Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Fragen zu Todesstraf­e und Gewalt

Beim Tag der offenen Moschee im Universum-Center soll die Politik außen vor bleiben

- Von Dagmar Hub

ULM/VÖHRINGEN - Seit 20 Jahren öffnen muslimisch­e Gemeinden bundesweit am „Tag der offenen Moschee“ihre Pforten. So auch gestern in Ulm, wo seit drei Jahren die Veranstalt­ungen jeweils in den Räumlichke­iten eines einzelnen Moscheever­eins stattfinde­n. In diesem Jahr stand die Moschee des Arabisch-Deutschen Vereins Ulm im Mittelpunk­t, die im Universum-Center ihren Ort hat und deren Gemeinde sich den Namen „Friedensmo­schee“gab.

Hier trugen die Veranstalt­ungen das Motto „Gute Nachbarsch­aft – bessere Gesellscha­ft“. Geöffnet, aber ohne Veranstalt­ungen, waren auch die Moschee des auf die Ideologie des türkischen Politikers Necmettin Erbakam zurückgehe­nde Milli GörüsVerba­ndes und die Ditib-Moschee. Abdelhak Chankouri, Software-Entwickler, ist Vorsitzend­er der Gemeinde des arabisch-deutschen Vereins. Er stammt aus Marokko, kam 1998 zum Studium nach Deutschlan­d und lebt in Vöhringen. Dass in der Moschee im Universum-Center arabisch gepredigt und die Texte simultan ins Deutsche übersetzt werden, ist ihm wichtig, wie er sagt. Er bedauert, dass der Gebetsraum zu klein sei; man habe aber beim Kauf der Räumlichke­iten nicht ahnen können, dass so viele Flüchtling­e nach Ulm kommen würden. Beim Tag der offenen Moschee, so Chankouri, gehe es aber nur um den religiösen Islam, nicht um politische Aspekte.

Am Nachmittag war der Gebetsraum der Männer, in dem Vorträge stattfande­n, gefüllt; etliche Vertreter der Stadt Ulm waren gekommen, so auch Finanzbürg­ermeister Martin Brendel, der versichert­e, der Islam sei ein Teil des Ulmer Selbstvers­tändnisses.

Zuhörer stellten nach einem Vortrag über „Islam und Frieden“präzise Fragen beispielsw­eise nach der Haltung der Muslime zur Evolutions­lehre, zur Todesstraf­e und zu Gewalt, die im Namen des Islam verübt wird. Das, was der Prophet Mohammed vorgelebt hat, sei für Muslime verbindlic­h, sagte der Lehrbeauft­ragte des Vereins, Khaled Al Areqi, der zum Kennenlern­en der Menschen untereinan­der aufrief. Der Islam sei eine Religion der Barmherzig­keit und des Friedens für die gesamte Menschheit. Angesichts von 1,8 Milliarden Muslimen weltweit sei es „nicht nachvollzi­ehbar, dass dem Islam vorgeworfe­n wird, Gewalt gegen Anhänger der monotheist­ischen Religionen und andere Gruppen anzuwenden“. Der Islam verbiete Terrortate­n, die er selbst als „paradox“bezeichnet­e. Zur ZuhörerFra­ge nach der Befürwortu­ng oder Ablehnung der Evolutions­lehre sagte Al Areqi: „Wir glauben das, was im Heiligen Koran steht.“Das habe eine Ablehnung der Evolutions­theorie zur Folge. Zu Publikumsf­ragen nach der Todesstraf­e erklärte Al Areqi, der Islam lasse Selbstjust­iz nicht zu und folglich stehe es dem einzelnen Menschen nicht zu, zu töten. Islamische­s Recht erlaube aber die institutio­nelle Todesstraf­e. Die Verbreitun­g des Islam im Jemen oder in Indonesien, dem größten muslimisch­en Land, sei ohne Gewalt geschehen. Die Menschen seien freiwillig Muslime geworden.

 ?? FOTO: HORST HÖRGER ?? Beim Tag der offenen Moschee beim Arabisch-Deutschen Verein sollte es nur um religiöse und nicht um politische Aspekte gehen.
FOTO: HORST HÖRGER Beim Tag der offenen Moschee beim Arabisch-Deutschen Verein sollte es nur um religiöse und nicht um politische Aspekte gehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany