Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Ein Amtsblatt für Laupheim? Etliche Stadträte bevorzugen Homepage und App
Auf Antrag der Freien Wähler hat die Verwaltung Print-Modelle und digitale Alternativen geprüft – Nach lebhafter Diskussion im Rat wollen die Fraktionen weiterüberlegen
LAUPHEIM - Soll die Stadt ein Amtsblatt für Laupheim einführen? Mehrfach haben die Freien Wähler beantragt, dies zu prüfen. In der jüngsten Ratssitzung hat die Verwaltung verschiedene Modelle sowie Alternativen zum herkömmlichen Amtsblatt vorgestellt und die gesetzlichen Vorgaben erläutert. Eine Diskussion schloss sich an.
Amtsblätter gliedern sich in einen amtlichen und einen nichtamtlichen Teil, erklärte Verena Miller, Leiterin des Bürgermeisteramts. Der nichtamtliche enthält etwa Veröffentlichungen der Vereine, Kirchen, Parteien und Ratsfraktionen. Eine umfassende, pressemäßige Berichterstattung über das politische und gesellschaftliche Leben ist allerdings nicht zulässig; ebenso wenig darf die Kommune selbst Anzeigen für ihr Amtsblatt akquirieren.
Sollte ein Amtsblatt kommen, empfiehlt die Verwaltung das „Verlagsmodell“: Dabei ist die Kommune Herausgeber und ein privates Unternehmen für die kaufmännischen Belange zuständig. Gleichwohl kämen auf die Stadt jährliche Personalkosten von geschätzt 36 700 Euro zu.
Die App ist interaktiv
Als Alternativen werden das Internet und eine Stadt-App genannt. Über die App könnten die Bürger beispielsweise an die nächste Müllabfuhr erinnert werden, Pressemeldungen der Stadt und Antragsformulare abrufen oder das Rathaus über defekte Ampeln und beschädigte Parkbänke informieren. Die Kosten seien im Vergleich zum herkömmlichen Amtsblatt deutlich niedriger; auch sei der Wunsch nach einer Stadt-App verschiedentlich geäußert worden, so von der Werbegemeinschaft „Treffpunkt Laupheim“.
Der FW-Fraktionsvorsitzende Erwin Graf befürwortete ein Amtsblatt auf Papier, nicht zuletzt mit Blick auf die älteren Bürger. Die Blätter in den Teilorten und im Umland hätten einen hohen Informationsgehalt, gerade was Termine und Vereinsnachrichten betreffe. Aber auch seine Fraktion wolle über eine Plattform verfügen können, ihre Standpunkte und Vorhaben kundzutun.
„Wollen wir wirklich ein solches Feld aufmachen?“, hakte Clemens Graf Leutrum (CDU) ein. Man habe erlebt, wie unterschiedlich Protokolle interpretiert würden, „und was ist, wenn Berichte redigiert und gekürzt werden?“Im Übrigen: „Nehmen wir uns doch nicht so wichtig, dass wir alles schriftlich an die Bürger herantragen müssen. Wir sollten mehr kommunizieren mit ihnen.“Und die städtische Internetseite „endlich auf Vordermann bringen“. Dort könnten dann auch die Vereine Termine hinterlegen, so wie sie täglich bei der Zeitung die Möglichkeit dazu hätten.
Die Mitteilungsblätter in den Teilorten hätten durchaus ihre Funktion, sagte Anja Reinalter (Offene Liste). Ihr Hauptargument, kein Amtsblatt für die Kernstadt einzuführen: „Es ist ökologisch nicht vertretbar, noch mehr Printmedien unters Volk zu bringen. Wir sollten modern denken und eine gute städtische Homepage und eine App machen.“Die OL-Fraktion habe noch keine abschließende Meinung zum Amtsblatt, „tendenziell neigen wir dazu zu sagen, das brauchen wir nicht“.
Zu viel Papier und zu viel Mühe, befand Brigitte Schmidt (SPD). Die Stadt möge erst einmal eine bessere, bürgerfreundliche Homepage an den Start bringen.
Ein weiteres Druckerzeugnis obendrauf, zusätzlich zu den Teilortblättern, erachte die Verwaltung als schwierig, sagte OB Rainer Kapellen. Zudem hätten ja auch die Kirchen und Vereine wie der FV Olympia eigene Publikationen. Sein Fazit: „Ein weiteres Printmedium ist nicht unbedingt zielführend.“Die städtische Homepage sei nagelneu; was fehle, sei eine zusätzliche Stelle für Öffentlichkeitsarbeit. Charme hätte es für Kapellen, den Leuten Neuigkeiten direkt auf Smartphone und PC zu schicken.
„Wenn wir ein gemeinsames Mitteilungsblatt machen, fällt bei uns ein Kulturgut weg“, warf Bihlafingens Ortsvorsteherin Rita Stetter ein. Ein zentrales Blatt wäre „ein Riesenpamphlet“.
„Nach vorne denken“
„Wir sollten nach vorne denken“, forderte Christian Biffar (CDU) und lenkte den Blick erneut auf die „viel schnellere, aktuellere und günstigere“Lösung mit einer App. „Und wenn die Fraktionen sich darstellen wollen, nichts ist leichter, als einen Link einzurichten auf die jeweilige Homepage.“Der CDU-Fraktionschef Burkhard Volkholz plädierte ebenfalls für eine digitale Variante: „Alles andere ist zu aufwändig, zu teuer, zu kompliziert.“Die Stadt möge sich auf die Homepage konzentrieren („die kann man besser machen“) und das avisierte Ratsinformationssystem nach vorn bringen. Ein gedrucktes Amtsblatt, zusammen mit Werbeprospekten verteilt, werde wohl in vielen Fällen schnell in der Papiertonne landen.
Es gebe noch genügend Menschen, „die Papier in der Hand halten wollen“, meinte demgegenüber Norbert Schlager (FW). Eine Kombination aus Print und Digital wäre optimal.
Letztendlich einigten sich die Fraktionen darauf, zunächst intern weiterzuberaten. „Wir könnten uns auch vorstellen, dass wir den digitalen Weg gehen“, meldete sich Erwin Graf nochmals zu Wort. „Für die Jüngeren ist das klar die Zukunft.“