Schwäbische Zeitung (Laupheim)
France Gall
Noch vor wenigen Jahren steckte France Gall tief in einer Krise. Dann realisierte die französische Sängerin, die in Deutschland Ende der 1960er-Jahre mit Gute-Laune-Liedern wie „Zwei Apfelsinen im Haar“und „Ein bisschen Goethe, ein bisschen Bonaparte“bekannt wurde, ihr Musical „Résiste“. Ein Erfolg. Jetzt glaubt die Künstlerin wieder an die Zukunft. Das war nicht immer so. Die blonde Sängerin, die am Montag, 9. Oktober, 70 Jahre alt wird, hat einiges mitgemacht.
Das Leben hat es mit der Sängerin nicht immer gut gemeint. Ihr Mann Michel Berger starb 1992 mit 44 Jahren, fünf Jahre später ihre Tochter Pauline. Die damals 19-Jährige litt an der Stoffwechselerkrankung Mukoviszidose. Von diesen Schicksalsschlägen erholte sich France Gall nur schwer. Aber vor fünf Jahren tauchte sie wieder auf. Das Leben mache ihr keine Angst mehr, erklärte sie damals. „Ich bin immer noch da“, wie sie in dem Interview strahlend lächelnd sagte.
Gall hatte mit 15 Jahren zu singen angefangen. Ihr Vater, Robert Gall, schrieb Liedtexte für Charles Aznavour und unterstützte früh auch seine Tochter. Die lernte sehr bald Serge Gainsbourg kennen, das Enfant terrible der Chanson-Szene, der in ihr ein Abbild der Lolita sah. Er schrieb für sie Songs voller erotischer Anspielungen, darunter „Poupée de cire, poupée de son“, mit dem Galle 1965 für Luxemburg den Grand Prix Eurovision de la Chanson gewann. In Deutschland wurde das Lied unter dem Titel „Das war eine schöne Party“bekannt.
Ihre größten Erfolge feierte France Gall mit Liedern, die Berger für sie geschrieben hat, den sie 1976 heiratete, darunter „Tout pour la musique“und „Ella, elle l'a“, das sich in Deutschland vier Wochen auf Platz eins halten konnte. Bergers Musik lebe auch in ihrem Musical weiter, wie Gall betont. Sie selbst singt in der Öffentlichkeit allerdings nur noch selten. Sabine Glaubitz