Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Fledermäuse fliegen auf Biberachs Brücken
Neues Gutachten: Fledermausbrücken an der Nordwest-Umfahrung erfüllen ihren Zweck
BIBERACH - Dass die heiß diskutierten Fledermausbrücken an der Biberacher Nordwest-Umfahrung durchaus ihren Zweck erfüllen, zeigt ein zweites Gutachten aus dem vergangenen Jahr. Die Ergebnisse des sogenannten Monitorings, also der Untersuchung, wurden jetzt bekannt gegeben. „Ja, die Fledermausbrücken werden durchaus frequentiert“, sagt Landschaftsökologe Jürgen Trautner, der den Landkreis beim Bau der Brücken beraten hat und das Projekt weiter begleitet. „Die beabsichtigte Funktion der Brücken wird also weiterhin erfüllt.“
Vor zwei Jahren hatte die Arbeitsgruppe für Tierökologie und Planung aus Filderstadt das erste Monitoring durchgeführt. „Die Ergebnisse sind auch ähnlich wie im Jahr 2014“, sagt Jürgen Trautner. Allerdings mit einer geringeren Anzahl an Tieren: „Das liegt aber daran, dass es allgemein weniger Fledermäuse gibt.“
Waren es 2014 zwischen neun und 16 Überflüge von Fledermäusen pro Nacht, liegt die Zahl 2016 nun schätzungsweise bei zwölf bis 14 Querungen. Diese Zahlen beziehen sich auf die obere Brücke. „Diese Brücke hat für uns momentan eine größere Bedeutung“, sagt Trautner. Denn die untere Brücke werde nicht so rege genutzt. Woran das liegt? „Die zweite Brücke konnte aus bautechnischen Gründen nicht so gut platziert werden.“Möglicherweise müsse sich dort die Bepflanzung auf beiden Seiten noch verdichten.
„Artenschutz ist sichergestellt“
Die Fledermausbrücken wurden nämlich insbesondere für die Fledermausarten gebaut, die strukturgebunden jagen. „Das sind nicht die Fledermäuse, die durch den freien Luftraum fliegen, sondern die, die sich an Büschen und Bäumen orientieren“, sagt der Landschaftsökologe. „Für diese Arten, zu der zum Beispiel die Wasserfledermaus und die Kleine Bartfledermaus zählen, ist es wichtig, dass sie über die Straße geleitet werden.“In Baden-Württemberg leben rund 20 verschiedene Fledermausarten. „Im Raum Biberach kommen die meisten dieser Arten vor“, sagt Jürgen Trautner. „In den Jahren 2014 und 2016 haben wir 14 unterschiedliche Arten nachgewiesen, bei einer weiteren Art sind wir uns ziemlich sicher.“Die Untersuchungen, die Trautner und sein Team in den vergangenen Jahren in Biberach angestellt haben, sind sehr aufwendig gewesen: „Meine Kolleginnen und Kollegen waren nächtelang mit den Nachtsichtgeräten vor Ort, haben Fledermäuse bestimmt, Fledermausarten gezählt und Überflüge beobachtet.“2016 seien rund 30 000 Rufsequenzen ausgewertet worden. Diese Monitorings waren von Anfang an an das Planungsvorhaben angedockt und seien somit kein Forschungsprojekt.
Während die Fledermausbrücken, die im Jahr 2013 für 435 000 Euro über die Nordwest-Umfahrung gebaut wurden, zu dieser Zeit wohl weltweit einzigartig waren, gibt es jetzt zwei ähnliche Bauwerke in Frankreich. Dass es so viel Kritik an den beiden Brücken in Biberach gegeben hat, kann Jürgen Trautner bis heute nicht so richtig verstehen: „Klar, mit mehreren Hunderttausend Euro sind das keine geringen Kosten, aber dass sich die Menschen so darauf stürzen, hätten wir nie für möglich gehalten“, sagt Trautner rückblickend. Denn im Vergleich zu Grünbrücken, die bei rund zwei Millionen Euro liegen, seien die Kosten für die Fledermausbrücken noch gering. Er vermutet: „Es liegt wohl einfach daran, dass viele Menschen nicht nachvollziehen können, warum fliegende Tiere eine Querung benötigen.“
Dass die Fledermäuse die Querung nutzen, ist jetzt nachgewiesen. „Es ist auch unheimlich wichtig, dass die Tötungsrisiken in der Landschaft für Fledermäuse gemindert werden“, sagt Trautner. „Die Tiere sind langlebig, haben aber eine geringe Nachkommenzahl, deshalb ist es wichtig, die Population vor Ort aufrechtzuerhalten.“
Ähnlich sieht das auch das Landratsamt Biberach: „Das zweite Monitoring zeigt erneut, dass die Querungshilfen funktionieren“, sagt Pressesprecher Bernd Schwarzendorfer. „Wir haben mit einem verhältnismäßig geringen Aufwand eine Möglichkeit gefunden, den Artenschutz sicherzustellen.“Voraussichtlich 2020 soll die Funktionsfähigkeit der Fledermausbrücken erneut überprüft werden.