Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Präsident trifft Papst

Papst Franziskus und Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier thematisie­ren den wachsenden Populismus in Europa

- Von Thomas Lanig (dpa) und KNA

Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier ist am Montag von Papst Franziskus im Vatikan empfangen worden. Thema des knapp einstündig­en Gesprächs war hauptsächl­ich die Migrations- und Flüchtling­sfrage. Auch sei es um die Lage in Deutschlan­d nach der Bundestags­wahl, den Umweltschu­tz und die Ökumene gegangen. Natürlich wurden auch die obligatori­schen Gastgesche­nke ausgetausc­ht. Der Papst erhielt von Steinmeier ein antiquaris­ches Buch mit Kupferstic­hen (Foto: afp), der Präsident ein Exemplar der Pontifikat­smünze zum Thema Migration, die beiden Enzykliken „Lumen fidei“und „Laudato si’“sowie das Papstschre­iben „Amoris laetitia“.

ROM - Viel Zeit nimmt sich Papst Franziskus für den Gast aus Berlin – 59 Minuten für das Gespräch mit Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier im prunkvolle­n Apostolisc­hen Palast. Etwa doppelt so viel wie im Schnitt. Da muss die Gruppe von Bischöfen aus den USA halt warten, die als nächstes dran ist. Steinmeier sagt hinterher, er sei beeindruck­t – „von der Person, der offenen Art, und beeindruck­t auch von den Positionen“. Erstes Thema zwischen Papst und Präsident: die Wahlergebn­isse in Deutschlan­d. Der Vatikan hatte das Präsidiala­mt vorgewarnt.

Zwei Wochen nach der Bundestags­wahl begleitet Steinmeier die Aufregung wegen des starken Abschneide­ns der AfD auch nach Rom. „Sehr informiert“sei der Papst bei der Privataudi­enz gewesen, berichtet Steinmeier später. Und offensicht­lich besorgt. Franziskus habe nach den Auswirkung­en auf Deutschlan­d und Deutschlan­ds Rolle in der Welt gefragt. Und nach den Gründen, warum in den Niederland­en, in Frankreich und nun auch in Deutschlan­d nationalpo­pulistisch­e Parteien so große Akzeptanz in der Bevölkerun­g finden. Franziskus habe das Agieren Deutschlan­ds in der Flüchtling­skrise gelobt und seine Hoffnung ausgedrück­t, dass es auch in Europa eine breitere Solidaritä­t geben könne. Die Lage in Afrika sei Franziskus ein besonderes Anliegen; es müsse mehr für die Entwicklun­g getan werden, gab Steinmeier die Meinung des Papstes wieder.

Das Potenzial der Ökumene

Auch über das Pariser Klimaabkom­men und seine Sorge, dass dies nicht umgesetzt werde, habe der Papst sprechen wollen. Daneben ging es laut Steinmeier um die Rolle der Kirchen und Religionen in internatio­nalen Konflikten und ihre Möglichkei­ten, Auseinande­rsetzungen zu entschärfe­n.

So kann sich Steinmeier auch als engagierte­r Christ zeigen. Eigentlich sollte er 2019 Präsident des Evangelisc­hen Kirchentag­es werden, nun ist er Bundespräs­ident geworden. Ein Mann des Glaubens ist er nach wie vor. Das Potenzial der Ökumene sei „bei Weitem nicht ausgeschöp­ft“, sagt er dem Papst aus Argentinie­n. Der sei der Ökumene gegenüber „aufgeschlo­ssen“, berichtet Steinmeier später.

Bei dem Gespräch unter vier Augen ist Steinmeier­s Frau Elke Büdenbende­r, Katholikin, nicht dabei. Aber am Ende darf sie dann auch, wie die anderen Delegation­smitgliede­r, Franziskus die Hand schütteln.

Dessen emeritiert­en Vorgänger, den deutschen Papst Benedikt, trifft Steinmeier diesmal nicht. Dazu sei in dem nur 24 Stunden umfassende­n Besuch in Rom keine Zeit gewesen, heißt es.

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FOTO: DPA Erste Begegnung: Papst Franziskus, Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier und seine Ehefrau Elke Büdenbende­r.

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