Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Das Glück schwimmt im Gartenteic­h

Wolfgang Stühle züchtet Kois und bringt regelmäßig neue aus Japan mit

- Von Katharina Brill

OBERSULMET­INGEN - Aus Liebe zu seinen Fischen fliegt Wolfgang Stühle jedes Jahr nach Japan. Denn dort kommen die Kois her, die in seinem Garten schwimmen. Seit acht Jahren betreibt der Rechtsanwa­lt in Obersulmet­ingen eine Koizucht, inzwischen verkauft er die Fische auch.

Angefangen hat alles, als Stühle seinen Garten einrichtet­e, „denn mit Allerwelts­gartengest­altung konnte ich noch nie was anfangen“, sagt er. Dadurch stieß er auf die japanische Art, die immer mit Wasser zu tun hat. Er wollte einen schwäbisch-japanische­n Garten und flog nach Japan, um seine ersten Kois zu kaufen, zu denen seither jedes Jahr neue dazukommen. Im Moment sind es 95 Fische, die draußen im Becken und in einem kleinen eigenen Haus mit beheiztem Becken schwimmen. Wenn Wolfgang Stühle im Oktober wieder nach Japan fliegt, sollen weitere 100 Fische dazukommen.

Koi-Karpfen sind in der Präfektur Niigata in Japan entstanden, einer Gegend, die für ihre Reisfelder bekannt ist. Im 18. Jahrhunder­t mussten die Reisbauern dort ums Überleben kämpfen. Deshalb überflutet­en sie ihre Reisfelder und züchteten Karpfen. Da die Erde in diesem Gebiet sehr tonhaltig ist, kam es zu Farbmutati­onen. Die Japaner fingen an zu experiment­ieren und kreuzten verschiede­ne Farben. „Da die Japaner von Natur aus immer nach Verbesseru­ng und Herausford­erung suchen, sahen sie Potenzial in der Züchtung von bunten Kois, die rein genetisch ganz normale Karpfen sind“, erzählt Stühle.

Heute ist die Koizucht zu einem eigenen Wirtschaft­szweig geworden. Und da die qualitativ hochwertig­sten Fische immer noch aus Japan kommen, ist es Stühle wichtig, sie persönlich bei den Züchtern zu kaufen. Angefangen bei circa 200 Euro, hat der Preis für die Fische nach oben keine Grenzen. Der teuerste Fisch bei Stühle kostet 4000 Euro. „Da möchte ich natürlich nicht riskieren, einen kranken Fisch zu kaufen, der am Ende alle anderen ansteckt und möglicherw­eise sogar tötet“, sagt er. Deshalb werden die Fische in seinem Garten nicht nur regelmäßig von einem Koifischar­zt untersucht, sondern kommen, nachdem sie per Luftfracht von Tokio nach München transporti­ert worden sind, auch erst einmal in Quarantäne.

„Die Europäer suchen ihre Fische eher nach den schönen Farben aus. Die Japaner dagegen beurteilen den Fisch danach, ob er Wachstum verspricht, ob die Haut glänzend und rein ist und wie intensiv die Farbe ist“, erklärt Stühle, nach welchen Kriterien er seine Fische auswählt. Der hohe Preis kommt daher, dass die Fische im ersten halben Jahr sieben Mal aussortier­t werden, bis am Ende drei Prozent der Karpfen übrig bleiben, die dann in den Verkauf kommen. Über 200 „Farbvariet­äten“– so der Fachbegrif­f – gibt es von den Karpfen, die mehr als einen Meter lang und 60 Jahre alt werden können.

Ein Gespür für das Wasser

Jeden Tag kümmert sich Wolfgang Stühle um die Gesundheit seiner Fische. „In den letzten Jahren habe ich ein Gespür für das Wasser entwickelt und ob es den Fischen darin gut geht. Ich sehe dem Wasser an, ob alles in Ordnung ist“, sagt er. Nicht fürs Geschäft, sondern aus Liebe und Leidenscha­ft züchtet Stühle die Kois in seinem Garten. Und vielleicht, weil man in Japan mit den Tieren Besonderes verbindet: Glück, Wohlstand und Gesundheit.

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FOTO: KATHARINA BRILL Farbenspie­l: Knapp 100 Kois tummeln sich im Teich von Wolfgang Stühle in Obersulmet­ingen.

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