Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Zell-Kulturen vom Oberen Eselsberg
Im dritten Teil des „Science Parks“baut die erste Firma eine Bio-Tech-Produktionsstätte
ULM - Spatenstiche gehören zum Berufsalltag von Ulrich Soldner, dem Chef der Abteilung Liegenschaften und Wirtschaftsförderung bei der Stadt Ulm. „Doch so einen haben wir nicht alle Tage“, sagte er über den symbolischen Baubeginn für das erste Großprojekt auf dem noch jungen „Science Park III“am Oberen Ulmer Eselsberg. Sartorius Stedim Cellca stellt hier für rund 30 Millionen Euro ein neues „Cell Culture Technology Center“hin – ein High-Tech-Produktionszentrum für bestimmte Komponenten von Biotech-Medikamenten.
Noch sitzt Sartorius Stedim Cellca in einem angemieteten Gebäude in Laupheim. Durch den Umzug nach Ulm in das neue Labor- und Bürogebäude wird die räumliche Kapazität des Unternehmens etwa verdoppelt. Zudem sorgt der Ortswechsel für mehr Nähe zu Universitäten und Forschungseinrichtungen, die in der Wissenschaftsstadt angesiedelt sind. „Wir arbeiten in einer extrem innovativen Branche“, sagte Joachim Kreuzburg, Vorstandsvorsitzender der Sartorius AG. „Okay, das sagen alle über sich. Doch aber wir sind im wachstumsstärksten Segment der Pharmaindustrie tätig.“
Was die 90, später einmal geplanten 120 Mitarbeiter in dem „neuen, coolen Haus“, wie es Kreuzburg nannte, einmal nach der Eröffnung Ende 2019 tun werden, ist für Laien nur schwer zu verstehen.
Sartorius Stedim Cellca entwickelt Zelllinien und Proteinproduktionsprozesse, lizenziert Technologien zur Herstellung von Proteinen und bietet Zellkulturmedien an. Unter kontrollierten Bedingungen durch lebende Zellen hergestellte Proteine kommen vor allem in der Entwicklung und Herstellung von Medikamenten zum Einsatz.
Große Kunden aus der Pharmaindustrie
Kunden der Firma sind Pharmakonzerne wie Boehringer Ingelheim, die die künftigen Ulmer für die Unterstützung bei der Entwicklung und Herstellung von Biotech-Medikamenten bezahlen. „Wir haben sehr viel Zukunftspotenzial“, sagt Kreuzburg. Deswegen kauften die Investoren gleich das Nachbargrundstück, das mit 5000 Quadratmetern nur 1000 Quadratmeter kleiner ist als der Bauplatz für das 30-Millionen-Projekt.
Sartorius ist ein börsennotierter Pharma- und Laborzulieferer mit Sitz in Göttingen, der erst vor anderthalb Jahren die Firma Cellca aus Laupheim übernommen hat.
Wie Kreuzburg betonte, habe sich in dieser Zeit die Zahl der Mitarbeiter und der Umsatz verdreifacht. Sartorius Stedim Biotech beschäftigte 2016 rund 4700 Mitarbeiter und erzielte einen Umsatz in Höhe von 1,052 Milliarden Euro. Dennoch habe es Tradition bei Sartorius die Strukturen aufgekaufter Firmen zu belassen.
Nachdem es am Cellca-Stammsitz zu eng geworden war, sei klar gewesen, dass die Firma nur innerhalb der Region umziehe.
Ulrich Soldner von der Stadt Ulm zeigte sich glücklich, dass auf dem Gelände am Oberen Eselsberg nun nach der Firma Beam-Tec eine zweite Firma den Science Park III bezieht. Denn es gebe in Ulm zwar einen akuten Mangel an klassischen Gewerbeflächen, doch in der Wissenschaftsstadt herrschten andere Voraussetzungen. Hier kann sich nämlich nicht jede Firma ansiedeln.
Das „Sondergebiet für Forschung und Produktentwicklung“ist für Firmen reserviert, die in das Konzept Wissenschaftsstadt passen, das einen Austausch von Wirtschaft und der Universität sowie der Hochschule im Zentrum hat.
Soldner schätzt, dass es noch zehn bis 15 Jahre dauern wird, bis die Flächen im Science Park knapp werden.
Der bereits „bezugsfertige“erste Bauabschnitt umfasst eine Fläche von gut zwölf Hektar, was grob 17 durchschnittlichen Fußballfeldern entspricht. Weitere 18 Hektar stehen für die Zukunft eines etwaigen zweiten Bauabschnitts bereit.