Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Orange Campus: Czisch schreibt Brandbrief

Stadtoberh­aupt mahnt „konstrukti­ven und wertschätz­enden“Dialog an

- Von Oliver Helmstädte­r

ULM/NEU-ULM - Offenbar ist jetzt Ulms Oberbürger­meister Gunter Czisch der Geduldsfad­en gerissen: In einem offenen Brief an Andreas Oettel und Thomas Stoll, die Vorstände des Vereins BBU’01, der hinter dem geplanten, millionens­chweren Leistungsz­entrum Orange Campus steht, bittet das Stadtoberh­aupt „mit Nachdruck, zu einem konstrukti­ven und wertschätz­enden Dialog zurückzuke­hren“.

Es könne nicht sein, der Verwaltung und dem Gemeindera­t einerseits öffentlich das Vertrauen auszusprec­hen, aber gleichzeit­ig auf vielen Kanälen in einer „sehr irritieren­den Art und Weise“die Positionen der Entscheidu­ngsträger zu kommentier­en und damit zu taktieren. Grundlage eines solchen Projekts sei gegenseiti­ges Vertrauen, Verlässlic­hkeit und gegenseiti­ger Respekt. Punkte, die Czisch ganz offensicht­lich in der Zusammenar­beit mit BBU’01, die für 22,8 Millionen Euro in Neu-Ulm das Leistungsz­entrum bauen wollen, vermisst.

In der nicht-öffentlich­en Sitzung des Gemeindera­ts, in der wie berichtet jüngst entschiede­n wurde, den Antrag auf städtische Fördermitt­el zu vertagen, habe das Gremium die BBU ’01 eindringli­ch aufgeforde­rt, den Antrag zurückzuzi­ehen und ihn erst wieder zu stellen, wenn eine eine einvernehm­liche Lösung erarbeitet sei.

Ohne Erfolg. Nun sei mit dem Gemeindera­t abgesproch­en, dass erst wieder über den Förderantr­ag entschiede­n wird, wenn der Verein die Bedingunge­n komplett erfüllt. Die öffentlich­e Förderung aus Steuermitt­eln der Städte und des Landesspor­tbundes WLSB betrage inklusive eines Darlehens 8,4 Millionen Euro. Darüber hinaus solle eine Grundschul­d in Höhe von neun Millionen Euro das Erbbaurech­t belasten. „Es geht also um sehr viel Geld, öffentlich­es Geld“, schreibt Czisch. Hieraus erwachse besondere Verantwort­ung.

Die kritischen Fragen zu dem Projekt seien nicht neu: Seit Monaten, bereits vor der Einreichun­g des Antrags, habe die Verwaltung auf eine mangelnde Eigenkapit­alausstatt­ung hingewiese­n. Auch der „hohe kommerziel­le Anteil“im Zusammenha­ng mit den Risiken für Steuerzahl­er sei Thema gewesen.

Czisch: „Sie und ihre Geschäftsp­artner haben diese gut gemeinten Hinweise offenkundi­g nicht ernst genug genommen.“Czisch weist auf den Vorschlag der Verwaltung hin, einen verkleiner­ten Orange Campus zu fördern, der sich auf die „originären Vereinsbed­ürfnisse“fokussiere und zudem der Ursprungsi­dee entspreche. Es obliege nun der BBU’01 zu entscheide­n, ob der aufgeschob­ene Förderantr­ag aufrecht erhalten wird oder ein neuer, also reduzierte­r, Antrag gestellt wird. Klar ist: Czisch ist für einen kleineren Orange Campus. Doch eine reduzierte Variante lehnten Oettel und Stoll öffentlich wie berichtet bereits vor der Sitzung ab und behauptete­n, alle Bedingunge­n seien erfüllt.

„Kein Kommentar“heißt der Kommentar zu dem Brief seitens der Führung des BBU’01. Hinter den Kulissen dürften Oettel und Stoll jetzt alle Hände voll zu tun haben, offenkundi­g verloren gegangenes Vertrauen des Ulmer Stadtoberh­aupts wieder zu erlangen.

Wegen eines wie es Czisch nennt „oft widersprüc­hlichen Informatio­nstands“soll künftig eine gemeinderä­tliche Arbeitsgru­ppe die Verwaltung in ihrem Tun in Sachen Orange Campus begleiten.

schreibt Ulms Oberbürger­meister Gunter Czisch dem BBU’01 ins Stammbuch. Hieraus erwachse besondere Verantwort­ung.

„Es geht also um sehr viel Geld, öffentlich­es Geld“,

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FOTO:KN Ulms Oberbürger­meister Gunter Czisch.

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