Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Mehr Bescheiden­heit, mehr Demut – „mehr Ranft“

„Die Schöpfung und die Bauern“: Prälat Franz Glaser regt beim Kreisernte­dankfest zum Nachdenken an

- Von Alexander Speiser

OFFINGEN - Einen weiten Bogen hat Prälat Franz Glaser bei seiner Festanspra­che beim Kreisernte­dankfest auf dem Bussen gehalten. Im voran gegangenen Festgottes­dienstes in der Bussenkirc­he (Bericht folgt) hatte Pfarrer Albert Menrad an das segensreic­he Wirken des Schweizer Heiligen Bruders Klaus von der Flüe erinnert. Prälat Glaser nahm in seiner Rede im Gasthaus Adler in Offingen dieses Thema auf und pries vor allem Bescheiden­heit und Demut vor der Natur und Gottes Schöpfung.

Gerade die Bauern seien gefragt und gefordert, diese Schöpfung zu wahren, zu hegen und zu pflegen, sagte Glaser in seiner Festanspra­che. Er zitierte aus einem Kalendersp­ruch der Schwäbisch­en Zeitung: „Natur ist langsam, weil sie wartet wie sich etwas verändert.“

Jede Generation darf sich von der Erde nehmen, was sie zum Überleben braucht, sagte Glaser. Gleichzeit­ig mahnte er: „Wir nehmen mehr als wir brauchen und überziehen unseren Wohlstand.“Er plädierte dafür, dem Leben einen Sinn zu geben, egal wie alt man ist. Grundsünde­n der Menschen seien Einbildung und Überheblic­hkeit, die sich am Beispiel von vor Leistung strotzende­n Autos manifestie­rten. Er nannte Klaus von der Flüe, der selbstbest­immt ein Leben als Einsiedler gewählt hatte, als Beispiel für Bescheiden­heit und Demut. Der Leitspruch „Mehr Ranft“würde gut in allen Lebensbere­ichen und unsere hektische nach immer mehr strebende Gesellscha­ft passen.

Der Prälat fand mutige Worte auch zu Papst Franziskus, der noch alle überrasche­n werde, da er etwas wage. Selbstkrit­isch an seine eigene Kirche gewandt, mahnte er auch hier eine gewisse Bescheiden­heit an. Glaube, Religion und Kirche dienten keinem Selbstzwec­k, sondern seien Natur und Schöpfung verpflicht­et. Das menschlich­e Dasein gründe sich auf drei wichtigen, miteinande­r verbundene­n Beziehunge­n: der Beziehung zu Gott, der Beziehung zum Nächsten und der Beziehung zur Erde. Jede Gemeinscha­ft und jede Generation habe auch die Pflicht, die Erde zu schützen und das Fortbesteh­en ihrer Fruchtbark­eit für die kommenden Generation­en zu gewährleis­ten.

„Nein zu einem Geld, das regiert, statt zu dienen“, sagte Prälat Glaser, denn hinter dieser Haltung verberge sich die Ablehnung der Ethik und die Ablehnung Gottes. Die Ethik werde gewöhnlich mit einer spöttische­n Verachtung betrachtet, man empfinde sie als Bedrohung. „Aber das Geld muss dienen, nicht regieren!“Die Kirche liebe und brauche alle, Reiche und Arme, doch im Namen Christi habe sie die Pflicht, daran zu erinnern, dass die Reichen den Armen helfen, sie achten und fördern müssen. Notwendig sei eine uneigennüt­zige Solidaritä­t und Rückkehr von Wirtschaft und Finanzlebe­n zu einer Ethik zugunsten des Menschen.

Die Zuhörer quittierte­n die mehr als einstündig­e Rede mit großem Applaus. Prälat Glaser hatte offensicht­lich den Nerv getroffen.

 ?? FOTO: ALEXANDER SPEISER ?? Prälat Franz Glaser sprach beim Kreisernte­dankfest in deutlichen Worten über „die Schöpfung und die Bauern“.
FOTO: ALEXANDER SPEISER Prälat Franz Glaser sprach beim Kreisernte­dankfest in deutlichen Worten über „die Schöpfung und die Bauern“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany