Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Sieben Tage Italo-Schnitzel
Als ich ein Kind war und mit meinen Eltern essen gehen durfte, habe ich immer eine Pizza Salami bestellt. Etwas anderes wollte ich gar nicht ausprobieren. Obwohl ich ein schlechter Esser war, habe ich das Riesenteil stets problemlos verdrückt. Ähnlich war es im China-Restaurant. Dort habe ich mich jahrzehntelang mit Schweinefleisch und Sojabohnensprossen begnügt. Inzwischen bin ich etwas experimentierfreudiger, aber in meinem Lieblings-Pub esse ich auch heute noch jeden Freitag das Gleiche: Chips mit Barbecue-Soße. Dabei handelt es sich übrigens nicht um Knabberzeug, sondern um englische Pommes. Womit wir quasi beim Thema wären. Jüngst in Italien hat mein Sohn an allen sieben Tagen mittags ein Schnitzel mit Pommes verdrückt. Nein, nicht den Bambino-Teller, sondern die normale Portion – obwohl er sonst ein schlechter Esser ist. Diese Produkttreue wussten die diensthabenden Italiener sehr zu schätzen. Denn Cotoletta alla Milanese ist ein uritalienisches Gericht, das die Wiener den Mailändern allenfalls abgeguckt haben – sagen die Mailänder. Das knusprige goldene Stück Fleisch auf dem Teller des Buben war jeden Tag größer, das Lächeln der Kellner jeden Tag breiter. Und ich? Testete täglich andere Gerichte mit Fisch oder Meeresfrüchten. Grandios. Das hätte man mir mal über meiner Pizza Salami prophezeien sollen. (an)