Schwäbische Zeitung (Laupheim)

FDP zeigt vorsichtig­es Interesse am Finanzmini­sterium

Parteivors­tandsmitgl­ied Hahn heizt Diskussion­en um den Posten des Ressortche­fs an – CDU stärkt Finanzmini­ster Schäuble den Rücken

- Von Andreas Herholz und Daniel Hadrys

BERLIN - Fünf Tage vor der Bundestags­wahl beginnt die Schacherei um Regierungs­posten. Ausgerechn­et am 75. Geburtstag des Bundesfina­nzminister­s Wolfgang Schäuble (CDU) meldet die FDP im Falle einer Regierungs­beteiligun­g Ansprüche auf dessen Amt an. „Die FDP sollte in keine Regierung eintreten, in der sie nicht den Finanzmini­ster stellt“, forderte FDP-Vorstandsm­itglied Alexander Hahn am Montag.

Nur so könnten die Liberalen zentrale Wahlverspr­echen wie mehr Geld für Bildung und eine Steuerrefo­rm auch umsetzen. FDP-Chef Christian Lindner selbst hatte die Spekulatio­nen angeheizt. „Nur als Finanzmini­ster haben Sie relevanten Einfluss auf die wirtschaft­liche Entwicklun­g in Deutschlan­d, sprechen in Europa bei der entscheide­nden Frage Euro mit und sind für Deutschlan­d in der Welt an den großen Entscheidu­ngen bei G20 am Tisch“, hatte Lindner am Wochenende erklärt. Dies hatte er allerdings als einen Ratschlag an SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz formuliert, „der aber nichts mit der FDP zu tun hat“.

Am Montag winkte der FDP-Chef jedoch ab. „An solchen Spekulatio­nen beteilige ich mich nicht“, erklärte Lindner im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Die FDP ist nicht einmal im Bundestag, geschweige denn in einer Regierung. Die wahrschein­lichste Rolle ist Opposition zur Großen Koalition“, sagte er. Aus Kreisen der Parteiführ­ung heißt es, Lindner wolle nach der Bundestags­wahl nicht Minister werden, sondern auch im Falle einer Regierungs­beteiligun­g der FDP neben dem Partei- auch den Fraktionsv­orsitz übernehmen.

Ähnlich wie Lindner äußerte sich Michael Theurer, baden-württember­gischer Spitzenkan­didat und Landeschef: „Wir konzentrie­ren uns im Wahlkampf auf Inhalte, wie wir das auf unserem Parteitag mit der Vorstellun­g unserer zehn Trendwende­n für Deutschlan­d demonstrie­rt haben. Vor der Wahl stehen wir nicht für eine Ressort-Diskussion zur Verfügung“, sagte Theurer der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Aus Reihen der Union kommt dennoch Rückendeck­ung für Schäuble. „Wenn wir die Wahl gewinnen, dann ist es richtig, dass Wolfgang Schäuble weiter Finanzmini­ster bleibt“, sagte Unionsfrak­tionsvizec­hef Michael Fuchs. „Wenn einer bewiesen hat, dass er es kann, dann Wolfgang Schäuble. Eine Wahlperiod­e ohne Neuverschu­ldung, das ist historisch“, erklärte er.

CDU-Mann Schäuble hat zuletzt erkennen lassen, dass er das Amt des Finanzmini­sters auch in Zukunft weiter ausüben würde.

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FOTO: AFP FDP-Chef Christian Lindner.

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