Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Ortschaftsrat will eigene Sporthalle
Antrag an den Gemeinderat – Stadt: Neue Hallen in der Kernstadt können das Problem lösen
Baustetter stellen Antrag an den Laupheimer Gemeinderat.
BAUSTETTEN/LAUPHEIM - Die Baustetter lassen in Sachen Sporthalle nicht locker. Am Mittwoch hat der Ortschaftsrat einen Antrag an den Laupheimer Gemeinderat verabschiedet. Darin wird ein Anbau an die Mehrzweckhalle gefordert, alternativ der Bau einer frei stehenden Halle mit den Grundmaßen 30 mal 20 Meter an einem Standort Richtung Laupheim.
Erst am Montag hatte der Verwaltungsund Finanzausschuss des Gemeinderats einen im Juli gestellten Antrag des Baustetter FW-Stadtrats Peter Hertenberger zurückgewiesen (die SZ berichtete). Hertenberger wollte geprüft haben, ob der Anbau einer ballsporttauglichen Halle an die Mehrzweckhalle möglich ist; falls ja, möge man unverzüglich damit beginnen.
Die gewünschte Erweiterung nach Norden, Richtung Sportanlage, sei nicht realisierbar, sagte Verena Miller, Leiterin des Bürgermeisteramts. Sowohl die öffentlichen Verkehrsflächen, im Bebauungsplan festgesetzt, als auch die Baugrenze ließen das nicht zu.
„Baugrenzen kann man ändern“
Dem widersprach Werner Lehmann (Freie Wähler): „Baugrenzen kann man ändern.“Auch Baustettens Ortsvorsteher Dietmar Kögel ist überzeugt, dass ein Anbau machbar ist: „im spitzen Winkel an der Nordseite der Mehrzweckhalle, nicht parallel zur Straße“, erklärte er auf Nachfrage der SZ.
Abgelehnt wurde Hertenbergers Antrag am Montag auch noch aus einem anderen Grund. Beim Hallenbedarf müsse die Stadt den Fokus deutlich auf den Schulsport legen, das sei eine Pflichtaufgabe, betonte Verena Miller. Die Sportvereine könnten selbstverständlich freie Hallenzeiten nutzen; jedoch sollten Entscheidungen, Sporthallen zu bauen, „nicht auf der Basis von reinen Vereinsbedarfen getroffen werden“. Wenn die Stadt explizit für Sportvereine baue, würden auch andere Vereine zu Recht Räumlichkeiten einfordern – „das würde die Stadt schlichtweg überfordern“.
Eine nochmalige Überprüfung habe ergeben, dass für den Schulsport in Baustetten keine weiteren Raumkapazitäten benötigt werden, sagte Miller; dieser Bedarf sei in der Mehrzweckhalle abzubilden. Und sollten in der Kernstadt vier neue Halleneinheiten gebaut werden – worauf die aktuellen Überlegungen hinauslaufen –, dann bestünde gesamtstädtisch gesehen für den Vereinssport eine Überversorgung, die die Unterversorgung in Baustetten ausgleichen und den aktuellen Mehrbedarf der Baustetter Vereine abdecken könnte.
„Leicht befremdend“
Es sei „leicht befremdend“, wenn nur die Schulen der Maßstab für die erforderlichen Hallenkapazitäten seien, bemängelte Werner Lehmann. Die Vereine und ihr ehrenamtliches Engagement hätten einen enormen Stellenwert in Laupheim. Die Baustetter Mehrzweckhalle sei nicht ballsporttauglich und weder für den Schul- noch für den Vereinssport ideal; oft sei sie für andere Zwecke belegt. Auch könnten zeitnah durchaus weitere Schulklassen dazukommen. Es sei aktuell nicht möglich, allen Bedürfnissen der Baustetter Vereine gerecht zu werden. Diese müssten zum Teil in Nachbargemeinden ausweichen. Lehmann erneuerte den Antrag des Fraktionskollegen Hertenberger, die Machbarkeit eines Anbaus zu prüfen.
