Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Mehr Bescheidenheit, mehr Demut – „mehr Ranft“
„Die Schöpfung und die Bauern“: Prälat Franz Glaser regt beim Kreiserntedankfest zum Nachdenken an
OFFINGEN - Einen weiten Bogen hat Prälat Franz Glaser bei seiner Festansprache beim Kreiserntedankfest auf dem Bussen gehalten. Im voran gegangenen Festgottesdienstes in der Bussenkirche (Bericht folgt) hatte Pfarrer Albert Menrad an das segensreiche Wirken des Schweizer Heiligen Bruders Klaus von der Flüe erinnert. Prälat Glaser nahm in seiner Rede im Gasthaus Adler in Offingen dieses Thema auf und pries vor allem Bescheidenheit und Demut vor der Natur und Gottes Schöpfung.
Gerade die Bauern seien gefragt und gefordert, diese Schöpfung zu wahren, zu hegen und zu pflegen, sagte Glaser in seiner Festansprache. Er zitierte aus einem Kalenderspruch der Schwäbischen Zeitung: „Natur ist langsam, weil sie wartet wie sich etwas verändert.“
Jede Generation darf sich von der Erde nehmen, was sie zum Überleben braucht, sagte Glaser. Gleichzeitig mahnte er: „Wir nehmen mehr als wir brauchen und überziehen unseren Wohlstand.“Er plädierte dafür, dem Leben einen Sinn zu geben, egal wie alt man ist. Grundsünden der Menschen seien Einbildung und Überheblichkeit, die sich am Beispiel von vor Leistung strotzenden Autos manifestierten. Er nannte Klaus von der Flüe, der selbstbestimmt ein Leben als Einsiedler gewählt hatte, als Beispiel für Bescheidenheit und Demut. Der Leitspruch „Mehr Ranft“würde gut in allen Lebensbereichen und unsere hektische nach immer mehr strebende Gesellschaft passen.
Der Prälat fand mutige Worte auch zu Papst Franziskus, der noch alle überraschen werde, da er etwas wage. Selbstkritisch an seine eigene Kirche gewandt, mahnte er auch hier eine gewisse Bescheidenheit an. Glaube, Religion und Kirche dienten keinem Selbstzweck, sondern seien Natur und Schöpfung verpflichtet. Das menschliche Dasein gründe sich auf drei wichtigen, miteinander verbundenen Beziehungen: der Beziehung zu Gott, der Beziehung zum Nächsten und der Beziehung zur Erde. Jede Gemeinschaft und jede Generation habe auch die Pflicht, die Erde zu schützen und das Fortbestehen ihrer Fruchtbarkeit für die kommenden Generationen zu gewährleisten.
„Nein zu einem Geld, das regiert, statt zu dienen“, sagte Prälat Glaser, denn hinter dieser Haltung verberge sich die Ablehnung der Ethik und die Ablehnung Gottes. Die Ethik werde gewöhnlich mit einer spöttischen Verachtung betrachtet, man empfinde sie als Bedrohung. „Aber das Geld muss dienen, nicht regieren!“Die Kirche liebe und brauche alle, Reiche und Arme, doch im Namen Christi habe sie die Pflicht, daran zu erinnern, dass die Reichen den Armen helfen, sie achten und fördern müssen. Notwendig sei eine uneigennützige Solidarität und Rückkehr von Wirtschaft und Finanzleben zu einer Ethik zugunsten des Menschen.
Die Zuhörer quittierten die mehr als einstündige Rede mit großem Applaus. Prälat Glaser hatte offensichtlich den Nerv getroffen.