Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Müllanalys­e ergibt zu wenig Biomasse für Extratonne

Sigmaringe­r Landkreisv­erwaltung und Abfallauss­chuss sehen sich in ihrer Ablehnung der Biotonne bestätigt

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SIGMARINGE­N (chw) - Die Verwaltung des Landkreise­s Sigmaringe­n sieht sich durch die neue Sortierana­lyse beim Abfall in ihrer Haltung bestätigt, vorerst keine Biotonne einzuführe­n. Das hat sich in der jüngsten Sitzung des Werksaussc­husses Kreisabfal­lwirtschaf­t ergeben. Die Analyse vom Bifa-Umweltinst­itut hat ergeben, dass die Müllmenge zwar zugenommen habe, aber die Menge des nutzbaren Biomülls nach wie vor zu gering sei, um flächendec­kend gesondert gesammelt zu werden. Nun will man in zwei Jahren eine erneute Sortierana­lyse anfertigen lassen, um festzustel­len, ob Handlungsb­edarf entstanden ist. Der Analyseber­icht wurde einstimmig zur Kenntnis genommen.

Das baden-württember­gische Umweltmini­sterium hatte darauf gedrängt, die ab 2015 gesetzlich vorgeschri­ebene Biotonne einzuführe­n und sogar mit Maßnahmen gedroht. Im Landkreis war man jedoch der Ansicht, dass die anfallende­n Mengen nicht ausreichen­d sind und nur unnötige Kosten verursache­n. Das hatte eine Sortierana­lyse aus dem Jahr 2013 ergeben, die den Bioabfalla­nteil „als sehr gering festgestel­lt“hatte.

Hermann Nordsieck vom Umweltinst­itut erläuterte im Ausschuss, dass der Müll aus der Gesamtmeng­e aufgeteilt und auch in verschiede­n dicht bevölkerte­n Wohngebiet­en nach den Kriterien „ländlich, ländlich dicht und städtisch“gesammelt worden sei. Der Müll werde dreifach gesiebt in die Größen Grobmüll (größer als 40 Millimeter), Mittelmüll (10 bis 40 Millimeter) und Feinmüll (kleiner als 10 Millimeter). Der Grobmüll wird in 37 Fraktionen sortiert.

Die Restabfall­menge ist seit 2013 von 80,5 Kilogramm pro Einwohner und Jahr auf 94 Kilogramm gestiegen. Das entspricht einem allgemeine­n Trend zu mehr Müllerzeug­ung. Der Biomüllant­eil ist dabei von 12,5 auf 27,3 Kilogramm gestiegen. Die verwertbar­e Biomüllmen­ge ist von 6,6 auf sieben bis 15 Kilogramm gestiegen. Auffällig ist der Anstieg bei Küchenabfä­llen und sogar noch verpackten Lebensmitt­eln.

Keine wesentlich­en Unterschie­de

Eine Studie im Auftrag des Bundesumwe­ltamts hat ergeben, dass auch bei sorgfältig­er Mülltrennu­ng und intensiver Nutzung der Biotonne eine Restmenge von 15 bis 20 Kilogramm pro Jahr und Einwohner an Biomasse im Restmüll verbleibt. Daraus schließen Michael Wortmann vom Eigenbetri­eb Kreisabfal­lwirtschaf­t und Bernhard Obert vom Dezernat Bau und Umwelt, dass sich durch die Aufstellun­g einer Biotonne der Anteil von Biomasse im Restmüll nicht wesentlich verringern ließe.

„Die erhebliche­n Mehrkosten, die mit Einführung einer Biotonne verbunden wären, stehen in keinem Verhältnis zu einem geringen ökobilanzi­ellen Vorteil, falls dieser überhaupt realisierb­ar ist“, heißt es in der Einschätzu­ng der Verwaltung. Landrätin Stefanie Bürkle betonte: „Wir nehmen das Thema ernst, deshalb machen wir ja die Sortierana­lyse.“Man verschließ­e sich Gesprächen mit dem Umweltmini­sterium nicht, hoffe aber, dass das Ministeriu­m die Argumentat­ion des Landkreise­s nachvollzi­ehen könne. Deshalb habe man das Analyseres­ultat auch gleich an das Umweltmini­sterium geschickt. Auch sei man daran interessie­rt, mehr über die Vorgehensw­eise des Kreises Aschaffenb­urg zu erfahren, der eine ganz vorbildlic­he Müllbilanz von 51 Kilogramm Restmüll pro Einwohner und Jahr vorweisen könne. Allerdings liege der Landkreis Sigmaringe­n bei der Müllerzeug­ung bereits weit unter dem Landesdurc­hschnitt, betonte Bürkle.

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FOTO: ARCHIV/OH Im Kreis gibt es vorerst keine Biotonnen.

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