„Wir können verstehen, dass die Baustetter das Gefühl haben, bei dieser Diskussion etwas zu kurz zu kommen“, sagte der CDU-Fraktionschef Burkhard Volkholz. Für den Schulsport reichten die dortigen Kapazitäten aber wohl problemlos, „entlastend kommt noch das Hallenbad hinzu“. Beim Vereinssport gebe es Defizite – „andererseits können die Baustetter die ein bis zwei Kilometer entfernten Sportanlagen im Herrenmahd nutzen. Die Sportler vom Bronner Berg oder aus Ringelhausen fahren mindestens genauso weit.“Mit vier zusätzlichen Halleneinheiten im Herrenmahd werde die Situaion sicher auch für die Baustetter Vereine komfortabler – „vielleicht könnte man sogar ein Hallenfeld in Laupheim speziell für sie reservieren?“Der Vorschlag der CDU laute deshalb, das Thema Ballsporthalle Baustetten zurückzustellen und abzuwarten, wie sich die Lage nach Fertigstellung der in Laupheim geplanten Halleneinheiten entwickelt. Sollten sich zu einem späteren Zeitpunkt weiterer Bedarf oder größere organisatorische Probleme auftun, könne für Baustetten immer noch gehandelt werden.
„Wo ist das Problem, aus Baustetten nach Laupheim zu fahren?“, fragte Raphael Mangold (Offene Liste) und wandte sich gegen eine „ExtraLösung wegen der Vereine“. Es sei „schon sehr starkes Kirchturmdenken“, jetzt eine eigene Halle zu fordern. Sollte der Bedarf der TeilortVereine exorbitant sein, wären zunächst auch einmal sie selbst gefordert, dem Mangel abzuhelfen. „Die Stadt kann das dann ja unterstützen.“
„Bei Bedarf nachjustieren“
Die Erhebung der Bedarfszahlen für Baustetten sei sicher nicht optimal gelaufen, warf Achim Schick (CDU), Stadt- und Ortschaftsrat aus Baustetten, ein. Es sei zu wenig berücksichtigt worden, dass die Mehrzweckhalle vielfältig genutzt wird, für Konzerte, Theateraufführungen, Familienfeiern, vom Flohmarktteam. Für die örtlichen Sportvereine, „die intensiv Jugendarbeit betreiben und unsere Kinder von der Straße holen“, sei die Halle zum Teil nur bedingt geeignet, der ungünstige Zuschnitt setze Grenzen beim Ballsport. Gleichwohl habe sich die Bereitstellung von Hallenkapazitäten in erster Linie am Bedarf des Schulsports zu orientieren, und mit den geplanten zusätzlichen Kapazitäten in Laupheim ergebe sich eine vorzügliche Versorgungslage für den Vereinssport, außerhalb der Schulzeiten. „Vielleicht“, so Schick, „lassen sich die Engpässe in Baustetten damit bereits beheben. Wir können bei Bedarf immer noch nachjustieren. Realistisch gesehen und finanziell betrachtet muss man die Hallen in Laupheim nutzen. Ich sehe kaum Möglichkeiten, eine ganztägige Nutzung in Baustetten darzustellen.“Die Fahrt in die Kernstadt sei zumutbar. Allerdings sollten die Baustetter Vereine dort nicht als Bittsteller auftreten müssen, sondern verbindliche Hallenzeiten zugewiesen bekommen.
Dem schloss sich Erwin Graf (FW) an. Sollte keine neue Halle in Baustetten gebaut werden, müssten die Vereine festgeschriebene Stundenkontingente in Laupheim haben.
Für Peter Hertenbergers Antrag votierten am Montag nur drei FW-Räte; damit war er abgelehnt. Als es am Mittwoch um den Antrag des Baustetter Ortschaftsrats ging, stimmte Achim Schick als Einziger mit „Nein“.