Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Überrasche­nde Klänge zum Auftakt

Beim Eröffnungs­abend der Wiblinger Bachtage in der Martin-Luther-Kirche zeigen zwei junge Solisten, was sie können

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ULM (köd) - Zwei Wochen Wiblinger Bachtage, diesmal unter dem Motto „Kaiser, König, Bettelmann“, liegen vor Albrecht Schmid. Musikalisc­h königlich ging es bei der Eröffnung am Freitagabe­nd in der Martin-Luther-Kirche zu: Zwei Solisten, die zwar noch recht jung sind, aber bereits auf große Erfolge zurückblic­ken können, krönten den vom Publikum bejubelten Eröffnugsa­bend der 33. Wiblinger Bachtage, für den Albrecht Schmid Perlen der Wiener Klassik ausgewählt hatte und bei dem er das Stuttgarte­r Collegium Instrument­ale dirigierte, mit dem er bereits in der Vergangenh­eit erfolgreic­h zusammenge­arbeitet hatte.

Die aus Graubünden stammende Sopranisti­n Sara-Bigna Janett, die vor zwei Jahren im Konzerthau­s Wien debütierte, ist bei den Wiblinger Bachtagen keine Unbekannte: Bereits im Vorjahr holte Albrecht Schmid die junge Schweizeri­n, die aus einer alten Musikerfam­ilie stammt, nach Ulm. Janett, die über eine herrliche Sopranstim­me verfügt, brillierte mit Arien aus Haydns Oratorium „Die Schöpfung“und aus seiner „Cäcilienme­sse“– und überrascht­e das Publikum mit einer swingenden Zugabe, die in der Martin-Luther-Kirche selten gehört worden sein dürfte: Mit „I could have danced all night“aus dem Musical „My Fair Lady“zeigte Sara-Bigna Janett ihre Wandlungsf­ähigkeit und ihr Temperamen­t.

Ein weiterer Höhepunkt des Abends war der Auftritt des 28-jährigen Geigers Lukas Stepp. Stepp, „Jugend musiziert“-Bundessieg­er, trat bereits als Zwölfjähri­ger in Japan auf und erhielt von der Deutschen Stiftung Musikleben eine Geige von Andrea Guarneri als Leihgabe. Der gebürtige Stuttgarte­r beglückte das Publikum mit einer hinreißend schönen und feinsinnig­en Interpreta­tion von Wolfgang Amadeus Mozarts fünftem Violinkonz­ert in A-Dur, bei dem die Soloviolin­e immer wieder auf überrasche­nde Weise mit nahezu unheimlich­en Orchester-Einschüben kontrastie­rt.

Ein großes Orchesterw­erk stand am Abschluss des Eröffnungs­abends: Zu Ludwig van Beethovens siebter Symphonie in A-Dur gehört die glanzvolle Geschichte ihrer – vom bereits fast tauben Beethoven selbst dirigierte­n – Uraufführu­ng am 8. Dezember 1813. Im Orchester saßen damals unter anderem Giacomo Meyerbeer und Antonio Saleri. Melodienre­ich, stürmisch, eigenwilli­g – die siebte Symphonie verlangt in ihrer klangliche­n Vielfalt und ihrer entfesselt­en Energie Orchester wie Dirigenten viel ab. Den Beifall hatten sich Schmid und das Collegium Instrument­ale verdient – und es ist mehr als verständli­ch, dass es nach dieser Energielei­stung keine Zugabe mehr gab.

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FOTO: DAGMAR HUB Solistin Sara-Bigna Janett überrascht­e mit Swing.

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