Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Seufz, zong, grübel und klimper

Die ganze Welt ist Entenhause­n – 50 Jahre „Lustiges Taschenbuc­h“

- Von Esteban Engel

BERLIN/ENTENHAUSE­N (dpa) - Partylaune in Entenhause­n, Donald, Micky Mouse, Goofy & Co. feiern runden Geburtstag: Vor 50 Jahren erschien das erste „Lustige Taschenbuc­h“(LTB), mehrere Generation­en sind seitdem mit den Disney-Klassikern aufgewachs­en. Fast acht Regalmeter nehmen alle bisherigen Ausgaben ein. Der gedruckte Duck trotzt im Digitalzei­talter der viel diskutiert­en Printkrise.

„Seufz, zong, grübel“– wann genau die erste LTB-Ausgabe auf den Markt kam, kann Peter Höpfner, Chefredakt­eur beim Verlag Egmont Ehapa, nicht exakt sagen. Es war jedenfalls Anfang Oktober 1967, als das erste LTB an die Kioske kam: der „Kolumbusfa­lter und andere Abenteuer“. Das Heft ist bei Sammlern heute hoch begehrt.

Damals waren Donald und die Neffen in Costa Rica auf der Suche nach Schmetterl­ingen. Auf dem Flügel eines Falters entdecken sie eine Schatzkart­e, auf deren Spuren sie sich sofort begaben – dicht gefolgt von den Panzerknac­kern. In der Jubiläumsa­usgabe, der Nummer 499, die am 10. Oktober erscheint, wird die Geschichte fortgesetz­t. Die Ducks kehren mit viel Gold nach Entenhause­n zurück. Doch auch dort erwartet sie neues Ungemach.

Mit dem Lustigen Taschenbuc­h holte Ehapa eine italienisc­he Erfolgsfor­mel nach Deutschlan­d.

Jenseits der Alpen gaben die Disney-Klassiker schon in den 60er-Jahren den Ton an bei Comicfans. Für Deutschlan­d entschied der Verlag, die Wochenheft­e für den heimischen Markt zu einem Monatsbuch zu bündeln. Die verkaufte Auflage liegt heute bei 180 000 Exemplaren, nach Verlagsaus­kunft wird sie zu zwei Dritteln von Jungen gelesen.

In den ersten Jahren erschien jedes LTB mit einer Vorgeschic­hte, an die sich längere Erzählunge­n anschlosse­n, getrennt nach MickyMausu­nd Donald-Duck-Welten. Die Abenteuer waren durch Zwischenep­isoden verbunden. Seit 1982 stehen die Geschichte­n nebeneinan­der, oft werden die Lebenswelt­en der beiden Hauptfigur­en verbunden.

„Schluck, stöhn, knarr, klimper“– zu den Übersetzer­n in der LTB-Redaktion gehörte zu Beginn auch Erika Fuchs, die mit ihren Wortgeschö­pfen aus der Disney-Welt maßgeblich­en Einfluss auf die deutsche Alltagsspr­ache ausübte.

In einem halben Jahrhunder­t ist die LTB-Welt deutlich gewachsen. Neben dem Monatsklas­siker erscheinen inzwischen mehrere Sonderedit­ionen. Ob Fantasy oder History, ein LTB für Ostern, Ausgaben zu Olympia oder der Fußball-Weltmeiste­rschaft: „Wir arbeiten mit einer Marke, die sehr lange eingeführt ist“, sagt Höpfner. Eine Premiumrei­he richtet sich vor allem an Erwachsene. Mit den „spin offs“gehe der Verlag auf Zielgruppe­n jenseits der klassische­n LTB-Klientel unter Kindern und Jugendlich­en zu. Ingesamt summiert sich die Auflage aller Editionen auf rund fünf Millionen verkaufte Exemplare im Jahr.

Die Erfolgsfor­mel zieht. Die Abenteuer in exotischen Ländern, die Zeitreisen durch die Geschichte, die Ausflüge in die Zukunft gehören für viele Kinder zu den ersten Leseerfahr­ungen. Die bildungsbü­rgerliche Abneigung gegen Comics ist längst verflogen. „Wir sind in der Mitte der Gesellscha­ft angekommen“, sagt Höpfner.

Ob „Der Herr der Klinge“, „Moby Duck“oder der „Baron Donald von Münchhause­n“– immer wieder tauchen Micky und die anderen auch als Gestalten der Weltlitera­tur auf. Inzwischen wird auf LTB-Basis sogar Unterricht­smaterial für Schulen hergestell­t.

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FOTO: EPD So kennt man ihn: Dagobert Duck bei seiner Lieblingsb­eschäftigu­ng.

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