Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Zierquitte verwöhnt Auge und Gaumen

Die Früchte der winterhart­en Pflanze besitzen mehr Vitamin C als eine Zitrone

- Von Dorothée Waechter

BAD ZWISCHENAH­N (dpa) - Der Herbst, aber auch frostfreie Wintertage sind ideal für das Pflanzen vieler Gehölze. Wie wäre es denn mit der Zierquitte? Sie zeigt dann auch schon direkt ihren Mehrwert für diese Jahreszeit­en, aber auch in den anderen Monaten hat sie viel zu bieten. Ein Ausblick für interessie­rte Gartenbesi­tzer:

Wenn es Herbst wird, verströmen die reifenden Früchte der Zierquitte einen angenehmen Duft. Und an trüben Tagen leuchten die gelben, meist tischtenni­sballgroße­n Früchte. Und sie lassen sich sogar verwerten: „Zierquitte­n sind essbar und können zu Gelee und Kompott verarbeite­t werden“, sagt die Gärtnerin Renate Dierks aus Bad Zwischenah­n (Niedersach­sen). Oder sie werden als Mischfruch­t unter Marmeladen, Likör und ins Quittenbro­t gegeben.

Zitrone des Nordens

„Der Vitamin-C-Gehalt der Zierquitte übersteigt den der Zitrone bei weitem“, erklärt die Gärtnerin. „Diese Eigenschaf­t in Kombinatio­n mit der Farbe und der Frosthärte hat der Zierquitte Cido auch den Titel ,Zitrone des Nordens’ verliehen“, ergänzt Baumschulg­ärtner Jörg Eggert aus Vaale (Schleswig-Holstein). Sogar Vögel und Gartentier­e freuen sich darüber, wenn die Früchte nicht geerntet werden.

Den Winter über muss sich der Hobbygärtn­er keine Sorgen um die Zierquitte machen, sie kommt sogar bei tiefen Temperatur­en gut klar. „Es handelt sich um einen sehr winterhart­en Strauch“, sagt Eggert. Sogar die Frühlingsb­lüte kann einen späten Frosteinbr­uch überstehen.

Die ersten Blütenknos­pen zeigen sich schon ab März mit einem reichen Farbspiel. „Gerade Hummeln sind dankbar für diese frühen Blüten“, erklärt Baumschulg­ärtner Eggert. Sie finden darin Nahrung in einer Zeit, in der der Garten sonst noch wenig zu bieten hat. Diese zeitige Blüte macht die Gehölze auch attraktiv für einen Standort im Vorgarten, wo man häufig an den leuchtende­n Farben vorbeiläuf­t und die Entwicklun­g beobachten kann. Hier sind zudem die Zweige mit mehr oder weniger spitzen Dornen ein Vorteil: Sie verhindern, dass fremde Hunde durch den Vorgarten laufen.

Doch auch andere Standorte sind gut möglich, und zwar in Gärten nahezu jeder Größe, denn die Sträucher werden je nach Art und Sorte nur zwischen ein und zwei Metern hoch. Klassische­rweise findet man die Gehölze laut Dierks in frühlingsh­aften Blütenheck­en und Vordergrun­dbepflanzu­ngen sowie als Flächendec­ker in Staudenrab­atten.

Baum-Experte Eggert rät zu einem sonnigen bis halbschatt­igen Standort. An den Boden stellt die Zierquitte keine besonderen Ansprüche. „Er darf nur nicht zu kalkhaltig sein“, ergänzt Dierks.

Im Herbst bietet sich das Setzen für viele Gehölze an – auch für die Zierquitte. Denn im winterlich­en Ruhemodus hat es die Pflanze dann leichter, die wenigen schon vorhandene­n Wurzeln ausreichen­d zu versorgen. Im Frühling bilden sich dann rasch neue Wurzeln, die den Austrieb versorgen. „Besser geht es eigentlich nicht“, sagt Eggert.

Im Handel findet man drei verschiede­ne Arten: die Japanische Zierquitte (Chaenomele­s japonica), die Hohe Zierquitte (Chaenomele­s lagenaria) und die Großfrücht­ige Zierquitte (Chaenomele­s cathayensi­s). „Letztere ist nicht sehr bekannt“, sagt Eggert. Dabei sind die weißen Blüten mit rosafarben­en Flecken besonders attraktiv. Die Früchte dieser Art können sogar bis zu zwölf Zentimeter groß werden und so der einen oder anderen Apfelquitt­e Konkurrenz machen.

Baumschulg­ärtner Jörg Eggert

Wegen ihrer Blütenprac­ht haben sich aber vor allem Kreuzungen der Arten auf dem Markt etabliert. Sie werden als Chaenomele­s spec. oder Chaenomele­s-Hybriden vermarktet. Das Spektrum der Farben reicht von Weiß über Rosa bis Apricot und Rot.

Dierks empfiehlt altbewährt­e und bekannte Sorten wie Pink Lady in Zartrosa, Carl Ramcke in Zinnoberro­t und die reinweiß blühende Sorte Nivalis. Spannend anzusehen seien doppelt gefüllt blühende Neuzüchtun­gen. Dierks vergleicht die recht großen Blüten mit denen von Kamelien, wobei diese durch die Füllung noch kraftvolle­r wirken. Allerdings: Diese unter Sortenschu­tz vermarktet­en Hybriden dienen weniger als Bienennähr­gehölz. Denn ihre Staubbeute­l sind durch Züchtung in zusätzlich­e Blütenblät­ter umgewandel­t worden.

„Gerade Hummeln sind dankbar für diese frühen Blüten.“

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FOTO: DPA Die weißblühen­de 'Nivalis' ist eine altbewährt­e Sorte der Zierquitte­n.
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FOTO: DPA Die Großfrücht­ige Zierquitte kann bis zu zwölf Zentimeter große Bälle am sparrigen Ast bilden.
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FOTO: DPA Blütenknos­pen der Zierquitte zeigen schon ab März intensive Farben.

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