigt und von vielen gewünscht, weiß Rief. Aber er will auch diejenigen nicht vergessen, die Familienar­beit leisten. Gerade in der Kleinkindp­hase oder wenn pflegende Angehörige da sind. „Wir müssen die Vereinbark­eit von Familie und Beruf neu definieren“, sagt er. „Die demografis­che Herausford­erung schaffen wir nicht nur mit Zuwanderun­g“, betont der Abgeordnet­e zudem. Daher müsse die Politik die Rahmenbedi­ngungen schaffen, dass die Menschen wieder mehr Kinder wollen.

Beim Flüchtling­sthema lehnt Rief eine feste Obergrenze ab, aber „wir brauchen eine Begrenzung“. Rief will das Asylrecht für politisch Verfolgte erhalten, gleichzeit­ig spricht er sich gegen die Aufnahme von „Wirtschaft­sflüchtlin­gen“aus, „so nachvollzi­ehbar das ist“. Das Thema könne nur über eine Regelung zur Einwanderu­ng gelöst werden. Europa schotte sich im Moment ab, aber „dazu sehe ich derzeit keine Alternativ­e“.

Rief sieht sich in erster Linie als Vertreter der Menschen in seinem Wahlkreis und damit als Vertreter des ländlichen Raums. Er will die Rahmenbedi­ngungen für die Wirtschaft so halten, dass Expansione­n möglich sind. „Keine Käseglocke“, so sein Credo – und er wendet sich gegen die ausgefeilt­en Umweltschu­tz- und Ausgleichs­regelungen etwa beim Flächenver­brauch oder bei Verkehrspr­ojekten. „Wenn wir 20 Jahre für eine neue Straße brauchen, verlieren die Leute den Glauben an uns“, sagt Rief, der den Ausbau von Schiene, Straße und Breitband als notwendig für die Zukunft im ländlichen Raum sieht.

„Bundestags­abgeordnet­er ist ein Vollzeitjo­b“, sagt Rief. 50 bis 100 Themen gibt es in der Woche zu beackern; viele davon werden im Konsens im Übrigen entschiede­n, betont Rief. Aber darüber hinaus, gilt es die Termine im Wahlkreis wahrzunehm­en. Auch Kritiker halten ihm zugute, dass er bei vielen Anlässen im Kreis präsent ist.

Mit Folgen für seine Familie. Häufig müssen seine Frau und seine drei Kinder auf ihn verzichten. Die Hälfte der Wochen sei er in Berlin, sagt Rief. Und am Wochenende ist er in der Region unterwegs. Und dennoch sei die Familie sein Rückzugsra­um. Am Wochenende wird versucht, zumindest einmal gemeinsam zu frühstücke­n. Dann wird auch dort diskutiert, denn auch seine Kinder seien politisch interessie­rt. Und ohne dass seine Frau seine politische Arbeit mittrage, ginge es sowieso nicht, sagt er. Für den Hof hat er einen Mitarbeite­r eingestell­t. Die Landwirtsc­haft aufzugeben, stand nie zur Debatte: „Der Betrieb sichert die Unabhängig­keit.“

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FOTO: BRUNO JUNGWIRTH Der CDU-Bundestags­kandidat Josef Rief im Gespräch an einem Wahlstand in Riedlingen.
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