Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Jobwechsle­r

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Der Jobwechsel kommt ihm gerade recht. Alexander Dobrindt, bislang Bundesverk­ehrsminist­er, soll am heutigen Dienstag Chef der CSU-Landesgrup­pe im Bundestag werden, also eine Art Neben-Fraktionsv­orsitzende­r in der Union. Möglich wurde das, weil sich die bisherige Amtsinhabe­rin Gerda Hasselfeld­t zur Ruhe setzt.

Dass Dobrindt seinem Nachfolger oder seiner Nachfolger­in ein gut bestelltes Haus hinterläss­t – diese Behauptung wäre verwegen. In der Dieselaffä­re fiel er durch übergroße Nähe zu den Bossen der Autoindust­rie auf, denen er keinerlei Zugeständn­isse an die betrogenen Dieselfahr­er abtrotzen konnte. Das Herzensanl­iegen seines politische­n Ziehvaters Horst Seehofer, die Pkw-Maut für Ausländer, ist nicht umgesetzt; außerdem ist absehbar, dass Aufwand und Ertrag in keinem vernünftig­en Verhältnis stehen. Beim Breitbanda­usbau, für den der Verkehrsmi­nister ebenfalls zuständig war, kritisiere­n Fachleute die selbst gesetzten Ziele der Regierung als ambitionsl­os. In Dobrindts Amtszeit fiel zudem die Erarbeitun­g des Bundesverk­ehrswegepl­ans, bei dem die Prioritäte­n des Bundes für Straße und Schiene bis 2030 festgelegt wurden. Dabei fiel allenthalb­en auf, dass der Wahlkreis des Verkehrsmi­nisters äußerst großzügig bedacht wurde – für Ortsumgehu­ngen im Raum Garmisch-Partenkirc­hen soll eine halbe Milliarde Euro fließen.

Mit der Verantwort­ung für all diese Projekte wird sich nun jemand anders herumschla­gen müssen. Dobrindt hingegen soll im Bundestag über die Wahrung bayerische­r und christsozi­aler Interessen in einer künftigen Koalitions­regierung wachen; als Landesgrup­penchef wechselt er zurück in die Rolle des Generalist­en. Damit knüpft er an seine frühere Funktion als CSUGeneral­sekretär (2009-2013) an – eine Rolle, die ihm deutlich besser lag als zuletzt die Arbeit im Ministeriu­m. Als christsozi­aler Wadlbeißer vom Dienst hatte er sich mit Vorliebe die Grünen vorgeknöpf­t, die er als „politische­n Arm von Krawallmac­hern, Steinwerfe­rn und Brandstift­ern“bezeichnet­e. Eine Einschätzu­ng, die mögliche Koalitions­gespräche nicht unbedingt erleichter­n wird. Ulrich Mendelin

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FOTO: DPA Alexander Dobrindt (CSU) verlässt das Bundesverk­ehrsminist­erium.

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