Schwäbische Zeitung (Laupheim)
„Ich weiß, dass das große Fußstapfen sind“
Fernsehkoch Steffen Henssler beerbt Stefan Raab mit der Show „Schlag den Henssler“
Als Fernsehkoch ist er berühmt geworden, doch damit ist jetzt erst mal Schluss: Künftig soll Steffen Henssler bei ProSieben keinen Geringeren als Tausendsassa Stefan Raab ersetzen. In der Show „Schlag den Henssler“(am Samstag, 30. September, 20.15 Uhr, ProSieben) tritt er in bis zu 15 Spielrunden gegen einen Kandidaten an, der in der Sendung mindestens 250 000 Euro gewinnen kann. Die Show lief jahrelang unter dem Titel „Schlag den Raab“, bis Raab 2015 in Fernsehrente ging. Im Interview mit Cornelia Wystrichowski erzählt Henssler, warum er den Job als Fernsehkoch an den Nagel hängt, wie er die großen Fußstapfen von Stefan Raab ausfüllen will und über seinen Traum von einer eigenen LateNight-Show.
Herr Henssler, Sie wechseln als Nachfolger von Stefan Raab zu ProSieben und machen aus „Schlag den Raab“ab sofort „Schlag den Henssler“. Ganz schön große Fußstapfen ...
Es ist ein großer Schritt für mich, und ich weiß, dass das große Fußstapfen sind – aber ich weiß auch ganz genau, was ich da tue. Die Sendung ist wie für mich gemacht und passt sehr gut zu mir, denn ich habe richtig Bock auf Zweikampf.
Wie ist es um Ihre Fitness bestellt? Beim Training für die Show haben Sie sich einen Muskelfaserriss zugezogen, die erste Folge musste deshalb um mehrere Wochen verschoben werden.
Das ist wirklich sehr ärgerlich, aber jetzt bin ich wieder fit. Die Sportspiele kommen mir prinzipiell entgegen, denn körperlich habe ich keine großen Schwächen. Ich mag Ballspiele sehr gerne, mache viel Kampfsport, habe früher viel geboxt. Von der Kondition her habe ich auch keine Probleme, das ist wichtig, denn die Show kann bis zu fünf Stunden dauern, das muss man durchhalten.
In den Quizrunden der Show ist Allgemeinwissen gefragt. Wo liegen da Ihre Stärken und Schwächen?
Meine Stärken sind die aktuellen Themen – Film, Musik und sowas. Meine Schwächen liegen in der Geografie. Wenn es darum geht, in welches Meer ein Fluss mündet oder wo ein Gebirge liegt, da bin ich meist überfragt.
Stefan Raab war immer außerordentlich ehrgeizig. Wollen Sie etwas cooler sein?
Wenn ich antrete, will ich auch gewinnen, sonst funktioniert die Sendung nicht. Mein Ziel muss es sein, genauso eine Siegesserie hinzulegen wie Stefan Raab. Er hatte eine Quote von 70 Prozent gewonnenen Sendungen. Wenn es dir egal ist, ob du verlierst, dann merkt das der Zuschauer, und wenn ich dauernd nur verlieren würde, dann würde es heißen: Das ist für Kandidaten der leichteste Weg, um im Fernsehen eine Viertelmillion zu verdienen. Das wäre blöd. Es muss sich ein Nimbus aufbauen, sonst macht die Sendung keinen Sinn.
Haben Sie Kontakt zu Stefan Raab?
Ja, wir saßen zusammen und haben uns unterhalten. Wir haben über die Sendung gesprochen, und er hat sich gefreut, dass ich da jetzt auflaufe, er wirkte sehr zuversichtlich. Wir haben auch darüber gesprochen, wie man eine solche Mammutshow angeht. Sein Tipp: Man muss immer fokussiert bleiben, egal was passiert. Du musst hart bleiben, auch wenn du gegen einen Kandidaten antrittst, der richtig sympathisch ist oder das Geld für eine ganz bestimmte Sache braucht.
Wollen Sie auch andere Raab-Sendungen wie etwa „TV total“übernehmen?
Es ist kein Geheimnis, dass ProSieben und ich auch über andere Sachen sprechen. Aber jetzt ist erst „Schlag den Henssler“angesagt, und man muss mal gucken, wie das läuft. Die Sendung muss wieder mehr Relevanz bekommen. Man darf nicht nur darauf gucken, wie viel Prozent aus einer bestimmten Zielgruppe einschalten, und dann damit zufrieden sein. Mich interessiert, wie viele Leute überhaupt zugucken. Wenn
die Show drei Millionen Zuschauer hat, dann erreicht sie auch die Tiefe der Gesellschaft, dann reden die Leute darüber. Ich will versuchen, dass sich das Klein und Groß angucken. Wenn das funktioniert, werden sich ProSieben und ich nächstes Jahr neue Sachen ausdenken.
Wäre eine Late-Night-Show für Sie ein Thema?
Ja klar. Ich mag amerikanische Late Night, denn die ist zwar sehr politisch, aber immer sehr positiv gestimmt. Deutsche Late Night ist mir
oft zu sarkastisch, da fehlt die Leichtigkeit. Ich fand, dass Stefan Raab bei „TV total“eine geile Mischung hatte – das müsste man in die Jetztzeit bringen. Vor fünf, sechs Jahren war vielleicht noch ein ganz anderer Mut da, heute ist der Kampf durch Anbieter wie Netflix oder Amazon Prime größer, und das Fernsehen ist vorsichtiger geworden, wenn es darum geht, etwas Neues zu wagen.
Wieso sind Sie eigentlich weg von Ihrem Haussender Vox, wo Sie mit der Kochshow „Grill den Henssler“sehr erfolgreich waren?
Für mich stand schon vor dem ProSieben-Angebot fest, dass ich mit „Grill den Henssler“aufhöre. Es war eine ganz geile Zeit, aber jetzt will ich die Komfortzone verlassen und was anderes machen. Für viele ist das unverständlich, denn wenn du in der heutigen Fernsehlandschaft eine Sendung hast, die so gut funktioniert, immer über dem Senderschnitt liegt, immer sehr gute Quoten hat, dann ist es eigentlich ein No-Go, das Ding zu verlassen. Aber ich fühlte mich nach über 60 Sendungen nicht mehr richtig gefordert.
Kochen Sie im Fernsehen künftig gar nicht mehr?
Keine Ahnung. Kann sein, dass ich noch mal koche, kann aber auch sein, dass das nicht mehr passiert. Ich weiß, dass der Zuschauer in Schubladen denkt. Aber den Schritt zu „Schlag den Henssler“kann er glaube ich mitgehen ohne zu denken: „Wieso hat der jetzt nicht die Bratpfanne in der Hand?“
Sie haben drei Restaurants. Wie groß ist denn die Wahrscheinlichkeit, dass das, was da serviert wird, auch von Ihnen gekocht wurde?
Dass ich im Fernsehen nicht mehr koche, heißt ja nicht, dass ich gar nicht mehr koche. Ich bin immer noch regelmäßig in meinen Restaurants und sehe nach dem Rechten. Außerdem mache ich künftig weniger Fernsehen: Nur noch sechs Shows pro Jahr statt zuletzt 19. Das lässt Raum für andere Sachen – unter anderem für meine Restaurants.