Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Ein Leben mit Sport und Schneiderei
Mathilda Geiss feierte ihren 90. Geburtstag im Kreis ihrer Familie
LAUPHEIM - „Das Leben vergeht wahnsinnig schnell“. Das hat Mathilda Geiss gesagt, die ihren 90. Geburtstag zuhause im Kreis der Familie feierte. Auch über den Besuch des Oberbürgermeister Reiner Kapellen, der mit einem Geschenkkorb zu Gast war, freute sie sich. Bei Kaffee und Kuchen erinnerte sie sich zusammen mit ihren Nichten an ihr langes Leben..
Mit vier Schwestern und einem Bruder wuchs sie als Zweitjüngste auf dem Bauernhof ihrer Eltern in Laupheim auf. Schon während ihrer Schulzeit war Mathilda Geiss sportbegeistert und war später Mitgründerin des Turnvereins Obersulmetingen, wo sie das Frauen- und Kinderturnen ins Leben rief. Nebenbei war sie Eisläuferin. „Deshalb bin ich auch heute noch so fit“, erzählt die 90-Jährige stolz. Nach der Schule machte sie eine Ausbildung zur Schneiderin und versorgte die ganze Familie mit selbstgenähter Kleidung. Diese Ausbildung führte sie auch für einige Jahre in die Schweiz, wo sie Hausschneiderin einer reichen Familie angestellt war.
Noch heute hängt ein kleines weißes Mädchenkleid in ihrem Schrank, das Mathilda Geiss früher für aus dem Stoff ihrer Oma für ihre Nichte genäht hat. Angelika Mütz, die an diesem Tag aus München gekommen ist, hat ihrer Tante viel zu verdanken: „Sie kümmerte sich immer gut um uns. Wenn ich von schönen Kleidern aus Modezeitschriften geträumt habe, die meine Eltern sich nicht leisten konnten, dann hat sie mir diese Kleider selbst genäht“, erzählt sie.
Verheiratet sei sie nie gewesen, und eigene Kinder habe sie auch nicht, erzählt Mathilda Geiss. „Ich hatte schon meine Ansprüche an die Männer. Und herumkommandieren konnte ich mich schon immer alleine“, erzählt sie und lacht. Alleine war sie aber trotzdem nie. Nachdem die Männer von zwei ihrer Schwestern nicht aus dem Krieg zurückgekehrt waren, lebten die drei Frauen zu dritt in dem Haus, in dem Mathilda Geiss noch heute wohnt. „Jetzt sind Claudia und ihre Schwester Lucia meine Superfrauen“, sagt sie mit Blick auf ihre Nichte Claudia Siepmann, die regelmäßig bei ihre vorbeischaut und ihre Einkäufe übernimmt. Außerdem hat sie zweimal in der Woche eine Tagespflege.
Eines ihrer schönsten Erlebnisse war definitiv eine Reise in die USA, die sie niemals vergessen wird. Sie sei sehr dankbar dafür, in ihrem Leben immer wieder die Chance bekommen zu haben, aufregende Erfahrungen wie diese Reise gemacht zu haben, erzählt sie. „Man muss das Leben genießen. Es bringt nichts, Dinge auf den nächsten Tag zu verschieben.“