Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Ex-Journalist
Seinen Kindheitstraum, Astronaut zu werden, hat sich Carles Puigdemont nicht erfüllen können. Dafür ist der Chef der Regierung der spanischen Region Katalonien vom politischen Nobody zum Schrecken Spaniens aufgestiegen. Für den 54 Jahre alten Separatisten schlägt am Sonntag beim Referendum seine große Stunde.
Nach seiner Wahl zum katalanischen Regierungschef hatte der Ex-Journalist im Januar 2016 im Parlament von Barcelona vollmundig verkündet: „Es sind keine Zeiten für Feiglinge!“Man werde den Weg zur Unabhängigkeit unbeirrt aufnehmen, versprach damals der Chef der liberal-separatistischen Allianz Junts pel Sí (Gemeinsam fürs Ja), der mit der Unterstützung der kleinen linksradikalen Partei CUP gewählt wurde.
Der am 29. Dezember 1962 im katalanischen Bergdörfchen Amer geborene Sohn eines Konditormeisters studierte zunächst Philologie und wurde danach Journalist. In den 1990er-Jahren reiste Puigdemont viel nach Südosteuropa, um unter anderem am Beispiel des damaligen Jugoslawiens „Nationen ohne Staat“zu studieren. Er arbeitete für Regionalzeitungen und war 1998 Mitgründer der Katalanischen Nachrichten-Agentur. 2004 übernahm er die Leitung des englischsprachigen Blattes „Catalonia Today“, zwei Jahre später trat er in die Politik ein.
2011 wurde er zum ersten nichtsozialistischen Bürgermeister der katalanischen Stadt Girona nach der Franco-Diktatur gewählt. 2015 avancierte er zum Vorsitzenden des einflussreichen „Verbandes der Gemeinden für die Unabhängigkeit Kataloniens“(MAI), dem rund 750 der 948 Bürgermeister der Region angehören. Und im Januar 2016 zum Chef der katalanischen Regionalregierung.
Dem Rock- und Fußball-Fan und Vater zweier kleiner Mädchen, der mit einer 15 Jahre jüngeren rumänischen Journalistin verheiratet ist, werfen viele vor, Katalonien an den Rand des Abgrunds zu treiben. Nachgeben kommt für ihn aber nicht infrage. „Den Wunsch, abzustimmen, kann man nicht verweigern. Wir machen uns keines Verbrechens schuldig“, sagte er. (dpa)