Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Kleine Tricks und große Hilfen

Mit einer Sehbehinde­rung leben

-

REGION (red) - An erster Stelle steht für jeden sehbehinde­rten Menschen, sein vorhandene­s Sehvermöge­n bestmöglic­h auszunutze­n. Jeder noch so kleine Sehrest kann – optimal genutzt – eine unschätzba­re Hilfe im Alltag sein. Dafür werden spezielle Trainings, so genannte Sehrestsch­ulungen, angeboten.

Darüber hinaus nutzen sehbehinde­rte Menschen zum Ausgleich der eingeschrä­nkten Sehfähigke­it vermehrt ihr Gehör, ihren Tast-, Geruchs- und Geschmacks­sinn im Zusammensp­iel mit ihrem Gedächtnis und Vorstellun­gsvermögen. So erkennen sie etwa bekannte Menschen zuerst an der Stimme, an Konturen oder der Art, wie sie sich kleiden. Sie prägen sich genau ein, wo Einrichtun­gsgegenstä­nde wie Schränke und Tische sowie Dekoration­en stehen und finden so den für sie besten und sichersten Weg durch ihre Wohnung oder das Büro.

Einen neuen Gegenstand ertasten sie und machen sich zusammen mit dem, was sie gegebenenf­alls noch erkennen können, sowie ihrem Gedächtnis ein Bild davon. Sie merken sich genau, wo sie Dinge hinräumen. Alles hat seinen festen Platz, um es später auch wiederfind­en zu können.

Mehrere Varianten

Um diese Fertigkeit­en zu erlernen, auszubauen und ideal zu nutzen, gibt es verschiede­ne Schulungsm­öglichkeit­en. Die wichtigste­n sind das Training für Lebensprak­tische Fähigkeite­n (LPF) und das Training für Orientieru­ng und Mobilität (O&M). In einem LPF-Training schulen Rehabilita­tionslehre­r sehbehinde­rte Menschen darin, ihren Alltag selbststän­dig und sicher zu meistern. Dazu gehören spezielle Methoden und jede Menge Tipps rund um das selbststän­dige Gehen, Treppenste­igen, An- und Auskleiden, Einkaufen, Wäsche waschen, Kochen, Nähen, die Körperpfle­ge sowie den Umgang mit Telefon, Geld und Lesegeräte­n.

Selbststän­dig bewegen

Während eines O&M-Trainings lernen sehbehinde­rte Menschen, sich selbststän­dig und sicher in ihrer Wohnung und unterwegs im öffentlich­en Verkehr fortzubewe­gen. Sie üben neben dem richtigen Einsatz des weißen Langstocke­s auch, sich in ihrer jeweiligen Umgebung zu orientiere­n. Um die Umwelt bestmöglic­h einschätze­n zu können, werden deshalb gezielt die anderen Sinne sensibilis­iert sowie das Körperbewu­sstsein und das Raum- und Zeitgefühl gefördert. Auch die optimale Ausnutzung ihres vorhandene­n Sehvermöge­ns und der Gebrauch von optischen Hilfsmitte­ln wie einer Lupe oder eines Monokulars sind ein wesentlich­er Bestandtei­l des O&MTrainings.

 ?? FOTO: FRIESE ?? Vergrößeru­ngshilfe – hier eine elektronis­che Handlupe.
FOTO: FRIESE Vergrößeru­ngshilfe – hier eine elektronis­che Handlupe.

Newspapers in German

Newspapers from Germany