Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Ein Wochenende Handbeil statt Handy
Von Menschen, die von Zeit zu Zeit im Mittelalter leben
Burgrieden – Bruder Roman ist Soldat der Palastwache des Königs von Jerusalem. Während der Mittagszeit ist es ruhig in seinem Lager auf dem Ritterfest am Riffelhof. Er lebt gerade ein Wochenende Mittelalter. Die zwölf Männer, Frauen und Kinder, mit denen er sein Lager für drei Tage aufgeschlagen hat, sind beschäftigt: Mit Tauziehen auf der Festwiese, Volkstänzen oder auch Holz holen. Über dem Feuer köchelt eine Erbsensuppe, die vom Koch der Palastwache zubereitet wird. Ein ritterliches Mahl aus Suppe, Brot, Käse und Wurst. Ganz wie in der Zeit von 1050 bis 1100, die die Gruppe für drei Tage wieder aufleben lässt. Mit allem was dazugehört: Handys und Uhren werden abgegeben, die Emails müssen warten.
„Die Gruppendynamik ist toll. Wir interessieren uns alle für das Gleiche und begeben uns zusammen auf eine Zeitreise“, erzählt Bruder Roman, während er in seiner Soldatenkleidung, mit Schild und Speer das Lager bewacht.
Im echten Leben heißt er Klaus Allmannsberger. Er und die anderen Mitglieder seiner Mittelaltergruppe haben sich zuhause eine Art Übungslager geschaffen, wo sie sich das ganze Jahr über regelmäßig treffen und Schwertkampf, das Verhalten als Soldat im Mittelalter und anderes üben. „In diesen drei Tagen wird man mal wieder geerdet. Denn damals gab es halt keine Gorotexjacke wenn es angefangen hat zu regnen. Da musste man als Soldat trotzdem seine Leute beschützen“, sagt Bruder Roman.
Einige Meter weiter steht Bernd an seiner Wippdrechselbank, mit der bis vor 300 Jahren noch Holzschalen hergestellt wurden. „Nur eine Handvoll Menschen in Deutschland können drechseln“, erzählt der Werkzeugmacher. Als er vor 15 Jahren ein Hobby suchte, stieß er durch ein Familienmitglied auf die „Drechseley“und ist damit inzwischen auch in Museen unterwegs.
„Ich baue die Schalen eins zu eins, wie es in den Büchern beschrieben wird“, erzählt er mit Blick auf die zahlreichen Holzschüsseln, die er bereits fertiggestellt hat. Und durch die Kostüme, die Musik und die Gerüche fühlt man sich wirklich wie in ein Geschichtsbuch geschlüpft.