Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Historisches am Nebelhorn
Nordkoreanisches Eislaufpaar will zu Spielen in Südkorea
OBERSTDORF (SID) - Über das Allgäu von Nord- nach Südkorea? Als Ryom Tae Ok und Kim Ju Sik bei der Olympiaqualifikation in Oberstdorf das Eis betreten, senken sich die Stimmen und heben sich die Köpfe. Nach einem gelungenen Kurzprogramm zum Beatles-Klassiker „A Day in the Life“prasselt der Beifall des Publikums. Ungeachtet der politischen Provokationen zwischen Nordkorea und den USA sind die Paarläufer aus Pjöngjang auf dem besten Weg, bei der 49. Nebelhorn-Trophy Sportgeschichte zu schreiben: Als erste und wahrscheinlich einzige Athleten ihres Heimatlandes dürfen sich die WM-15. weiter Hoffnungen auf einen Start bei den Winterspielen im südkoreanischen Pyeongchang machen.
„Wir sind diesmal schon ganz gut gelaufen. Aber wir können es beim nächsten Mal noch ein bisschen besser machen“, sagte der 24 Jahre alte Kim, nach dem Programm noch etwas außer Atem. Seine sechs Jahre jüngere Partnerin nickte dazu stumm. Ausführlicher über ihre schwierige Situation reden möchten oder dürfen die beiden Athleten sowie auch Trainerin Kim Hyon Son erst nach der Kür am heutigen Freitag. Doch dem kanadischen Coach Bruno Marcotte, bei dem das Duo im Sommer trainieren durfte, hat sich das Paar schon häufig anvertraut – in Form von permanenten Fragen.
„Sie löchern mich andauernd: ,Sind wir gut genug für Olympia? Können wir die Qualifikation schaffen?‘“, berichtete Marcotte. Sein logischer Schluss: „Sie wollen unbedingt dabei sein. Und das wäre toll für Olympia, denn der Sport soll doch alle Menschen zusammenbringen.“
Dass Ryom und Kim möglicherweise die einzigen nordkoreanischen Olympiateilnehmer im Süden des Landes sind, hat nichts mit den aktuellen politischen Spannungen zu tun. Die stalinistische Diktatur war und ist kein Wintersportland. Präsident Thomas Bach hatte in der Vergangenheit mehrfach die Bereitschaft des Internationalen Olympischen Komitees bekräftigt, Wildcards an nordkoreanische Athleten zu verteilen. Eine Offerte, die Pjöngjang bislang ablehnte. Man will nicht das Gesicht verlieren.
Und so drückt sogar Südkoreas Staatspräsident Moon Jae In seinen Landsleuten aus dem hermetisch verschlossenen Norden für die KürEntscheidung kräftig die Daumen. Für ihn wäre die Qualifikation ein Zeichen der Hoffnung: „Es wäre ein Beitrag zum Frieden in der Region. So könnte Olympia die Wunden der Koreaner heilen.“