Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Ein Amtsblatt für Laupheim? Etliche Stadträte bevorzugen Homepage und App

Auf Antrag der Freien Wähler hat die Verwaltung Print-Modelle und digitale Alternativ­en geprüft – Nach lebhafter Diskussion im Rat wollen die Fraktionen weiterüber­legen

- Von Roland Ray

LAUPHEIM - Soll die Stadt ein Amtsblatt für Laupheim einführen? Mehrfach haben die Freien Wähler beantragt, dies zu prüfen. In der jüngsten Ratssitzun­g hat die Verwaltung verschiede­ne Modelle sowie Alternativ­en zum herkömmlic­hen Amtsblatt vorgestell­t und die gesetzlich­en Vorgaben erläutert. Eine Diskussion schloss sich an.

Amtsblätte­r gliedern sich in einen amtlichen und einen nichtamtli­chen Teil, erklärte Verena Miller, Leiterin des Bürgermeis­teramts. Der nichtamtli­che enthält etwa Veröffentl­ichungen der Vereine, Kirchen, Parteien und Ratsfrakti­onen. Eine umfassende, pressemäßi­ge Berichters­tattung über das politische und gesellscha­ftliche Leben ist allerdings nicht zulässig; ebenso wenig darf die Kommune selbst Anzeigen für ihr Amtsblatt akquiriere­n.

Sollte ein Amtsblatt kommen, empfiehlt die Verwaltung das „Verlagsmod­ell“: Dabei ist die Kommune Herausgebe­r und ein privates Unternehme­n für die kaufmännis­chen Belange zuständig. Gleichwohl kämen auf die Stadt jährliche Personalko­sten von geschätzt 36 700 Euro zu.

Die App ist interaktiv

Als Alternativ­en werden das Internet und eine Stadt-App genannt. Über die App könnten die Bürger beispielsw­eise an die nächste Müllabfuhr erinnert werden, Pressemeld­ungen der Stadt und Antragsfor­mulare abrufen oder das Rathaus über defekte Ampeln und beschädigt­e Parkbänke informiere­n. Die Kosten seien im Vergleich zum herkömmlic­hen Amtsblatt deutlich niedriger; auch sei der Wunsch nach einer Stadt-App verschiede­ntlich geäußert worden, so von der Werbegemei­nschaft „Treffpunkt Laupheim“.

Der FW-Fraktionsv­orsitzende Erwin Graf befürworte­te ein Amtsblatt auf Papier, nicht zuletzt mit Blick auf die älteren Bürger. Die Blätter in den Teilorten und im Umland hätten einen hohen Informatio­nsgehalt, gerade was Termine und Vereinsnac­hrichten betreffe. Aber auch seine Fraktion wolle über eine Plattform verfügen können, ihre Standpunkt­e und Vorhaben kundzutun.

„Wollen wir wirklich ein solches Feld aufmachen?“, hakte Clemens Graf Leutrum (CDU) ein. Man habe erlebt, wie unterschie­dlich Protokolle interpreti­ert würden, „und was ist, wenn Berichte redigiert und gekürzt werden?“Im Übrigen: „Nehmen wir uns doch nicht so wichtig, dass wir alles schriftlic­h an die Bürger herantrage­n müssen. Wir sollten mehr kommunizie­ren mit ihnen.“Und die städtische Internetse­ite „endlich auf Vordermann bringen“. Dort könnten dann auch die Vereine Termine hinterlege­n, so wie sie täglich bei der Zeitung die Möglichkei­t dazu hätten.

Die Mitteilung­sblätter in den Teilorten hätten durchaus ihre Funktion, sagte Anja Reinalter (Offene Liste). Ihr Hauptargum­ent, kein Amtsblatt für die Kernstadt einzuführe­n: „Es ist ökologisch nicht vertretbar, noch mehr Printmedie­n unters Volk zu bringen. Wir sollten modern denken und eine gute städtische Homepage und eine App machen.“Die OL-Fraktion habe noch keine abschließe­nde Meinung zum Amtsblatt, „tendenziel­l neigen wir dazu zu sagen, das brauchen wir nicht“.

Zu viel Papier und zu viel Mühe, befand Brigitte Schmidt (SPD). Die Stadt möge erst einmal eine bessere, bürgerfreu­ndliche Homepage an den Start bringen.

Ein weiteres Druckerzeu­gnis obendrauf, zusätzlich zu den Teilortblä­ttern, erachte die Verwaltung als schwierig, sagte OB Rainer Kapellen. Zudem hätten ja auch die Kirchen und Vereine wie der FV Olympia eigene Publikatio­nen. Sein Fazit: „Ein weiteres Printmediu­m ist nicht unbedingt zielführen­d.“Die städtische Homepage sei nagelneu; was fehle, sei eine zusätzlich­e Stelle für Öffentlich­keitsarbei­t. Charme hätte es für Kapellen, den Leuten Neuigkeite­n direkt auf Smartphone und PC zu schicken.

„Wenn wir ein gemeinsame­s Mitteilung­sblatt machen, fällt bei uns ein Kulturgut weg“, warf Bihlafinge­ns Ortsvorste­herin Rita Stetter ein. Ein zentrales Blatt wäre „ein Riesenpamp­hlet“.

„Nach vorne denken“

„Wir sollten nach vorne denken“, forderte Christian Biffar (CDU) und lenkte den Blick erneut auf die „viel schnellere, aktuellere und günstigere“Lösung mit einer App. „Und wenn die Fraktionen sich darstellen wollen, nichts ist leichter, als einen Link einzuricht­en auf die jeweilige Homepage.“Der CDU-Fraktionsc­hef Burkhard Volkholz plädierte ebenfalls für eine digitale Variante: „Alles andere ist zu aufwändig, zu teuer, zu komplizier­t.“Die Stadt möge sich auf die Homepage konzentrie­ren („die kann man besser machen“) und das avisierte Ratsinform­ationssyst­em nach vorn bringen. Ein gedrucktes Amtsblatt, zusammen mit Werbeprosp­ekten verteilt, werde wohl in vielen Fällen schnell in der Papiertonn­e landen.

Es gebe noch genügend Menschen, „die Papier in der Hand halten wollen“, meinte demgegenüb­er Norbert Schlager (FW). Eine Kombinatio­n aus Print und Digital wäre optimal.

Letztendli­ch einigten sich die Fraktionen darauf, zunächst intern weiterzube­raten. „Wir könnten uns auch vorstellen, dass wir den digitalen Weg gehen“, meldete sich Erwin Graf nochmals zu Wort. „Für die Jüngeren ist das klar die Zukunft.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany